EHC München: Pat Cortinas Heimatgefühle - Liebeserklärung an München
München - Der ehemalige Bundestrainer war (mit kurzer Unterbrechung) von 2006 bis 2013 Coach des EHC München, seit 2016 trainiert er die Schwenninger Wild Wings, die am Donnerstag bei den Red Bulls antreten.
AZ: Herr Cortina, beim Blick auf die Tabelle dürften Sie sich ein wenig verwundert die Augen reiben. Sie stehen mit den Schwenninger Wild Wings als Neunter einen Platz vor dem EHC Red Bull München, dem Doppelmeister. Heute müssen Sie bei Ihrem Ex-Klub ran!
PAT CORTINA: Eigentlich macht mir der Blick auf die Tabelle sogar ein wenig Angst, denn ich bin mir sicher, dass sie beim EHC nach dem durchwachsenen Start in die Saison ein bisschen angepisst sind und uns gehörig in den Hintern treten wollen. Ich habe so viele, so tolle Jahre in München gehabt. Für mich ist das immer noch mein Zuhause, meine Heimat. Falls sie uns zu sehr in den Hintern treten aber für kurze Zeit ein bisschen weniger wie Heimat. (lacht)
Sie haben vor der Saison darauf getippt, dass der EHC das Titel-Triple schafft.
Sie sind die logische Wahl. Sie sind der Meister und so lange sie keiner vom Thron stößt, bleiben sie das Team, das es zu schlagen gilt, wenn man Champion sein will. Sie sind so ein gutes Team, sind so eine gute Organisation. Die Mannschaft ist so gut, so erfahren. Sie haben kaum Änderungen im Kader gehabt. Wer, wenn nicht München, sollte der Favorit auf den Titel sein?
Im vergangenen Jahr erlebten Sie bei Ihrem allerersten Auftritt in München als Schwenningen-Coach eine ganz besondere Partie. EHC-Urgestein Uli Maurer, der mit Ihnen nach Schwenningen gewechselt war, erzielte ein Tor und wurde dann von den EHC-Fans gefeiert.
Ich habe mir das Tor gerade erst wieder angeschaut und es verursacht bei mir immer noch und immer wieder Gänsehaut. Dieses Spiel, von den Fans gefeiert zu werden, obwohl man plötzlich ein Gegner ist, war sicher ein absolutes Highlight meiner Karriere. Ich liebe München, meine Familie lebt immer noch hier, meine Kinder wachsen als Münchner Kindl heran. Die Jahre hier haben mich mehr geprägt als alles andere. Ich wäre nicht der Mann, der ich bin, ohne diese Zeit. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich München liebe. Wenn ich es mir leisten kann, will ich nach meiner Trainerkarriere den Rest meines Lebens hier verbringen. Aber wir alle wissen, dass München ein teures Pflaster ist.
Es wird also wieder eine sehr emotionale Heimkehr?
(lacht) Ja, Sie sind schuld daran, dass ich jetzt gerade wieder auf dem Nostalgie-Highway unterwegs bin. Aber es sind eben auch wunderschöne Erinnerungen. München ist so eine schöne Stadt. Die Zeit mit Freunden in den Cafés und Restaurants, der Englische Garten, die rituellen Spaziergänge, die Manager Christian Winkler und ich vor jedem Spiel gemacht haben, das sind Erinnerungen, die ich tief in meinem Herzen trage.
Winkler und Sie sind...
... Wir sind echte Freunde fürs Leben. Wir sind in ständigem Kontakt, haben uns im Sommer getroffen. Wann immer ich in einer schwierigen Situation stecke im Beruf, dann greife ich zum Hörer und rufe ihn an. Er erlebt beim Meister sicher weniger schwierige Zeiten, aber wenn, dann bin auch ich für ihn da. Ich weiß, dass ich mich immer auf ihn verlassen kann, dass er immer für mich da ist – und ich hoffe sehr, dass er genauso über mich denkt.
Hat der EHC durch die Professionalisierung in den letzten Jahren etwas von seinem speziellen Charme verloren?
Es ist jetzt sicher ein etwas anderer Charme. Aber: Meister zu sein, hat ganz viel Charme. Sie leben es beim EHC vor, was es heißt, Meister zu sein. Wenn wir mit Schwenningen jemals dorthin kommen wollen, dann heißt das, dass jeder einzelne sich wie ein Meister benehmen, vorbereiten, agieren und denken muss. Meister zu sein, das hat nichts mit Zufall zu tun, das muss in den Köpfen, den Herzen, den Seelen verankert sein. Der EHC lebt diese Einstellung auf allen Ebenen vor, sie streben nach Exzellenz. Jeder Einzelne und alle zusammen.
Lesen Sie auch: EHC-Profi und Fan des TSV 1860 - Abeltshauser: "Die Löwen machen tierisch Spaß"