EHC-Trainer Söderholm: "Wir wollen, dass man die Mannschaft von Wechsel zu Wechsel erkennt"

München - Könige und Köpfe in Zeiten des Wandels - eine Kombination mit schwieriger, tragischer Vergangenheit. Siehe Französische Revolution. Für den "Kini" vom EHC Red Bull München sieht das jetzt ganz anders aus, ja positiv sogar für den nämlichen Konrad Abeltshauser.
"Der Koni", erinnert sich sein Mitspieler Patrick Hager an das alte Fitnesskammerl, "hat nicht mal durch die Tür durchgehen können, ohne sich zu ducken." Wer hätte in den 1960er Jahren, als das Olympia-Eisstadion gebaut wurde, auch ahnen können, dass Eishackler wie Abeltshauser schon mal 1,96-m-Lackl werden könnten. . .?
EHC-Umgebung im SAP Garden? Patrik Hager: "Um Welten besser"
Im neuen SAP Garden, Zeit des Umzugs und Wandels beim EHC, ist jetzt an das hohe königliche Haupt gedacht. Und an die Fitnesstrainer, die ab nächster Woche das gesamte Team statt Grüppchen im 885 qm großen neuen Fitnessraum schinden können. Und an die Bürokräfte, bisher auf zwei Orte verstreut, die nun unter dem Dach des SAP Garden ihre Arbeitsstätte haben. "Um Welten besser" als in der alten Umgebung seinen die Bedingungen jetzt, schildert Hager dann auch die Perspektive des Teams, das nun seine eigene, zehn Grad frische Trainingshalle hat.
Da gibt Chefcoach Toni Söderholm seit rund drei Wochen die Signale an die Spieler. Auch für sie alle ist in dieser Saison einiges anders, nicht nur wegen der Halle. Der EHC hat sich nicht für diese Saison in der Champions Hockey League qualifiziert. Kein Schaden ohne Nutzen - anstatt wie zuletzt in Söderholms erster Saison in der Vorbereitung zu flickschustern, um in der dritten Woche schon fürs erste Punktspiel bereit zu sein, geht es nun "Stück für Stück", sagt Söderholm.
SAP Garden: EHC-Trainer Söderholm will Spieltage vor Eröffnung simulieren
Vor dem Eröffnungsspiel des SAP Garden gegen JJ Peterkas NHL-Team Buffalo Sabres (27. September) und dem anschließenden Heimpunktspielauftakt bleibt sogar Zeit, sich auf die neue Spielstätte einzustellen. Er sagte auf AZ-Nachfrage: "Wir werden die Situation simulieren - es ist wichtig, dass wir einen simulierten Spieltag durchtakten, dass jeder weiß wohin." Auch, wo die Frauen und Kinder sitzen. "Das gehört alles dazu." Viel Arbeit für den ganzen Klub.
In den ansonsten sehr wandelhaften Zeiten für den EHC ist es so gesehen vielleicht eine kluge Idee gewesen, im Kader nicht so viel zu ändern. Mit Tobias Rieder und Adam Brooks kamen nur zwei designierte Leistungsträger neu dazu - echte Kaliber. Die Konkurrenz wie etwa die Adler Mannheim oder die Kölner Haie haben aber aufgerüstet, eine Rückkehr in die Spitze ist trotz höherem Tempos des EHC auf dem Eis alles andere als ein Selbstläufer. Dennoch: Söderholm scherzt mehrmals in der Gesprächsrunde, wirkt lockerer als im Vorjahr, die seine erste von Beginn an als Erstligatrainer war.
EHC-Trainer Söderholm will "die stärkste DNA dieser Mannschaft" herauskitzeln
"Sommerhockey" hatte er am vorigen Wochenende noch beim Red Bulls Salute zum Testspielauftakt wahrgenommen, an diesem Wochenende beim Lehner Cup im Schweizer Sursee sollten dann Fortschritte zu sehen sein. Das Tempo im Spiel soll laut Söderholm in diesem Jahr wieder etwas höher ausfallen. An Aggressivität und dem Rhythmus will er speziell noch arbeiten. "Wir wollen eine Kontinuität reinbringen, dass man die Mannschaft von Wechsel zu Wechsel zu Wechsel erkennt - egal, welche Reihe auf dem Eis ist. Das hat die Mannschaft am meisten geprägt in den letzten Jahren und das war die stärkste DNA dieser Mannschaft." Eine Erfolgstruppe.
Hager, schon seit Jahren eine Säule im Team, betont die Vorfreude auf das neue Abenteuer. Im Training "schenkt keiner ab. Harte Zweikämpfe, aber immer mit einem Grinsen dabei. Das müssen wir uns beibehalten." Und der neue SAP Garden? Sowieso was Spezielles, sagt Hager hier im zweiten Stock mit Fensterfront ins Innere der neuen Spielstätte, der sogenannte Bowl. Unten sind Arbeiter an den Banden tätig, es läuft ein Lautsprechertest und "Phantom der Oper" erklingt.
EHC-Dreisatz als Zünglein an der Waage?
Hager vergleicht die Lage mit einem Hausbau. "Da brennst du auch darauf, dass du einziehen kannst. Wie oft kriegst du als Spieler die Chance, bei so einem Umzug dabei zu sein?", fragt er. "Wir werden alles geben, es auch sportlich zu einer besonderen Saison zu machen."
Und da könnte ein berühmter Dreisatz aus wandelhaften Zeiten helfen: Freiheit - nicht nur bei "Kini" Abeltshauser, der sich nicht mehr ducken muss auf den Weg in die Arbeit. Freiheit auch für die Spieler - schon zuletzt hat Söderholm den Spielern etwas mehr taktischen Ermessensraum gelassen. Gleichheit - in den ersten Tests trafen die Youngster Klausi Heigl und Veit Oswald, sie mischen voll mit unter den Routiniers, bei denen sie sich sonst was abschauen. Brüderlichkeit - ein Teambuilding mit Klettertour in Lermoos sorgte für Chemie abseits des Eises, so was hatte die Mannschaft wegen des engen Zeitplans im Vorjahr nicht.
Eine Revolution, wie sie dem "Kini" Abeltshauser gefällt.