EHC-Neuzugang Ryan McKiernan: "Gewinnst du, willst du noch mehr gewinnen"

München - AZ-Interview mit Ryan McKiernan: Der 32-jährige US-Verteidiger hat sich als Titelsammler hervorgetan - auch bereits in der DEL.
AZ: Herr McKiernan, ehemalige Teamkollegen loben Sie als anständigen Kerl. Lassen Sie uns darum über Freundschaften reden und wann sie problematisch werden.
RYAN MCKIERNAN: Gerne.
Wie ist es für Sie, gleich im Saisoneröffnungsspiel auf Kumpel Louis-Marc Aubry von den Kölner Haien zu treffen?
(lacht) Das ist schon in Ordnung. Wir sind in der Tat Kumpels und haben in den Sommern hier in Quebec immer zusammen trainiert.
Louis-Marcs Vater dient dabei sogar als Ihr Trainer.
In diesem Sommer nicht, da war ich in Montreal auf dem Eis und nicht bei ihm in Trois-Rivières. Pierre versteht aber sein Handwerk, ich würde gerne wieder bei ihm trainieren. Und dass ich zu Saisonstart gleich auf Louis-Marc treffe: Wir verstehen uns gut, aber das hält uns nicht davon ab, dass wir uns auf dem Eis intensive Duelle liefern.
Kein Erbarmen mit alten Freunden - ist das auch Ihr Motto, wenn es gegen Ihren Ex-Klub und jetzigen Erzrivalen Eisbären Berlin geht?
Definitiv. Berlin wird in meinem Herzen immer einen speziellen Platz haben, schon allein, was wir erreicht haben: den DEL-Titel. Aber wenn wir aufeinandertreffen, wird das beiseitegeschoben. Dann geht's ums Geschäft.
Rückkehr nach Berlin möglich?
Es heißt, Sie hätten vor Ihrem Wechsel nach München auch ein Angebot der Berliner zur Rückkehr gehabt. Richtig oder falsch?
Ein Gerücht. Zu dem Zeitpunkt, als ich mich für München entschieden habe, war das Interesse der Berliner zumindest nicht auf Papierform gebracht, so dass es also keine Entscheidung zwischen München und Berlin gab. Ich bin jedenfalls froh, bei den Red Bulls unterschrieben zu haben.
Wie auch Mathias Niederberger, mit dem Sie schon bei der Düsseldorfer EG und in Berlin zusammenspielten. Haben Sie sich bei der Klubwahl abgesprochen?
Nein, aber das ist schon ziemlich witzig. Als ich das Münchner Angebot hatte und wusste, dass Mathias bei den Red Bulls unterschrieben hat, war das super. Er ist als Torhüter ein echter Rückhalt, er gibt dir das Selbstvertrauen, dass da noch einer hinter dir da ist.
Wen aus Ihrer neuen Truppe kennen Sie sonst?
Mit Austin Ortega habe ich auch in Berlin schon zusammengespielt. Wir waren damals auf den Auswärtsfahrten Zimmergenossen und haben einen guten Draht gefunden. Die anderen kenne ich weitgehend als Gegner und freue mich, sie nun auch persönlich kennenzulernen.
Trevor Parkes und Ryan McKiernan: Harte Aufeinandertreffen
Wer war besonders hart zu verteidigen?
Die waren alle schwer abzuschirmen, aber ich habe noch in wacher Erinnerung, dass ich mit Trevor Parkes einige harte Aufeinandertreffen hatte. Und übrigens auch mal mit Chris DeSousa, der ja jetzt auch für München spielen wird. Wir haben uns kürzlich geschrieben, dass es doch eine feine Sache ist, nicht mehr gegeneinander spielen zu müssen. (lacht)
Sie haben bereits mehrere Titel gewonnen. Ist diese Härte ein Schlüssel dafür?
Sie kann es sein. In den Playoffs, wenn weniger abgepfiffen wird, kann Sie das Zünglein an der Waage sein.
Sie sind 2021 nach dem Titel mit Berlin nach Schweden gewechselt, zu Rögle. Da gewannen Sie den Europapokal, die Champions Hockey League. Auf den schielt der EHC auch seit Jahren...
Genau. Die CHL macht tierisch Spaß und ist ein cooles Abenteuer. Man misst sich mit den Schweizern, den Deutschen, den Finnen - und dann gewinnen wir den Pokal in der eigenen Halle. Ein schöner Anreiz, den Pokal auch mit München zu gewinnen.
München ist ein Top-Klub, in der DEL und Europa
Ist das das Ziel?
Definitiv. München ist immer eines der Teams, die darauf Anspruch erheben können. Es ist ein Top-Klub, in der DEL und Europa.
Trainer Don Jackson verwies auf Anfrage auf Ihre Titelsammlung und sagt: "Ryan wird uns helfen, den Schritt zu unserem nächsten Titel zu nehmen." Ziemlich viel Druck auf Ihre Schultern, oder?
Das ist kein Druck, das ist Vertrauen. Dann weißt du, dass der Coach auf dich setzt und dich in der Lage dazu sieht. Es gibt Leute, die sagen: Titel machen satt. Dabei ist es vielmehr doch so: Gewinnst du, bist du auf den Geschmack gekommen und willst noch mehr gewinnen.
Und man weiß dann auch, was es braucht, dahinzukommen. Was ist das?
Im Grunde ist es das Mindset. Die Wiederholung von dem, was du schon die ganze Saison machst und du dann auch in den entscheidenden Situationen anwendest. Wenn du im Rückstand bist, musst du die Ruhe bewahren. Wenn du vorne bist, darfst du dich nicht zu sicher wägen.
Ryan McKiernan will seine Freundin heiraten
Abseits des Eishockeys: Was erwarten Sie von München?
Ich war schon einige Mal dort und habe einige Viertel gesehen. Das hat mich beeindruckt. Es ist eine größere Stadt, eine der wichtigsten in Europa, das gefällt meiner Verlobten und mir.
Oh, Sie werden heiraten?
Wir sind nun seit zwei Jahren verlobt. Mit Corona ist Heiraten ein wenig schwieriger.
Dann nächsten Sommer, nach den Titeln in DEL und CHL?
Das wäre großartig.