EHC-Star Andreas Eder: "Nur ned zu viel denken"
AZ: Herr Eder, was haben Sie eigentlich auf Ihren persönlichen Wunschzettel vor der Saison geschrieben, dass es für Sie beim EHC Red Bull München derart gut läuft?
ANDREAS EDER: (lacht) Das ist ganz einfach. Da steht drauf, dass ich zehn Tore schießen und alle Spiele bestreiten will.
Die zehn Tore haben Sie bereits, an den Spielen sind Sie sehr nah dran.
Ich habe früher immer solche Zettel geschrieben, zuletzt nicht mehr. Ich habe es vor dieser Saison aber wieder gemacht. Ich habe mich auf die Spielzeit mental intensiv vorbereitet, das war ein Teil davon.
Wie muss man sich diese Vorbereitung vorstellen? Hatten Sie einen Mentaltrainer?
Das nicht, aber ich habe mich sehr damit auseinandergesetzt, dass ich immer das Positive sehe. Auch in den Momenten, in denen es nicht so läuft, so kann einen das Negative nicht so runterziehen. Es ist diese Einstellung, dass alles auch sein Positives hat, die mir viel bringt. Am Anfang der Saison ist es bei mir nicht so gelaufen, da fängt man gerne das Denken an. Warum passt es jetzt wieder nicht? Aber genau diese Gedanken machen alles nur noch schlimmer. Ich habe mir dann immer gesagt, du musst einfach du selber sein. Oft macht man Dinge genau gleich, aber einmal trifft man das Tor, das andere Mal nicht. Das kann man oft nicht erklären.
"Wenn man zuviel nachdenkt, sollte man gleich in die Kabine gehen"
Zu viel Nachdenken ist im Sport oft hinderlich.
Ja. Wenn man im Spiel merkt, dass man zuviel nachdenkt, sollte man am besten gleich in die Kabine gehen und sagen, das wird heute nix. Das Spiel ist so schnell, wenn du da zu viel denkst, verpasst du die Situation, und wenn du dann über eine verpasste Gelegenheit grübelst, verpasst du gleich noch die nächste, weil du im Kopf noch bei der anderen bist.
Trotzdem war es sicher schwer für Sie, dass es nach der intensiven Sommervorbereitung trotzdem zu Saisonbeginn nicht wirklich rund für Sie lief.
Klar. Da fragst dich schon: Warum passt es jetzt wieder nicht. Aber vor Weihnachten habe ich die Kurve gekriegt. Dann kamen die Tore. Aber wie gesagt: Genau erklären kann ich es auch nicht, was da plötzlich anders war.
"Michi Wolf ist als Spieler und als Mensch kaum zu ersetzen"
Wer ist eigentlich ganz persönlich Ihr großes Vorbild?
Unser Kapitän, der Michi Wolf. Er ist ein fantastischer Spieler. Wir als Mannschaft werden kommende Saison noch enger zusammenrücken müssen, um die Lücke, die der Michi hinterlässt, zu schließen, wenn er seine Karriere beendet. Wolf ist als Spieler, aber vor allem als Mensch, kaum zu ersetzen. Es ist ja kein Zufall, dass er bei der Nationalmannschaft, zu seiner Zeit in Iserlohn und jetzt hier in München immer Kapitän war. Dabei ist er keiner, der ins Rampenlicht drängt. Sondern er hat diese Stellung, weil er so gut ist in dem, was er macht.
Am Dienstag bei den Krefeld Pinguinen ist die Siegesserie des EHC nach elf Erfolgen hintereinander gerissen. Warum?
Wenn wir alle in den Spiegel schauen und ehrlich zu uns sind, wird sich jeder eingestehen müssen, dass wir in Krefeld nicht bereit genug waren. Wir haben nicht hart genug für den Sieg gearbeitet. Das war jetzt so kurz vor den Playoffs eine ganz wichtige Lehre. Dass es eben nicht geht, dass wir nur mit 80 oder 90 Prozent spielen. Wenn wir auch in dieser Saison was reißen wollen, müssen wir alle mehr geben. Es ist gut, dass wir jetzt das noch einmal vor Augen geführt gekriegt haben. Ich glaube, es wäre in die falsche Richtung gegangen, wenn wir das Spiel mit dieser Leistung gewonnen hätten. Die Niederlage war gut für uns.
"Der Titel geht nur über Mannheim und München"
Am Freitag kommt es jetzt zum Showdown mit Tabellenführer Mannheim.
Das waren in der Saison schon immer extrem intensive Spiele, das ist wie Playoffs, da wird viel härter gespielt als in jeder anderen Partie. Ich denke eh, der Titelgewinn geht nur über Mannheim und München. Wir wollen diese Partie jetzt natürlich gewinnen.
Vergangene Saison haben Sie sehr viel beim SC Riessersee gespielt. Unter dem jetzigen Bundestrainer Toni Söderholm. Wie wichtig war er für Ihre Entwicklung?
Sehr, sehr wichtig. Er ist immer positiv. Auch vergangene Spielzeit lief es bei mir am Anfang nicht so, aber Toni hat immer an mich geglaubt, mir Eiszeit gegeben. Irgendwann habe ich auch die Leistung gezeigt, die ich mir – aber auch er sich von mir – erwartet hat. Da hat er mir sehr geholfen. Ich glaube auch, dass er einen großen Anteil an meiner Entwicklung in dieser Saison hat. Ich habe ihm sehr viel zu verdanken.
Lesen Sie hier: Nach Ende der Siegesserie steht der EHC München unter Druck
- Themen:
- EHC Red Bull München