"Ein Kader ist wie ein Gemälde – nie ganz fertig": Der EHC vor dem Neustart in der Liga

München - Mit einem Schuss weiß-blauer Derbyluft geht der EHC Red Bull München in den zweiten Saisonabschnitt nach der Pause für den Deutschland Cup. Die Straubing Tigers fordern die Mannschaft von Trainer Max Kaltenhauser am Freitagabend im ausverkauften SAP Garden (19.30 Uhr) zu einem oberbayerisch-niederbayerischen Tanz auf. Für den EHC-Coach wird es zugleich der erste Auftritt nach der Beförderung in die dauerhafte Chefrolle. Er sagt: "Straubing ist eine Top-Mannschaft, man darf sich von der Tabelle nicht blenden lassen."
Im Duell des Vierten gegen den Siebten wird auch zu erkennen sein, an welchen Stellschrauben die Eishackler zuletzt wie gut gedreht haben. Die AZ gibt einen Überblick.
EHC-Goalie Niederberger: "Es geht in die richtige Richtung"
Die Defensive: Der EHC kassierte vor dem Trainerwechsel zu viele Gegentore und Kaltenhauser machte sich daran, mehr Stabilität in die Mannschaft zu bekommen. "Es ist wichtig, dass du aus einer guten Struktur herausarbeitest, wir sind oft in Konter reingelaufen", sagt der 43-Jährige.
Was auch das Leben von Torwart Mathias Niederberger (31) nicht gerade erleichterte. Aber der Schnitt ist erkennbar gesunken und die Aufgabe nun, diesen Trend beizubehalten. "Was Max sagt", findet Niederberger, "ist Musik in meinen Ohren. Wir stehen hinten stabiler, dadurch haben wir auch die Scheibe schneller gewinnen können." Sein Rückschluss: "Es geht in die richtige Richtung. Wenn wir wenig Tore abgeben, haben wir eine gute Chance zu gewinnen, weil wir offensiv eine Macht sind."
EHC-Boss Winkler: "Wir sind ein Stück zu unserer Identität zurückgekommen"
Der Spielstil: Es ist das, was Manager Christian Winkler die Identität nennt und eben diese war unter Ex-Trainer Toni Söderholm nicht mehr im geforderten Maße zu sehen. "Die letzten Wochen", sagt der EHC-Boss, "haben gezeigt, dass viele richtige Knöpfe gedrückt wurden. Wir sind ein Stück zu unserer Identität zurückgekommen, die schnelles und aggressives Eishockey bedeutet."
Offensiv, attraktiv, aber nicht fahrlässig will der viermalige DEL-Meister spielen, will Kaltenhauser spielen lassen. Kein Spektakel um jeden Preis. "Wir haben im Spiel nach vorne den Zuschauern Freude bereitet, aber am Ende gewinnen wir lieber auch mal dreckig mit 1:0", sagt der Coach.
Kaltenhauser über Jackson: "Dass Don hier ist, ist ein Segen für uns"
Das Trainerteam: Der Rollentausch von Kaltenhauser ergab automatisch eine Vakanz auf der Assistentenposition. Derzeit stehen Pierre Allard und Patrick Dallaire dem neuen Bandenchef zur Seite. Auf Teufel komm raus soll die freie Stelle nicht nachbesetzt werden, möglich, dass sie auch rotierend aus dem eigenen Trainerfundus ausgefüllt wird. "Wenn wir jemanden dazuholen, dann wollen wir sicher sein, dass es passt", betont Winkler.
Derzeit ist Manuel Latusa im Training dabei, ein früherer Profi und Nationalspieler aus Österreich, der als Nachwuchscoach an der Akademie in Liefering bei Salzburg arbeitet. Und dann schwebt ja noch DEL-Rekordcoach Don Jackson als eine Art Trainervater über den Dingen. Kaltenhauser sagt: "Dass Don hier ist, ist ein Segen für uns, ich habe die Weisheit ja nicht mit Löffeln gefressen."
Holt der EHC noch einen Neuzugang?
Der Kader: Für Manager Winkler hört die Arbeit daran nie auf. "Ein Kader ist wie ein Gemälde, und ein Bild ist nie ganz fertig, es wird in einer Saison immer weiter gezeichnet", sagt der 53-Jährige. Was bedeutet, dass der EHC den Transfermarkt im Blick behält, aber nur reagieren wird, wenn eine echte Verstärkung zu bekommen ist.
Wahrscheinlicher als im breit aufgestellten Angriff, ist ein Zugang in der Verteidigung - dieser ist aber auch nicht kurzfristig zu erwarten. Christian Winkler will schließlich auch den jungen Spielern den Raum zur Talent-Entfaltung nicht beschneiden, fragt deshalb rhetorisch: "Glaubt jemand, dass ein Jakob Weber die Entwicklung hätte machen können, wenn er nicht die Spielzeit bekommen hätte?"