EHC-Profi Kettemer über Mannheim: "Besser wird's nicht!"
AZ: Herr Kettemer, diesen Freitag haben Sie sich sicher schon vor langem rot angestrichen, da empfangen Sie mit dem EHC Red Bull München Ihren Ex-Verein, die Mannheim Adler.
FLORIAN KETTEMER: Das dies kein normales Spiel für mich ist, da muss man ja gar nicht drumherum reden. Ich habe in Mannheim tolle Jahre gehabt, aber hier bin ich daheim. Und speziell nachdem wir das erste Spiel in Mannheim 0:4 verloren haben, wollen wir ein Statement abgeben. Ein Sieg muss her, keine Frage. Mit unseren tollen Fans im Rücken werden wir das schon hinkriegen. Es ist das Spiel Erster gegen Zweiter, besser kann es gar nicht werden.
Wie sehr hat Sie denn das 0:4 gewurmt? Haben Sie viele Sprüche von Ihren Ex-Kollegen wie etwa Martin Buchwieser abbekommen? Mit dem spielten Sie ja bereits in der Zweiten Liga beim EHC zusammen.
Es war gar nicht so schlimm. Wir alle wissen ja, dass es erst das erste Spiel war und dass es noch genug Chancen gibt, zurückzuschlagen. Und selbst, wenn die Adler alle vier Spiele der Saison gegen uns gewinnen würden – was sie nicht werden – heißt das immer noch nichts. Am Ende zählen die Playoffs. Ich habe es ja in Mannheim selber erlebt, wir waren das beste Team der regulären Saison und sind dann gleich in der ersten Runde der Playoffs rausgeflogen. Da kannst dir dann die gesamten Siege und Erfolge an den Hut stecken, die zählen dann alle gar nichts mehr. Aber klar Freude ich mich besonders auf das Duell mit den alten Kollegen. Etwa Torwart Dennis Endras, mit dem ich schon in Augsburg gespielt habe. Oder Marcus Kink.
Oder eben Buchwieser.
Klar, für ihn habe ich sicher eine Extra-Rempler übrig. Der Buchi kann das schon wegstecken (lacht).
Sie sind 2011 nach Mannheim gewechselt. Um es pathetisch zu formulieren: Sie sind dort als Eishockeyspieler vom Jungen zum Mann gereift, mussten harte Zeiten durchmachen.
Die Umschreibung passt aber ganz gut. Ich habe dort so viel gelernt, das ist unbezahlbar. Es war nicht immer einfach, das stimmt, aber ich denke, wenn man immer alles gibt, immer ehrlich zu sich selber ist. Dann wird man am Ende auch dafür belohnt. So war es bei mir.
Dabei mussten Sie in Mannheim eigentlich die Höchststrafe erleben, als Ihnen der damalige Trainer Harold Kreis „mangelnde Härte“ unterstellte.
Das war sicher keine einfache Zeit, aber ich bin daran gewachsen, zu dem geworden, der ich jetzt bin. Klar macht man sich so seine Gedanken, wenn man so etwas hört, aber ich habe genug Selbstvertrauen in mir, dass ich dann nicht daran verzweifelt bin. Ich war da in der Eigenanalyse aber auch immer brutal ehrlich zu mir selbst, habe so gesehen, wo ich mich noch verbessern kann und muss.
Wenn man Sie sich jetzt auf dem Eis beim EHC anschaut, dann muss man sagen, das System von Trainer Don Jackson ist wie maßgeschneidert für Sie...
Ich fühle mich sehr, sehr wohl. Hier spielen wir offensiv, die Verteidiger schalten sich in den Angriff ein. Wir machen Druck, versuchen bereits im gegnerischen Drittel anzugreifen, das ist Power-Pressure-Eishockey, das kommt mir, meinem Spiel, meinen läuferischen Fähigkeiten sehr entgegen.
Eigentlich müssten Sie sogar auf dem Eis dauerlächeln, so gut passt das Spielsystem.
(lacht) Stimmt, aber ich versuche es mir zu verkneifen, ich muss da schon auch ernst schauen.
Sie haben bei Mannheim zuletzt noch Hans Zach als Trainer erlebt. Wie war’s?
Toll, ich bin froh, dass ich das als Spieler mal mitmachen durfte. Man hat ja viele Geschichten über ihn gehört. Und irgendwie habe ich mir immer gesagt: Mei, das sind halt Geschichten, die Hälfte davon wird in den Bereich der Fabeln gehören. Aber: Jede davon stimmt. Er ist wirklich so. Er ist unglaublich geradeheraus. Hintenrum, das gibt es bei ihm überhaupt nicht. Er sagt dir mit brutaler Ehrlichkeit mitten ins Gesicht, was ihm nicht passt, aber auch, was ihm gefällt. Über den Hans, da könnte man nicht ein Buch schreiben, sondern mindestens zwei.
Und Don Jackson?
Eine ungemeine Autoritätsperson, die sicher ruhiger ist als der Hans, aber auch sehr deutliche Ansprachen pflegen kann. Er hat ein unglaubliches Gefühl dafür, wann er Gas geben muss, wann er sich etwas zurücknehmen muss.
Haben Sie schon mal heimlich auf seinen Ring als Stanley-Cup-Sieger geschielt?
Ich muss zugeben, ich habe ihn noch gar nicht bewusst gesehen. Ich hoffe, er zieht ihn mal an, weil das will man schon mal aus der Nähe sehen. Die Chance hat man nicht so oft im Leben.
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