EHC-Star Trevor Parkes: "Eine Kultur des Siegens"
München - Trevor Parkes im AZ-Interview: Der 30-jährige Stürmer spielt seit 2018 beim EHC Red Bull München, in den vergangenen beiden Spielzeiten war der Kanadier der Toptorjäger der DEL.
AZ: Herr Parkes, Glückwunsch zum Einzug ins Viertelfinale der Champions Hockey League durch den 3:2-Sieg über Fribourg-Gottéron. Ganz ohne Drama geht es bei EHC Red Bull München aber nicht, oder? Erst 0:2 hinten - und dann doch noch gewonnen.
TREVOR PARKES: Es war das erste richtig, richtig große Spiel dieser Saison für uns. Wir hatten ja aus dem Hinspiel einen Zwei-Tore-Vorsprung und hätten den auch in den ersten beiden Dritteln ausbauen können. Wir hatten die Chancen, aber der Puck wollte nicht rein - warum müssen sie den Puck fragen. (lacht) Und dann plötzlich der Doppelschlag von Fribourg-Gottéron. Da wussten wir, jetzt müssen wir halt noch was draufpacken.
Der Druck war sicher enorm.
Klar, man spürt in diesen Momenten ein bisschen seine eigenen Nerven. Aber wir sind kein Team, das dann den Panikknopf dauerbetätigt, im Gegenteil. Wir haben einfach diese mentale Stärke. Die großen, engen Spiele sind es doch, die wirklich Spaß machen. Ich genieße das - und natürlich will ich dann auch groß aufspielen.
Trevor Parkes über seine Reihe: "Jeder von uns hat andere Stärken"
Nun, Ihr Tor zum 2:1 war der Türöffner zum Viertelfinale.
Unsere gesamte Reihe ist da, wenn man sie braucht, wir liefern ab. Gerade auch, wenn wir gefordert sind. Es macht einfach Spaß, mit Frederik Tiffels und Ben Street zusammen zu spielen. Jeder von uns hat andere Stärken, das ist genau das, was eine gute Reihe braucht. Nicht drei Klone, sondern Spieler, die die verschiedenen Facetten des Spiels abdecken. Ben hat unglaubliche Fähigkeiten mit dem Puck, Tiffels hat diese Dynamik, und ich bringe eben mein Spiel ein.
Sie sind berühmt als der Mann, der den Puck ins Netz befördert - egal wie.
Egal wie - das stimmt. Schön, hässlich, mit dem Schläger, als Abpraller vom Körper - was auch immer. Ich bezeichne mich ja gerne als Müllmann, wenn es um Tore geht.
Trevor Parkes: "Wir haben das Selbstvertrauen, das Selbstverständnis"
Ein sehr erfolgreicher Müllmann: Sie waren zwei Mal in Folge DEL-Torschützenkönig. Trägt der Müllmann daheim eigentlich auch den Müll raus?
(lacht) Das bin ich noch nie gefragt worden. Ich muss zugeben, dass meiner Frau bei uns daheim meist der Ruhm gehört, den Müll rauszubringen. (lacht)
Sie sprachen die mentale Stärke an: Die zeichnet den EHC schon seit Jahren aus - obwohl im Eishockey ja jede Saison viele Spieler ersetzt werden...
Ich glaube, dass die Red-Bull-Organisation einfach eine Kultur des Siegens geschaffen hat. Wenn man hier das Jersey überstreift, will man nicht nur gewinnen, sondern will jedes Spiel gewinnen. Und wir glauben auch genau das. Egal, ob wir mal hinten liegen, wir haben das Selbstvertrauen, das Selbstverständnis, dass wir immer zurückschlagen und die Partie drehen können. Wir wissen es - und die Gegner wissen es auch. Diese Überzeugung tragen wir auch nach außen.
Trevor Parkes: "Wir haben die Spieler mit dem richtigen Charakter"
Dicke-Hose-Attitüde.
Ich sage es lieber englisch: Swagger. (lacht) Wie gesagt, wir haben viel vor, in der Champions Hockey League, in der DEL. Ich hoffe, das war der Startschuss für viele gute Dinge, die noch kommen werden.
Der letzte Titel des EHC ist ja auch schon a bisserl her - immerhin 2018.
Man merkt in der Kabine: Die Jungs haben einfach wieder diesen unstillbaren Hunger darauf, Champion zu sein. Wenn man - wie wir in den letzten Jahren - dies nicht mehr erreicht hat, will man es immer noch mehr. Wir haben die Spieler mit dem richtigen Charakter und Siegeswillen. Es macht Spaß, ein Red Bull zu sein.
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