EHC Red Bull München: Wie in der Schießbude
München - Am Montag war die Mannschaft des EHC Red Bull München auf der Wiesn. Und dort hatten die Spieler offenbar das richtige Zielwasser im Maßkrug drin und sich an der Schießbude was abgeschaut, denn im Derby am Donnerstagabend gegen Erzrivale Augsburger Panther landeten sie sechs Volltreffer.
6:0 gewann Don Jacksons Mannschaft letztlich. Das Ergebnis schmeichelte den Augsburgern sogar, derart dominant war der EHC, so einseitig die Partie. Die Münchner hätten aus einer Situation sogar fast zwei Tore erwirkt - ja, das gibt es, besser als jedes Kuriositätenkabinett auf einem Jahrmarkt.
Team habe nicht "rumgezipfelt"
Beim 3:0 nämlich donnerte Austin Ortegas Direktabnahme von links erst gegen den Schläger des Augsburger Verteidigers David Warsofsky, ehe sie Dennis Endras im Gästetor tunnelte. Und Warsofskys Stock war durch den Gewaltschuss innerlich zerbrochen.
Bei seiner nächsten Scheibenberührung einen Wechsel später wollte er als letzter Mann an der eigenen Blauen Linie einen Aufbaupass spielen - der Schläger knickte nun ab, der EHC lief frei aufs Tor zu, scheiterte da aber.
Yasin Ehliz meinte in der Pause lautmalerisch, sein Team habe nicht "rumgezipfelt". Lachend erklärt er nach der Partie: "Das war besonders wichtig, als wir früh in Führung gegangen sind, dass wir nicht fahrlässig werden, halt rumzipfeln."
Bei deutlichen Führungen bestehe die "Gefahr, dass man was versucht und ein bissl riskanter spielt. Aber heute war das nicht der Fall, deswegen haben wir das solide zu Ende gespielt", sagte Ehliz.
Der Schichtl richtete am Donnerstagabend im Olympia-Eisstadion. Spätestens nach nicht mal 36 Minuten war die Partie restlos durch. Da hatten die Münchner in ihren Wiesn-Trikots (Trachtenhemd- und Lederhosen-Style) den Schwaben schon das halbe Dutzend eingeschenkt.
Trainer Jackson hob auch die gute Defensivleistung seiner Mannschaft hervor, die Köln-Bezwinger Augsburg gar nicht zur Entfaltung kommen ließ. Mathias Niederberger, der Neue im Tor, feierte sein erstes Zu-Null-Spiel als EHC-Spieler.
Trainer Jackson lobte, Ehliz werde von Jahr zu Jahr besser. "Er ist ein gutes Vorbild für die jungen deutschen Spieler." Der Stürmer sagte dazu: "Ich bin schon ein paar Jahre hier und das System von Don spielt mir in die Karten, das macht mir Spaß. Er gibt uns das Vertrauen und man hat gute Reihenkollegen hier."
Ehliz' Reihe war mit drei Toren entscheidend am Münchner Erfolg beteiligt. Neben dem Tölzer Allzweckmesser (Doppeltorschütze) spielen da der flinke Ortega und das Gifthaferl mit Scoringinstinkt, Chris DeSousa.
Ehliz sagte über Ortega, mit dem er schon im Vorjahr harmonierte: "Wir verstehen uns abseits des Eises auch super. Und auf dem Eis ist Ortega ein schlauer, guter Spieler. Er hat auch die Geschwindigkeit und Übersicht, er kann Pässe überall durchstecken. Deswegen spielen wir gut zusammen."
Er selbst will noch aggressiver in den "Battles", den Zweikämpfen, werden. Sein Team lobte der Angreifer: "Wenn wir kompakt aus dem eigenen Drittel zusammen rauskommen, macht uns das stark, weil wir viel Geschwindigkeit in der Mannschaft haben."
Jetzt geht es in die "Hölle am Seilersee"
Am Sonntag, 16.30 Uhr, steht für den EHC das nächste Spiel an - in der notorischen "Hölle am Seilersee". Unter diesem Beinamen ist das Iserlohner Eisstadion bekannt. Eine alte, kalte Halle - hitzig wird es da aber gerne auf dem Eis, befeuert vom fanatischen Roosters-Anhang, der nach den Corona-Beschränkungen nun wieder voll da ist.
In Iserlohn hat schon so mancher Besucher das Fürchten gelernt - schlimmer als in jeder Geisterbahn. Es geht für den EHC jetzt deswegen auch darum, nach dem 6:0-Derbysieg "nicht rumzuzipfeln".
Trainer Jackson mahnte in anderen Worten an, dass es wichtig sei, gute Angewohnheiten zu entwickeln. Wenn mal was schlecht laufe - nicht runterziehen lassen, schnell davon erholen. Wenn etwas gut laufe (wie gegen Augsburg) - weitermachen mit der guten Einstellung. Und sich nicht blenden lassen von Siegen: Gegen Mannheim hatte der EHC gewonnen, aber die Konter der Adler hätten auch zu deren Erfolg führen können.
Jacksons Ansatz: keine Achterbahn der Gefühle, Fokus auf das Ziel: die Meisterschaft.
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