EHC vor dem Aus: Jetzt wehrt sich Ude
Weil SPD und Grüne ablehnen, den DEL-Klub via Stadtwerke zu unterstützen, attackieren Fans den OB im Internet bei Facebook. Der Politiker verteidigt sich, Profi Petermann kontert.
MÜNCHEN - Keine Pleite ohne Folgen – und Schuldzuweisungen. Da macht der EHC München keine Ausnahme. Durch die finanzielle Schieflage, die durch den Ausstieg eines der Gesellschafter (Waldemar Jantz) verstärkt wurde, steht der DEL-Klub vor dem Aus. Die Gesellschafter, die Geschäftsstelle – sie alle stehen am Pranger. Aber auch Christian Ude, Münchens SPD-Oberbürgermeister.
Der letzte Rettungsversuch des EHC war am Widerspruch von SPD und Grünen gescheitert. Ziel war es, das städtische Unternehmen Stadtwerke München zu einem Namenssponsoring beim EHC zu bewegen. Nach der Ablehnung traf Ude der Hass der Eishockeyfans – vor allem auf seiner Facebook-Seite. „Scheinheilig“, „Schämen Sie sich“, „Heuchler“ oder „Schleich di“ war dort zu lesen. Dies traf den OB derart, dass sich Ude – sonst nicht gerade eishockey-affin – des Themas annahm und sich via Facebook rechtfertigte. Das schrieb der OB seinen Kritikern auf Facebook
So meinte Ude, dass ein „Sponsoring natürlich möglich ist, aber nur wenn die Voraussetzungen gegeben sind (Fortbestand des Vereins, hoher Werbeeffekt, Leistungen und Gegenleistungen gleichwertig)“. Offensichtlich sieht er den Gegenwert beim EHC als nicht gegeben. Widerspruch kommt von EHC-Star Felix Petermann, der ein Masterstudium in Sportmanagement macht. „Es geht nicht darum, dem EHC Geld zu schenken. Sondern man bekommt einen Gegenwert durch einen Werbeeffekt. Als Namens- oder Brustsponsor findet man in der Öffentlichkeit dauernd statt. Der Imagetransfer einer Emotions-Sportart wie Eishockey ist so hoch, dass dadurch das Ansehen des Geldgebers stark aufgewertet wird.“
Ude erklärt auch, „dass er gerne für Mieterschutz und Wohnungsbau, für Sozialleistungen zuständig“ sei, „aber wieso für einen Profiklub? Wieso sollen Stromkunden oder Fahrgäste dafür zahlen?“ Petermann: „Wenn man so argumentiert, dürfte kein einziges städtisches Unternehmen Werbung machen. Die Kosten gibt es nie direkt zurück. Da verquickt Ude Dinge miteinander, die nicht zusammenhängen.“ Ude jedoch sieht sich im Internet zu Unrecht attackiert. „Es ist halt einfacher, auf eine Person zu schimpfen und bei ihr die ganze Verantwortung abzuladen, als über fehlende Unterstützung durch die Wirtschaft nachzudenken.“ Der EHC springt dem OB zur Ehrenrettung bei. Manager Christian Winkler: „Jetzt die Schuld nur bei der Stadt zu suchen, wäre zu einfach und ist nicht angemessen.“
"Das war kein Solo-Auftritt des Münchner OB": So rechtfertigt sich Christian Ude auf "Facebook"
Über die Olympiabewerbung: „Das waren Beschlüsse des Münchner Stadtrats und des Bayerischen Landtags mit überwältigender Mehrheit, kein Solo-Auftritt des Münchner OB. Und die Kosten wurden größtenteils von Wirtschaftsunternehmen bezahlt. Ich verstehe nicht, warum dies von Wintersportfreunden plötzlich negativ gesehen wird.
Über die Allianz Arena: Dieses Projekt ist von der Münchner Bürgerschaft selbst beschlossen worden, bei einem Bürgerentscheid mit Zweidrittel-Mehrheit. Ich selbst hatte diese Bürgerentscheidung vorgeschlagen und beantragt. Ausdrücklich steht im Beschluss, dass in die Arena kein Steuergeld fließt. Für den Straßenbau bei wichtigen Verkehrsverbindungen ist die Stadt aber zweifellos zuständig und in der Pflicht.
Über 1860: Als die Löwen im vergangenen Jahr wirtschaftlich zu scheitern drohten, wurde auch nach der Stadtsparkasse gerufen. Es ist rechtlich streng geregelt, unter welchen Voraussetzungen die Sparkasse Kredite geben darf. Weil diese Voraussetzungen zweifellos nicht erfüllt waren, habe ich die negative Entscheidung der Sparkasse verteidigt. Damals ist von einigen versucht worden, das drohende Scheitern der Stadt in die Schuhe zu schieben. Allen voran hat das Uli Hoeneß versucht.“