EHC-Pleite: "Wir waren nur Zuschauer!"

Nach den zuletzt grandiosen Auftritten kassiert der DEL-Aufsteiger beim 1:3 gegen Wolfsburg eine bittere Heimniederlage. EHC-Manager Christian Winkler im Video-Interview.
MÜNCHEN Es musste ja einmal kommen: Der Höhenflug des EHC München ist – zumindest vorläufig – vorbei. DEL-Aufsteiger EHC München, der zuletzt mit Siegen über die Kölner Haie, den Meister Hannover Scorpions und die Düsseldorfer EG für Furore gesorgt und Tabellenplatz drei erobert hatte, landete gestern Abend gegen die Grizzly Adams Wolfsburg wieder auf dem Boden der Realität. Der EHC verlor in eigener Halle vor 2178 Zuschauern – und damit erstmals in dieser Saison unter dem avisierten Schnitt von 2600 – vollkommen verdient mit 1:3.
„Ich denke, wir hatten heute nicht nur 2178 Zuschauer im Stadion“, spottete denn auch EHC-Trainer Pat Cortina nach der Niederlage, „sondern 20 mehr – meine Spieler.“ Seine Analyse: „Wir hatten zu viel Respekt, haben Wolfsburg einfach spielen lassen. Wir sind schuldig! Schuldig, nur zugeschaut zu haben. So kann man nicht gewinnen, das war offensichtlich. Wir hätten nach dem ersten Drittel auch leicht mit 0:5 hinten liegen können."
Von Anfang gab es bei den Münchnern Stellungsfehler. Die Zuordnung beim EHC, der ohne die verletzten Neville Rautert und Jordan Webb auskommen musste, passte nicht. Die Strafe folgte sogleich: Kai Hospelt nutzte einen derartigen Fehler eiskalt zum 1:0 (6.). 35 Sekunden später schlug es erneut im Kasten von Keeper Sebastian Elwing ein. Cortina schüttelte an der Bande nur den Kopf. „Viel schlechter hätten wir nicht starten können", sagte Manager Christian Winkler später.
Nicht viel, aber eben doch noch schlechter. Jan-Axel Alavaara nutzte eine Überzahl der Wolfsburger zum 3:0 aus - (11.). Danach gab’s weiter haarsträubende Fehler beim EHC – fast im Minutentakt. Die Gastgeber waren völlig von der Rolle. Zum ersten Mal in dieser Saison wirkte das Team um Kapitän Stéphane Julien tatsächlich wie ein Aufsteiger.
„Der EHC hat bisher extrem überrascht, aber hier wurden gleich einige unnötige Fehler gemacht", sagte Deutschlands Eishockey-Legende Erich Kühnhackl, „da herrscht definitiv einiges an Gesprächsbedarf in der Münchner Kabine." Cortina hatte mit seiner Standpauke wohl Gehör gefunden. Der EHC agierte nach dem Wechsel etwas konzentrierter. Doch richtig ins Spiel fanden die Münchner trotzdem nie, selbst vor dem leeren Tor, wie bei Dylan Gyori, wollte der Puck einfach nicht rein. Da verging auch den Fans die Wiesn-Stimmung. Erst in der 39. Minute durfte die Nordkurve kollektiv jubeln – über Patrik Vogls Anschlusstreffer.
Im Schlussdrittel drückte der EHC, aber Topscorer Eric Schneider vergab zwei Riesenchancen zum Anschlusstreffer (50./56.). So blieb es beim ernüchternden 1:3.
Doch schon am Dienstag (19.30 Uhr) hat der EHC im bayerischen Duell gegen den ERC Ingolstadt nun die Chance, den Fans wieder sein wahres Gesicht zu präsentieren. Matthias Kerber