EHC: Meister der Herzen
Die Eishockey-Cracks des EHC München verlieren das vierte Playoff-Finale 2:5. Bietigheim holt den Titel.
MÜNCHEN Sie feierten. In der Nordkurve. Vor den Münchner Fans. Die Bietigheimer. Den Meistertitel. Doch trotz des 2:5 des EHC München im vierten Spiel der Finalserie gegen die Steelers: Verlierer sehen anders aus. Ganz anders. Und die Fans feierten ihre Stars noch eine Stunde nach Abpfiff mit stehenden Ovationen und Sprechchören. Raubein Markus Jocher, der seine Karriere beendet, lieferte noch ein letztes Schuhplattler-Tänzchen für die Fans ab. Kapitän Andeas Raubal nahm den Pokal für den Vizemeister in Empfang - und zerbrach ihn gleich.
"Natürlich sind wir traurig, dass es vorbei ist, trotzdem kann jeder Einzelne von uns auf das Erreichte stolz sein", sagte Manager Christian Winkler, der zusammen mir Torwartcoach Peppi Heiss die Traineraufgaben an der Bande für Erfolgscoach Pat Cortina übernommen hatte, der bei der WM in der Schweiz als Nationaltrainer Ungarns tätig war. Bietigheim, der verdiente Meister der 2. Liga, doch der EHC darf sich als Meister der Herzen feiern lassen.
EHC: "Knapp am Gipfel gescheitert"
"Es war eine unglaubliche Saison, leider sind wir nicht auf dem Gipfel angelangt", sagte EHC-Präsident Jürgen Bochanski, "aber das hier ist eine Erfolgsgeschichte, wie ich sie mir selber so nicht vorgestellt hätte."
EHC: Plötzlich stand es 0:4
Eine mit 6266 Zuschauern ausverkaufte Halle, ein purer Hexenkessel in der Olympia-Eishalle. Schlachtgesänge, Dauer-Trommelwirbel. Eishockey pur, Gänsehautfeeling. Doch nach 4:12 Minuten der Schock für den EHC. Ein Schuss trifft EHC-Keeper Sebastian Elwing, den Rebound verwandelt Dominik Hammer zum 1:0. Es entwickelt sich ein Streit, ob der Schuss die Gesichtsmaske traf - dann hätte Schiedsrichter Lenhart abbrechen müssen. Doch der Treffer zählt.
Im zweiten Drittel spielte der Cortina-lose EHC extrem fahrig. Das rächte sich. Elwing liess einen Schuss von Steelers-Stürmer Alexander Serikow prallen und Gregory Schmidt erhöhte auf 2:0 (26.). Damit nicht genug, ausgerechnet Mike Kompon, der Mr. Playoffs des EHC, mit einem katastrophalen Fehler, Doug Andress konnte allein duchlaufen - 3:0 (33.). Ein Tor von EHC-Verteidiger Dave Reid wurde nicht anerkannt, stattdessen Strafe gegen Martin Buchwieser. Die nutzte Doug Andress zum 4:0 (40.)
EHC: Die Fans feiern die Verlierer
Das letzte Drittel wurde zu einer lautstarken Verabschiedung des EHC. Co-Kapitän Chris Bahen gab den Fans noch mehr Grund zum Jubeln, er erzielte in Unterzahl das 1:4 (44.). Und die Nie-Aufgeber des EHC legten nach, Kevin Lavallee mit dem 2:4 (48.). Es brannte lichterloh vor dem Kasten von Sinisa Martinovic, der EHC im Dauer-Powerplay, schnürte die Steelers ein - und die Fans peitschten ihre Stars immer wieder nach vorne. Vier Sekunden vor Schluss trafen der Bietigheimer Robitaille aber noch zum 5:2. "Leider wurde das Finale hier vom Schiedsrichter entschieden. Aber trotzdem Gratulation an die Bietigheimer", sagt Bochanski. Und Kapitän Andreas Raubal sagte: "Mei, so is Eishockey. Aber wir können darauf ein Bier trinken, am besten gleich das Wochenende durchfeiern."
Gefeiert wurde dann bei beiden Teams. Beim Meister und dem Meister der Herzen.
Matthias Kerber
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