EHC Red Bull München im Finale Interview mit Rick Goldmann

Für die AZ analysiert Sport1-Experte Rick Goldmann die Finalserie zwischen dem EHC und Berlin und lobt vor allem die vierte Reihe um Jon Matsumoto: "Für mich ist es die bisher beste der Münchner"
Simon Stuhlfelner |
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Hartes Körperspiel, Trashtalk, dem Gegner unter die Haut gehen: Dafür ist Münchens Steven Pinizzotto (r.) berühmt-berüchtigt.
gepa pictures/ho Hartes Körperspiel, Trashtalk, dem Gegner unter die Haut gehen: Dafür ist Münchens Steven Pinizzotto (r.) berühmt-berüchtigt.

Rick Goldmann (42) machte 500 Spiele in der DEL, er beendete 2008 seine Karriere beim EHC München. Für Sport1 arbeitet er als Experte und ist dabei in Spiel vier am Freitag wieder im Einsatz.

AZ: Herr Goldmann, nach zwei Spielen in der Finalserie zwischen dem EHC Red Bull München und den Eisbären Berlin steht es 1:1. Wie sieht Ihr Fazit der Finalspiele bisher aus?
RICK GOLDMANN: Im ersten Spiel war ich überrascht, dass Berlin so drückend aus der Kabine gekommen ist und dass dadurch München nicht voll zu seinem Spiel gefunden hat. Das war im zweiten Spiel komplett anders, als die Münchner zu 100 Prozent zurückgeschlagen und ihr Spiel von der ersten Minute an gefunden haben. München war 40 Minuten lang geradliniger, aktiver, effizienter und hat das zweite Spiel zurecht gewonnen - so wie die Eisbären das erste. Insgesamt also eine sehr ausgeglichene Serie bisher.

Was spricht vor Spiel drei (Mittwoch, 19.30 Uhr/Sport 1) im Olympia-Eisstadion nun für München, was für Berlin als deutschen Meister?
Im Vergleich zum Beginn der Serie hat sich nur eines geändert: dass beim EHC Steve Pinizzotto zurückgekehrt ist. Man wird sehen, ob er wie in den vergangenen Jahren und zuletzt in Spiel zwei ein Faktor in den Playoffs werden kann. Wenn das Powerplay bei München läuft, kann auch das ein großer Vorteil sein. Ansonsten sehe ich beide Teams sehr ausgeglichen, weil sie sehr ähnlich spielen, so dass viel auf den Kampf und den Willen ankommen wird.

Wo wir dann wieder bei Pinizzotto wären.
Richtig. Durch seine Spielweise zieht er Aufmerksamkeit auf sich, was dann wieder Raum für andere gibt.

Im Überzahlspiel hat der EHC am Sonntag mit einer Erfolgsquote von 100 Prozent geglänzt. Was macht das Münchner Powerplay so stark?
Sie haben eine Wahnsinns-Qualität im Kader. Mit Keith Aucoin und Dominik Kahun haben beide Formationen einen exzellenten Spielmacher, mit Yannic Seidenberg und Derek Joslin stehen gute Pointman an der blauen Linie, die gefährlich schießen, aber auch den Puck gut verteilen können, und mit Brooks Macek und Michael Wolf hat man Torjäger für die Direktabnahme. Dazu gute Arbeiter vor dem Tor.

Ein weiterer Trumpf ist die Ausgeglichenheit im Kader. Auch die vierte Reihe mit Jon Matsumoto, Maximilian Kastner und Jerome Flaake kann Tore schießen.
Matsumoto gefällt mir in dieser Finalserie mit Abstand am besten. Er, Kastner und Flaake spielen sehr einfach, alle drei sind unglaublich energisch, in den Zweikämpfen hervorragend und arbeiten füreinander. Für mich im Finale bisher die beste Münchner Reihe.

Münchens Trainer Don Jackson ist mit sieben Titeln der erfolgreichste Trainer der DEL-Geschichte. Was zeichnet ihn aus?
Ich denke: vor allem seine Kommunikation mit den Jungs, gepaart mit seinem Eishockey-Sachverstand. Er gibt jedem einzelnen Spieler den Respekt, den ihm die Spieler auch zurückgeben. Die Umgangsweise untereinander ist der Schlüssel zum Erfolg. Wenn sich die Spieler fair behandelt fühlen, wenn wichtige Dinge richtig kommuniziert werden, wenn die Spieler merken, das System des Trainers verspricht Erfolg, dann glauben sie auch an ihn.

Gibt es Schwachstellen, wo man den EHC packen kann?
Die hat man ja im ersten Spiel gesehen. Wenn München sein Spiel nicht entfalten kann, wenn sie ihre kreativen Laufwege nicht einsetzen können, wenn sie schon am Aufbau tief in der eigenen Zone gehindert werden, dann kommt Frustration auf.

Zum Abschluss: EHC-Jungstar Dominik Kahun liebäugelt mit einem Wechsel in die NHL. Sie haben selbst einige Jahre in Nordamerika gespielt: Trauen Sie ihm den Sprung zu?
Er hat einen großen Vorteil: Da er nicht gedraftet wurde, kann er sich sein Team aussuchen, das heißt, er kann ein Team unter den interessierten wählen, wo auch wirklich ein Platz für ihn frei ist. Von der Kreativität und der Schlittschuhtechnik hat er es drauf. Wenn er selber diesen Schritt unbedingt möchte, dann ist er auch mental bereit dazu.

Und seine körperlichen Defizite, wegen derer er einst von den NHL-Klubs verschmäht wurde?
Inzwischen gibt es viele Spieler, die trotzdem in der NHL spielen. Die Liga hat sich gewandelt, sie ist schneller und kreativer geworden. Ich sehe darin kein großes Problem. 

Lesen Sie auch: Staatsanwalt ermittelt gegen Pinizzotto

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