EHC München gewinnt: Drama auf Eis

München - Es war mal wieder am Eishockey-Sensenmann seines erbarmungslosen Amtes zu walten. Wem sollte er seine Sympathie in Spiel drei dieser Halbfinal-Serie schenken? Meister EHC Red Bull München, den die meisten der 6.142 Fans in der ausverkauften Olympia-Eishalle mit Herzblut und Stimmgewalt nach vorne gebrüllt hatten? Oder den Gästen, den Mannheim Adlern?
Dann hatte er genug gesehen von dem Treiben auf dem Eis, der Sensenmann offenbarte sich am Ostermontag als EHC-Symphatisant. Der Sieg für die Münchner im Sudden Death, dem so gefürchteten plötzlichen Eishockey-Tod. Damit steht es in der Best-of-seven-Serie 2:1 für den EHC. Spiel vier steigt am Mittwoch (19.30 Uhr) in Mannheim.
Keine Eishockey-Feinkost
Für die Freunde der Ästhetik, der feinen Klinge war es keine Eishockey-Feinkost. Wer aber Härte, Emotion, Wut, Nickligkeiten, Provokationen sehen wollte, der war am Oberwiesenfeld bestens aufgehoben. Antipathie von der ersten Sekunde an. Bei der Vorstellung der Mannheimer gab es ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert, als die Nummer 22 aufgerufen wurde: Matthias Plachta.
Der Plachta, der von Münchens Steve Pinizzotto in Partie eins derart rüde mit dem Ellenbogen in die Bande gecheckt worden war, dass er minutenlang regungslos liegen geblieben war. Die DEL sperrte Pinizzotto am Freitag für fünf Partien. Mannheim hatte zur Schwere der Verletzung wohlweislich keine Auskunft gegeben, bis zur Urteilsverkündung nur davon gesproche, dass ein „Einsatz in der Serie unwahrscheinlich“ sei. Am Montag war der Topstürmer – zum Glück – wieder genesen.
Kampf von Anfang an
Mannheim setzte von Anfang an auf gezielten Provokation. Kaum ein Zweikampf, bei dem nicht noch einer mitgegeben wurde, ganz nach dem Geschmack des Mannheimer Trainers, Bill-Stewart-Eishockey par excellence, Die (sportliche) Antwort in der 9. Minute. Der EHC in Überzahl (David Wolf saß draußen), Yannic Seidenberg mit einem Geniepass auf Kapitän Michael Wolf, der vollstreckte – 1:0! Damit ging es in die Pause. "Sie konnten uns nicht mehr anders halten als durch Strafen, aber wir müssen unser Powerplay besser nutzen", sagte Münchens Dominik Kahun.
Das zweite Drittel, verkehrte Eishockey-Welt. München ohne spielerische Linie, Mannheim am Drücker. „Uns unterlaufen zu viele leichte Scheibenverluste. Wir müssen zu unserem Spiel des ersten Drittels finden“, sagte Seidenberg. Fanden sie nicht, aber zum Glück für den EHC fand die Scheibe auch nie den Weg ins EHC-Tor. Das Schlussdrittel. Spannung, Dramatik. Und dann der Puck im Münchner Kasten. Devin Setoguchi mit dem 1:1 ins kurze Kreuzeck (50.). Beide Teams hatten gute Chance, die Partie noch in der regulären Spielzeit zu entscheiden, doch es ging in die Verlängerung. Der Sudden Death musste entscheiden. Als sein Gehilfe tat sich Mads Christensen (86.) hervor. Der Sieg für den EHC.
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