EHC-Neuzugang Reimer: "Das hier ist ein Traum"

AZ: Herr Reimer, Gratulation, Sie sind mit der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in der Slowakei sensationell in die Zwischenrunde eingezogen. Speziell nach den Siegen über Russland und die Slowakei dürften Sie vor keinem Gegner mehr Angst haben.
JOCHEN REIMER: Angst haben wir sicher nicht, Respekt aber schon. Wir wissen, dass wir jetzt alle schlagen können. Die Erfolge bisher, das ist der Wahnsinn. Was in dieser Mannschaft abgeht, ist sensationell, da fehlen dir die Worte. So eine Stimmung, so einen Kampfgeist, das gibt es nicht so schnell wieder. Das hier ist ein Traum – und der der soll noch etwas andauern.
Es ist auch Ihr persönlicher Traum, Sie wurden von Bundestrainer Uwe Krupp nachnominiert, spielen jetzt Ihre erste WM.
Das ist das i-Tüpfelchen unter eine tolle Saison. Mit Wolfsburg hatten wir eine starke Vorrunde, waren das beste Team der DEL, auch die Playoffs liefen super. Die Enttäuschung, dass wir im Finale gegen Berlin verloren haben, habe ich jetzt auch verdaut. Die WM ist das perfekte Trostplaster. Jetzt hoffe ich noch, dass ich auch noch zum Einsatz komme, nur als WM-Tourist möchte ich nicht dabei sein. Aber auch das ist schon ein unvergessliches Erlebnis.
Davon dürften Sie schon als Kind geträumt haben...
Nicht nur als Kind, davon träume ich immer noch.
"Ich bin der größte Peppi-Fan der Welt"
Was bedeutet Ihnen Deutschland?
Es ist einfach meine Heimat für mich, es ist der Ort wo ich geboren bin, wo ich herkomme und wo ich hingehöre.
In der kommenden Saison verstärken Sie den EHC. Was waren die Gründe, dafür?
Die Antwort ist die gleiche wie bei der Frage Deutschland. Die Entscheidung für München war eine Entscheidung für die Heimat. Es fühlt sich gut an, wieder näher an dem Ort zu sein, den ich als Zuhause betrachte. Aus dem Grund gab es für mich eigentlich keine echte Alternative zu München, als das Angebot kam, wollte ich da hin. Ich war drei Jahre in Düsseldorf, da hatte ich zumindest meinen Bruder noch dabei, aber in Wolfsburg hatte ich anfangs schon sehr starkes Heimweh. Ich war auch schon mal beim EHC, habe mich da sehr wohlgefühlt. Das hat gepasst, also habe ich unterschrieben.
Dort werden Sie mit Ihrem großen Idol Peppi Heiß, dem Torwarttrainer des EHC, zusammenarbeiten.
Stimmt! Ich bin der wohl größte Peppi-Fan der Welt, dass ich jetzt mit ihm täglich arbeiten werde, ist grandios.
Sie hatten als Kind sogar sein Poster im Zimmer hängen.
Nicht nur das, ich habe seine Haie-Maske, sein Haie-Trikot. Und einen ganz besonderen Schatz: Ein Foto mit persönlicher Widmung. Das hat all meine Umzüge überlebt und hat einen Ehrenplatz. Ich habe 1994 stundenlang im Kabinentrakt gewartet, um mir dieses Autogramm zu holen. Das bedeutet mir sehr viel.
Was bedeutet es Ihnen, dass EHC-Rekordspieler Joey Vollmer, der den Verein verlassen hat, gesagt hat: „Beim Reimer tut es weniger weh, der ist eine Super-Torwart und eine Super-Mensch”?
Das bedeutet mit extrem viel, das rührt mich. Ich kann das gleiche nur über ihn sagen. Ich kann mich noch an meine erste Oberliga-Saison in Kempten erinnern. Wir haben dauernd den Hintern versohlt bekommen, aber gegen den EHC dann mit 4:0 gewonnen, das war mein allererster Shutout. Damals habe ich mir gedacht: „Wow, wir haben München geschlagen, wir haben den großen Vollmer geschlagen.” Ich verstehe seinen Schmerz, dass er gehen muss, aber ich Freude mich, dass man ihm die Ehre erweist und seine Trikotnummer nie wieder vergeben wird.
EHC-Manager Christian Winkler rühmt sich, dass er bei Ihnen Amor gespielt habe und Sie der Kati, der Schwester von Martin Buchwieser, vorgestellt habe.
Ja, das stimmt und das hat er sehr gut gemacht. Aber wir haben dann unseren Teil schon auch noch dazu beigetragen. Auch das war ein Grund, dass ich wieder zum EHC wollte. Falls das der Christian damals schon geplant hatte, kann ich nur sagen: Hut ab, der Mann hat noch mehr Weitsicht als ich immer schon dachte.