EHC München kämpft ums Überleben
Münchens Eishockey vor der Pleite: Nach der Insolvenz von Sponsor Müller-Brot will sich nun Gesellschafter Jantz zurückziehen. Die DEL-Lizenz wollte der EHC an Schwenningen verkaufen, scheiterte aber.
München - Der EHC kämpft – ums Überleben! Fünf Jahre nachdem der EHC eigentlich bereits klinisch tot war und unter anderem durch eine Sammelaktion der Fans reanimiert werden konnte, sieht die Zukunft des DEL-Klubs düster aus. So düster, dass bereits mit Zweitligist Schwenningen Verhandlungen über den Verkauf der DEL-Lizenz stattgefunden haben. Dies wurde der AZ von Schwenninger Seite bestätigt.
Es wäre der Ende für das Profi-Eishockey beim EHC gewesen. Nach AZ-Informationen kamen die Verhandlungen aber zu keinem Abschluss, die EHC-Gesellschafter haben daraufhin den Angestellten den Auftrag erteilt, „die Kader- und Etat-Planungen für die neue Saison“ voranzutreiben. Sie waren es auch, die die Entscheidung zu den Verkaufsverhandlungen fällten.
Der EHC, der diese Saison ohne Hauptsponsor auskommen musste und bei dem auch der ehemalige Brustsponsor und Premium-Geldgeber Müller-Brot Insolvenz anmelden musste, ist seit Jahren finanziell von drei Personen abhängig: Dem sogenannten Bogenhausener Kreis, der 2007 das Rettungspaket schnürte, das dem EHC neues Leben einhauchte. Dieser besteht aus Geschäftsführer Jürgen Bochanski, und den Gesellschaftern Waldemar Jantz und Michael Phillips. Letzter ist ein kanadischer Multimillionär, der Firmen wie „Takko“ aufkaufte, sanierte und gewinnbringend verkaufte. Phillips war auch stiller Gesellschafter bei Müller-Brot. Jantz hat sein Vermögen durch Venture-Capital, auch Risikokapital genannt, gemacht.
"Ich gehe fest davon aus, dass wir nächste Saison wieder dabei sind“
Nach AZ-Informationen will Jantz sich aus dem EHC im großen finanziellen Rahmen zurückziehen. Nach der Trennung im vergangenen Jahr von seiner Frau Erin, die noch der 1. Vorstand des EHC e.V. ist, und deren Umzug mit den Kindern nach Amerika ist der große emotionale Bezug zum EHC dahin. „Es ist noch nicht endgültig entschieden, ob Herr Jantz sich zurückziehen wird“, erklärte Bochanski, „wir planen die neue Saison und sind dabei, die Unterlagen, die wir bei der DEL für die Lizenzerteilung einreichen müssen, zu sammeln. Ich gehe fest davon aus, dass wir nächste Saison wieder dabei sind.“
Doch auch das ist noch nicht vollkommen geklärt, denn der EHC macht – wie eigentlich alle DEL-Vereine – jede Saison Millionen-Verluste. Bisher haben die drei Gesellschafter das Minus aus ihren Privatschatullen gedeckt, auf Dauer wollen sie dies aber nicht mehr tun. Wenn nun nur noch zwei Gesellschafter übrig sind, trifft jeden der Verlust noch tiefer. Die vorgesehenen Etats werden wohl gekürzt werden. Bisher plante man mit dem identischen Etat zur Vorsaison (etwa 3,8 Mio.).
Schon in den letzten Wochen fuhr man einen rigiden Sparkurs, so wurden bereits die Co-Trainer Maurizio Mansi und Peppi Heiß freigegeben, bei den Neuverpflichtungen reagiert das Prinzip „Darf nichts kosten“. Auch die Tatsache, dass der Aufsichtsrat die Pläne des städtischen Olympiaparks, auf dem Gelände eine neue Halle zu bauen, in der der EHC dann spielen sollte, in dieser Form am Dienstag abgelehnt hat, trifft den EHC. Mehrere potenzielle Sponsoren hatten ein Engagement von dieser Halle abhängig gemacht. Beim EHC herrscht nun wieder das Prinzip Hoffnung – im Münchner Eishockey fast schon ein Dauerzustand.
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