EHC Red Bull München: Der Don-Faktor
München Don – ein Ausdruck der Ehrerbietung. Der Name ist Programm, denn Donald Clinton Jackson, den alle nur Don nennen, ist der angesehenste Trainer der DEL.
Den Coach des EHC Red Bull München, der in seiner Zeit in Berlin fünf Mal die deutsche Meisterschaft gewinnen konnte, der als Spieler mit den Edmonton Oilers zwei Mal den Stanley Cup in der NHL holte, umgibt eine fast mystische Aura, die Aura des Siegers. „Bevor ich beim EHC unterschrieben habe, hat mich Jackson angerufen. Nach dem Gespräch war klar, ich will für diesen Mann spielen“, sagte Stürmer Jerome Samson der AZ, „ich bin sofort ins Internet gegangen und habe alles über ihn gegoogelt. Danach dachte ich nur: Wow!“
Der entscheidende Faktor für den Titel?
Der Wow-Faktor, der Don-Faktor. Er kann für die Red Bulls, die nach dem 5:0 im ersten Spiel des Viertelfinales in dieser Best-of-Seven-Serie am Freitag (19.30 Uhr) bei den Straubing Tigers ran müssen, der entscheidende Faktor sein. Der 59-jährige Amerikaner ist ein Taktikfuchs, ein akribischer Arbeiter, der die Spiele bis ins letzte Detail analysiert, der die Statistiken stets im Auge hat, aber nicht, weil er ein Zahlenfetischist ist, sondern weil er in der Lage ist, die Wahrheiten hinter den nackten Fakten zu sehen. „Wenn man Statistiken richtig liest, können sie dir das Spiel erklären“, sagt Jackson.
Jackson ist ein Meister des Eishockeysports, aber er hat sich immer als Schüler verstanden. „Man lernt nie aus, das Spiel verändert sich und man muss sich mit ihm verändern, um oben zu bleiben“, resümiert Jackson, „Stillstand ist Rückschritt und das bedeutet Erfolglosigkeit.“ Jackson hatte immer die besten Lehrmeister. In Edmonton spielte er mit dem besten Eishockeyspieler aller Zeiten, Wayne Gretzky. „Ich denke dieser Tage sehr viel an Wayne. Die Art, wie er das Spiel angegangen ist. Er hatte unglaubliches Talent, aber was ihn von allen unterschieden hat, war seine Einstellung. In all den Jahren, in denen ich die Ehre hatte, mit ihm zusammenzuspielen, habe ich nicht einmal erlebt, dass er etwa bei einem Bully rumgescherzt hat“, erinnert sich Jackson, „für ihn kam immer das Spiel, der Sport an erster Stelle, er hat dem Eishockey immer den höchsten Respekt gezollt.“
An der Traditionsuniversität in Notre Dame spielte Jackson vor der NHL-Karriere Eishockey. Einer der größten Sportler aller Zeiten, American Football-Legende Joe Montana, der die San Francisco 49ers zu vier Super-Bowl-Siegen führte, drückte mit ihm die Schulbank. „Wir waren zwar keine Freunde, aber wir kannten uns, gingen auf die gleichen Partys. Ich habe seine Karriere immer mit größter Aufmerksamkeit verfolgt“, erklärt Jackson, „erst in seinem letzten Jahr im College wurde er Stammspieler. Zu sehen, wie er bei den Profis zu einer Legende wurde, war grandios. Seine Fähigkeit, auch in den hitzigsten Situationen seinen berühmten kühlen Kopf zu bewahren, war bewundernswert.“
Seine Vorbilder: Gretzky, Montana und Ali
Gretzky, Montana – und Muhammad Ali. Drei der Größten, drei von Jacksons Vorbildern. „Die Dokumentation ,Rumble in the Jungle’ über Ali könnte ich mir jeden Tag ansehen. Sich George Foreman zu stellen, in vollem Bewusstsein, dass man durch die Hölle gehen muss, um Erfolg zu haben, aber bereit zu sein, diese Qualen auf sich zu nehmen, ist eine grandiose Eigenschaft“, meint Jackson, „er hat sich nie seiner Selbst oder seiner Überzeugungen geschämt. Er ist für sich, für seine Überzeugungen und für andere Leute eingestanden. Das ist wahre Größe. Man kann von ihm nur lernen.“
Dieser Lernwille ist es, der Jackson auszeichnet, der ihm den Erfolg brachte. „Ich habe es erst mit 26, also relativ spät, in die NHL geschafft“, erinnert sich Jackson, „ich war mir immer bewusst, dass ich schlittschuhläuferisch zu den langsamen Spielern gehöre. Also habe ich mir alle Videos der langsamen Verteidiger, die in der NHL Erfolg hatten, angeschaut. Ich habe mir abgeschaut, was sie machten und war so länger in der NHL als mein Talent allein es zugelassen hätte. Lernen, nie zufrieden mit dem Erreichten sein, Veränderung als Chance sehen, zeichnet die Menschen aus. Zumindest die erfolgreichen.“
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