EHC Red Bull München: Neuzugang Mark Voakes im AZ-Interview
Der kanadische Stürmer Mark Voakes (34) wechselte zu dieser Saison von den Wolfsburg Grizzlys zum EHC Red Bull München. In den Spielzeiten 2015/16 und 2016/17 verloren die Wolfsburger jeweils im Finale gegen München.
AZ: Herr Voakes, in der Champions League hat der EHC Red Bull München seine ersten beiden Partien gegen Minsk und Turku gleich gewonnen. Sie, der Neuzugang, haben gegen die Weißrussen einen Doppelpack erzielt, Gratulation!
MARK VOAKES: Danke. Danke sehr! Ja, natürlich ist es immer eine echte Erleichterung, wenn man als Neuer gleich mal auch einen persönlichen Erfolg hat, dass man sich und allen anderen zeigen kann: Ich gehöre hierher, ich habe ein Recht, in dieser Mannschaft zu spielen. Aber viel wichtiger ist, dass wir die Spiele gewonnen haben – und noch viel wichtiger ist, dass wir ganz anders gespielt haben und aufgetreten sind als bei den ersten beiden Partien beim Red Bull Salute in Garmisch. Jetzt fühlt es sich wie eine Eishockey-Mannschaft an. Und es ist immer ein gutes Gefühl, wenn man merkt, dass eine echte Mannschaft entsteht. Wir müssen da sicher noch einiges an Arbeit investieren, aber wenn wir so weitermachen, wird das was. Schon jetzt ist klar: München ist auch jetzt wieder ein Team, gegen das keiner gerne spielt.
Da haben Sie ja in Ihrer Wolfsburger Zeit eigene bittere Erfahrungen gemacht: Zwei Mal im Finale gestanden, zwei Mal letztlich chancenlos gegen den EHC.
Ja, ich muss zugeben, der Eindruck, den ich als Außenseiter von den Red Bulls hatte, hat sich gleich bewahrheitet. München ist eine extrem starke Mann- schaft. Das Talent, der Einsatz, die Disziplin sind umwerfend. Und die Trainer wissen auch ganz genau, was sie wollen, sie haben uns Neuen sehr detailliert aufgezeigt, was sie von uns wollen, was sie von uns erwarten. Ich kann jetzt schon versichern: Es macht mehr Spaß, für München zu spielen als gegen sie.
Mark Voakes: "Ich will Titel holen"
Wie war es, erstmals das Trikot des Erzrivalen, der einen zwei Mal den Heiligen Gral des deutschen Eishockeys gekostet hat, anzuziehen?
(lacht) Komisch, sehr komisch. Nach meinen vier Jahren in Wolfsburg wäre es sicher bei keinem Team einfach gewesen – aber ausgerechnet München, die uns das Leben so schwergemacht haben. Das war besonders eigenwillig. Aber ich weiß, dass ich am richtigen Ort bin. Ich will Titel holen, Ich will Meisterschaften gewinnen. Und die Mannschaft ist genau darauf aus. Ich denke, ich passe von meinem Charakter sehr gut hierher. Für mich kommt die Mannschaft und ihr Erfolg an erster Stelle. Immer.
Wie unterschiedlich ist denn das Spielsystem, das der EHC praktiziert?
Der Übergang funktioniert eigentlich ganz gut. Wolfsburgs Trainer Pavel Gross war ja auch einer, der extremen Wert darauf gelegt hat, dass jeder auf dem Eis hart arbeitet. Das ist hier genauso. Don Jacksons System gibt einem viel Verantwortung, aber es verlangt eben auch, dass man ein hohes Verantwortungsgefühl hat.
Wie würden Sie sich als Spieler und Mensch beschreiben?
Der eine oder andere würde mich wohl in einem Wort beschreiben: langweilig. (lacht) Ich bin ein Kerl, der das Rampenlicht nicht sucht und sich dort auch nicht wahnsinnig wohlfühlt. Ich muss nicht im Mittelpunkt stehen, ich bin sehr bodenständig, einfach ein ganz normaler Typ, der einfach integer sein will – in allem, was er tut. Das gilt für mich auf dem Eis und im Leben. Ich bin stolz, wenn ich am Ende eines Tages sagen kann, ich habe alles geben, ich habe alles versucht – und ich habe vielleicht jemand anderem helfen können. So bin ich. Wie gesagt: Vielleicht ein bisschen langweilig.
Oder integer.
(lacht) Klingt besser.
Mark Voakes: "München ist doch sehr anders als Wolfsburg"
Zurück zu den Finalserien – da dürfte Raubein Steve Pinizzotto der meistgehasste Mann in Wolfsburg gewesen sein.
Ja, ziemlich sicher. Er schafft es bei den Fans, aber auch den Spielern unter die Haut zu kommen. Auch das ist eine Kunst. Ich glaube, es gibt niemanden in der Liga, der gerne gegen ihn spielt. Da er ja München verlassen hat und jetzt in Köln spielt, ändert sich für mich also nichts. Ich muss weiter gegen ihn spielen. Die anderen Red Bulls müssen diese Erfahrung ja erst noch machen.
Wie gefällt es Ihnen denn bisher in München?
Sehr gut! Meine Familie und ich wurden super aufgenommen. Wir waren schon einmal im Urlaub in München, daher kenne ich schon ein bisschen was. Aber ich denke, selbst wenn man hier eine Woche Urlaub macht, gibt es noch viel zu sehen. Wir haben uns bisher im Olympiapark rumgetrieben, waren mit meiner Tochter im Englischen Garten, die das extrem genossen hat, dass auch ein Fluss durch die Stadt fließt. Wir haben sehr viele Familiensachen gemacht. Wir haben eine kleine Liste, die wir abarbeiten wollen. München ist eine wunderschöne Stadt, die viel zu bieten hat und wir Freude uns darauf, die Stadt zu erkunden.
Eigentlich jeder Neuzugang stöhnt gleich mal über den Münchner Straßenverkehr.
Oh ja, ich war schon überrascht, wie viele Autos unterwegs sind. Als ich das in der Kabine erzählt habe, haben mich die anderen alle angeschaut und gesagt: "Mark, warte erst mal ab, wenn die Ferien vorbei sind. Das ist im Moment gar nichts." Die Vorstellung, dass dies jetzt eine entspannte Verkehrssituation ist, macht mir fast schon Angst. Zum Glück ist aber meine Anfahrt sehr einfach. Wenn ich das mit Wolfsburg vergleiche, da war eigentlich immer nur dann Verkehr, wenn Schichtwechsel in den Autowerken war. Lassen Sie es mich so ausdrücken: München ist doch sehr anders als Wolfsburg. In jeder Beziehung.