EHC Red Bull München: Varejcka muss auf Ravensburg als DEL-2-Meister hoffen

München - Bei der Nationalmannschaft zu sein, hat für Filip Varejcka in doppelter Hinsicht etwas Gutes. Nicht nur, dass der Stürmer die Chance besitzt, sich für den WM-Kader von Bundestrainer Harold Kreis zu empfehlen, es macht ihm auch das Warten auf Gewissheit kurzweiliger und abwechslungsreicher. Ab Gründonnerstag drückt Varejcka nämlich den Ravensburg Towerstars die Daumen und muss in dieser Zeit nicht Fingernägel kauend daheim auf der Couch ausharren.
Varejcka zur AZ: "Da hängt einiges dran"
Wieso für Ravensburg? Naja, weil die Oberschwaben gegen die Dresdner Eislöwen in der Finalserie der DEL2 stehen und der Ausgang direkt beeinflusst, wo die DEL-Karriere für den 24-Jährigen in der nächsten Saison weitergeht. Gewinnen die Sachsen, dann steigt die Düsseldorf EG tatsächlich ab. Gewinnt Ravensburg, dann bleibt die DEG drin und Varejcka kann seinen Arbeitsvertrag beim Traditionsklub auch antreten.
"Ja, auf jeden Fall", sagte der (Noch)-Münchner im Gespräch mit der AZ auf die Frage, ob er denn nun Ravensburg-Fan sei - und lachte herzhaft. Dann setzte er aber - ohne zu scherzen - hinzu: "Da hängt einiges dran." Anders als EHC-Verteidiger Jakob Weber, der ebenfalls bei der DEG im Wort stand, sich aber entschied, vom Sonderkündigungsrecht im sportlichen Abstiegsfall Gebrauch zu machen und nun zu den Nürnberg Ice Tigers geht, wartet Varejcka ab und hofft auf das oberschwäbische Zweitliga-Wunder.
Ex-EHC-Spieler hat Plan B "in Arbeit"
Allerdings, das räumte er ein, "ist Plan B schon in Arbeit. Aber so viel will ich noch nicht drüber reden, schauen wir mal was passiert." Ein großes Geheimnis, das weiß er, muss er aus seinen Absichten jedoch nicht mehr machen: "Die meisten wissen es eh schon." Varejcka, der gebürtige Münchner mit der sonoren Brummbärstimme, hat dem EHC definitiv servus gesagt, auch sein Plan B wird ihn nicht in die Kabine im SAP Garden zurückbringen.
Nach vier Spielzeiten als fester Bestandteil des Kaders der Eishackler ist die Zeit reif für etwas Neues, reif für einen Entwicklungsschritt. "Ich will einfach eine größere Rolle übernehmen, die hat mir in München ein bisschen gefehlt", begründete der Vizeweltmeister von 2023 seinen Entschluss. Mehr Eiszeit in Überzahl, in Unterzahl, kurzum: mehr Einfluss auf die Geschicke seiner künftigen Mannschaft möchte Varejcka haben.

"Finde es schade, dass sich die Wege trennen"
Beim Eishockeyclub stagnierte er nach der Meisterschaft 2023 etwas. Die Leistungen aus den Playoffs, die ihn damals auch ins deutsche WM-Team hievten, konnte er nicht auf Dauer konservieren. Dennoch ist der Abschied keiner im Groll, ganz im Gegenteil. "Ich bin dankbar für alles. Ich hatte eine wunderschöne Zeit - vom Nachwuchs über Salzburg bis hierher nach München", sagte Varejcka und öffnete die Rückkehr-Türe zumindest einen Spalt weit: "Ich finde es schade, dass sich die Wege trennen, aber vielleicht sieht man sich ja ein zweites Mal. Ich denke, München hat mich als Spieler sehr weit gebracht."
Varejcka bedauert, dass es diesmal nicht zu mehr als dem Playoff-Viertelfinale gereicht hat, die Trainerwechsel, die damit einhergehenden Veränderungen, es sei "schwierig" gewesen. Aber die Mannschaft habe dennoch "gut zusammengehalten". Auch im Nationalteam ist der Teamgeist immer ein hervorstechendes Merkmal gewesen. Daran, aber freilich auch an den spielerischen und taktischen Defiziten, die die Partien gegen Tschechien (0:7, 0:1) zu Tage förderten, arbeitet die DEB-Auswahl mit Varejcka gerade in der Slowakei, wo am Mittwoch (3:2-Sieg) und Karfreitag die nächsten Lehrproben abgelegt wurden und werden.
Varejcka würde "liebend gern für den Harry spielen"
Ob es Varejcka gelingt, sich gut in Szene zu setzen? "Wenn er mich dabei haben will, dann spiele ich liebend gern für den Harry. Wenn nicht, ist es auch kein Stress", sagte Varejcka. Früher, wenn er die nächsten Kaderveränderungen nicht übersteht, oder später, wenn er tatsächlich zur WM nach Dänemark und Schweden (9. bis 25. Mai) darf, wird er dann erstmal ein paar Wochen abschalten. "Dann hat man auch wieder Bock darauf, in die Saison reinzustarten." Nur wo, das weiß Varejcka derzeit nicht.