EHC München und das Olympia-Dilemma
Große Ehre geht manchmal auch mit großem Frust einher. Frag nach beim EHC Red Bull München!
Der dreimalige deutsche Meister stellt aktuell mit Danny aus den Birken, Yasin Ehliz, Kapitän Patrick Hager, Konrad Abeltshauser und Frederik Tiffels das zweigrößte Kontingent eines DEL-Klubs nach Erzrivale Adler Mannheim (sechs Spieler) im 25-köpfigen Olympia-Kader von Bundestrainer Toni Söderholm.
Fünf Bullen für Toni – oder eigentlich sogar mindestens sechs. Denn für den Notfall steht auch noch EHC-Profi Yannick Seidenberg auf einer Nachrücker-Liste des Deutschen Eishockeyverbandes (DEB) für Peking.
EHC im Halbfinale in Tampere ohne deutsche Olympia-Teilnehmer
So weit, so wow!
Weshalb beim EHC trotz dieser schmeichelhaften Olympia-Nominierung aktuell wohl kaum der Stolz überwiegt, sondern eher eine Stimmung vorherrscht, die irgendwo zwischen Enttäuschung und Ärger schwankt, liegt am zuvor mehrmals verschobenen CHL-Halbfinale gegen den finnischen Spitzenklub Tappara Tampere am kommenden Dienstagabend (18 Uhr).
Dieses Saison-Highlight müssen die Münchner ohne ihre Peking-Fahrer bestreiten – eine schwere Hypothek für die Truppe von Trainer Don Jackson. Die Chancen auf das nächste Erreichen des Endspiels der Champions Hockeyleague nach 2019 sind für den EHC damit dramatisch gesunken.
Alle Olympia-Teilnehmer der DEL müssen am Samstag anreisen
Verantwortlich dafür ist der DEB, der beschlossen hat, dass sich alle Olympia-Teilnehmer aus der DEL bereits am kommenden Samstag zur Vorbereitung in Mannheim einfinden sollen. Ausnahmen ausgeschlossen.
Oder wie es DEB-Sportdirektor Christian Künast bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des Olympia-Kaders relativ unzweideutig formulierte: "Wir sind im Austausch mit Red Bull München, aber am Ende ist es so, dass es für Deutschland entschieden wird und das heißt: pro Nationalmannschaft."
Dass ein deutscher Verein im Finale des größten europäischen Klub-Wettbewerbs womöglich auch einen positiven Effekt auf das Ansehen des deutschen Eishockey hätte, spielt in den DEB-Überlegungen offensichtlich nur eine untergeordnete Rolle.
EHC muss in den "sauren Apfel beißen"
Egal, die Entscheidung steht. Da half es auch wenig, dass die DEB-Chefetage dem EHC noch verbalen Honig ums Maul schmierte: "Die Historie zeigt, wie behilflich Red Bull München der Nationalmannschaft stets war, und das werden sie auch diesmal wieder sein", lobte Künast die Zusammenarbeit. Zusatz: "Auch wenn sie diesmal in einen sauren Apfel beißen müssen."
Dabei wäre der zitierte Apfel wohl gar nicht so sauer, wenn sich der DEB ein wenig kulanter zeigen würde – oder einfach die Abstellungsregeln des Internationalen Eishockeyverbandes IIHF einhalten würde.
DEL-Boss Gernot Tripcke hatte erst dazu erklärt: "Es gibt eine klare Vereinbarung mit dem DEB, dass die Spieler am kommenden Samstag abgestellt werden. Der Zeitpunkt der IIHF ist erst der 2. Februar, wo zum Beispiel auch unsere Nationalspieler aus Schweden kommen."
Gemeint sind die drei nominierten Skandinavien-Legionäre des DEB, Tom Kühnhackl und Stefan Loibl (beide Skelleftea AIK) sowie Tobias Rieder (Växjö Lakers), die in der schwedischen Liga am 1. Februar noch mit ihren Teams spielen und dann tags darauf mit der DEB-Auswahl von Frankfurt aus nach Peking fliegen sollen.
Vor allem diese Ungleichbehandlung sorgt schon jetzt für großen Olympia-Frust in München – und dabei sind bis zum ersten Bully noch knapp zwei Wochen Zeit.
- Themen:
- EHC Red Bull München
- Sport