Ein Armutszeugnis

Gunnar Jans, Sportchef der AZ, über den Todesstoß fürs Münchner Eishockey
Natürlich ist jetzt, da sich mit dem EHC auch der Eishockeysport auf Profi-Ebene für immer aus München verabschiedet hat, das Geschrei groß: Die Stadt ist schuld, sie hätte den EHC retten müssen – aber der OB hat sich ja noch nie für den Sport interessiert! Tatsächlich ist Christian Ude bisher nicht als Freund des Eishockeys aufgefallen, und auch als es ums Überleben „seines“ Fußballvereins ging, hat sich er sich nicht als Löwenretter hervorgetan.
Aber ist es die Aufgabe der Politik, einen defizitär wirtschaftenden Profiklub in letzter Sekunde vor dem Lizenzverlust zu bewahren? Ich finde: nein. Es war der falsche Weg des Investors, den Einstieg der Stadt(werke) zur conditio sine qua non zu machen. Da konnte die Stadt nicht zustimmen. Nicht, weil sich die Stadtwerke-Kunden künftig über einen durch den EHC-Fonds um ein paar Euro gestiegenen Strompreis beschweren, sondern weil dann mit Recht alle 661 Münchner Sportvereine höhere Zuschüsse für Hallenzeiten und Nachwuchsarbeit einklagen könnten.
Als Retter in letzter Not konnte die Stadt sich nicht hergeben. Sie hätte vorher Zeichen setzen müssen. Ein Bekenntnis zu einer neuen Halle im Olympiapark, wie in den Plänen von München 2018 vorgesehen, hätte geholfen – auch bei der Sponsorensuche. Und auch da hätte der OB sich einbringen können – mit seinen Kontakten zur Münchner Wirtschaft.
Dass der Sport nun zur Monokultur wird, dass nur Fußball funktioniert (und das vom FC Bayern gewollte Basketball), ist beschämend für München. Ein Armutszeugnis in dieser reichen Stadt.