EHC Red Bull München hadert mit den Schiedsrichtern gegen Berlin
Nach der vergebenen ersten Chance auf den erneuten Titelgewinn hadert der EHC mit den Entscheidungen der Schiedsrichter. "Das war herzzerreißend für den Eishockeysport." Spiel sechs am Dienstag in Berlin.
München - Es war laut in der Kabine des EHC Red Bull München. "Verdammt" laut, um ein Wort zu zitieren, das inflationär gebraucht durch die Katakomben drang. Der Ärger über die 5:6-Niederlage im fünften Spiel dieser Best-of-seven-Finalserie gegen die Eisbären Berlin, die den Münchnern die Meisterfeier am heimischen Oberwiesenfeld an diesem Sonntag versaut hat, war sprichwörtlich. Es waren wutschnaubende (rote) Bullen.
"So zu verlieren, ist herzzerreißend" , sagte Trainer Don Jackson auf AZ-Nachfrage, "damit meine ich nicht nur diese Partie, es war herzzerreißend für den Sport Eishockey. Heute sind wir sauer, dann geht es weiter."
Was Jackson so wütend gemacht hatte, dass er den gesamten Eishockeysport an diesem Abend in München als Verlierer sah, waren die Entscheidungen der Schiedsrichter, die zu Beginn der Partie das Regelbuch daheim vergessen zu haben schienen, später dann einige Entscheidungen trafen, die den EHC eben in Rage brachten. Wer etwa Manager Christian Winkler nach der Partie sah, konnte froh sein, dass in der Halle Rauchverbot herrschte, so geladen war Winkler. Höchste Explosionsgefahr.
Umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen
Da war zum einen der Penalty für die Eisbären, nur 20 Sekunden nachdem Jon Matsumoto den 4:4-Ausgleich in der 48. Minute erzielt hatte. Die Referees gaben den Strafversuch, obwohl drei Münchner gegen James Sheppard verteidigten und damit nicht der letzte Mann die Torchance verhinderte. Der Gefoulte verwandelte zum 5:4 für Berlin. Doch abermals - zum dritten Mal in dieser Partie - gelang dem EHC noch der Ausgleich (durch Keith Aucoin).
Der größte Aufreger nach 76 Sekunden der Verlängerung: Jamie MacQueen ging auf links durch, in der Mitte beharkten sich Michael Wolf und Rihards Bukarts. Der Berliner kam zu Fall, schlitterte in EHC-Goalie Danny aus den Birken, alle drei rutschten ins Tor, das aus der Verankerung gerissen wurde. In dem Moment schlug der Puck von MacQueen ein. "Ich wusste nicht, ob es zählen würde", sagte der Berliner. Die Referees konsultierten den Videobeweis - erkannten nach langer Beratung auf Tor. "Ich habe mir das Video angesehen. Für mich war das Tor klar aus der Verankerung, ehe der Puck die Linie überschritt", sagte EHC-Coach Jackson, "mehr will ich dazu nicht sagen."
Schließlich hat die DEL den Vereinsverantwortlichen einen 24-Stunden-Maulkorb verpasst, in der jegliche Kommentare zu Entscheidungen sanktioniert werden. Dass das Gehäuse verschoben war, ehe die Scheibe die Linie durchbrach, ist unstrittig. Doch klar ist auch, dass der Schuss von MacQueen schon vorher abgefeuert war, zudem habe der Berliner EHC-Goalie aus den Birken nur behindert, weil der Münchner Wolf ihn bedrängt habe.
Nächste Match-Puck in Berlin
"Die Entscheidung ist korrekt. Es war definitiv ein gültiges Tor" , sagte Gerhard Lichtnecker, Schiedsrichter-Obmann des Deutschen Eishockey-Bundes, beim übertragenden Sender Telekom-Sport. Die Münchner sahen es anders, wollten sich aber auch nicht zu lange als wutschnaubende Bullen gerieren. "Wenn meine Jungs diese Arena verlassen, sollten sie wieder zu hundert Prozent ruhig sein und sich auf die nächste vor ihnen liegende Meile auf dem Erfolgsweg konzentrieren", sagte Jackson.
Sein Team reiste am Montag per Charter-Maschine nach Berlin-Schönefeld zum zweiten Match-Puck, der am Dienstag (19:30 Uhr) ausgetragen wird. Noch immer führt München in der Serie mit 3:2. Und: Der EHC ist ein Auswärtsmonster in Finalserien. Noch nie hat die Jackson-Truppe in den Endspielen dieser Saison - und den beiden Meisterspielzeiten davor - in einer gegnerischen Halle verloren. "Wir haben eine Chance vergeben, jetzt wollen wir auf jeden Fall die nächste nutzen", sagte Münchens Kapitän Wolf, "wir wollen nun die Serie in Berlin beenden."
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