EHC-Kapitän Wolf über seine Torflaute

Am Freitag spielt Michael Wolf mitdem EHC Red Bull München gegen seinen Ex-Klub Iserlohn. Hier spricht er über seine Ladehemmung und das Leben in München.  
von  Matthias Kerber
Michael Wolf, der Kapitän des EHC Red Bull München.
Michael Wolf, der Kapitän des EHC Red Bull München. © Rauchensteiner/Augenklick

Am Freitag spielt Michael Wolf mitdem EHC Red Bull München gegen seinen Ex-Klub Iserlohn. Hier spricht er über seine Ladehemmung und das Leben in München.

AZ: Herr Wolf, am Freitag geht es für Sie mit dem EHC Red Bull München gegen Ihren alten Klub, die Iserlohn Roosters, für die Sie neun Jahre spielten. Sicher kein Spiel wie jedes anderen, oder?

MICHAEL WOLF: Wenn ich das behaupten würde, wäre ich ein Lügner. Ich hatte dort eine schöne Zeit, habe auch noch immer viele Freunde dort in der Mannschaft, mit denen ich regelmäßig im Kontakt bin. Iserlohn hat uns auch im ersten Spiel der Saison geschlagen, bei den Punkten endet jede Freundschaft, die drei jetzt sollten in München bleiben.

Wie sehr haben Sie sich inzwischen an München gewöhnt? Speziell den Verkehr?

Es wird. Aber man muss schon anders planen. Manchmal frage ich mich immer noch, wo kommen in so kurzer Zeit so viele Autos her, dass am Ring gar nichts mehr geht. Ansonsten fühle ich mich sehr wohl in München. So kann ich auch immer wieder die Familie in Füssen besuchen. Das klappt so alle ein, zwei Wochen.

Die Tochter macht ja gerade Ihre ersten Schritte.

Genau. Das ist echt unglaublich und wunderschön. Ich genieße diese Momente.

Aber aufs Eis haben Sie Ihre Tochter noch nicht mitgenommen. Viele andere Väter feiern ja Siege mit den Sprösslingen dort.

Da bin ich nicht so der Fan von. Sie ist so klein, die Lautstärke, der Krach, das würde ihr im Moment nur Angst machen. Vielleicht nehme ich sie später mal mit, wenn sie es besser einordnen kann. Es gibt Kinder, die sind ganz heiß drauf, andere gar nicht, die sind eher ängstlich. Mal sehen.

Der EHC hat die Tage nachgerüstet, Verteidiger Matt Smaby und Stürmer Dave Meckler verpflichtet. Waren Sie erstaunt, dass der Verein so früh in der Saison jetzt die letzte Ausländerlizenz vergeben hat?

Ich war überrascht, ja. Aber die Verantwortlichen im Verein werden sich, was ja ihre Aufgabe ist, darüber sehr viele Gedanken gemacht haben und die richtige Entscheidung für den Verein getroffen haben. Aber überrascht war ich.

Es belegt nur, dass – wie aus dem Umfeld zu hören ist – Trainer Don Jackson mit den gezeigten Leistungen keineswegs immer zufrieden ist.

Von den Punkten her stehen wir ja sehr gut da. Aber zufrieden ist sicher noch keiner. Ich bin mir sicher, wir haben unsere besten Spiele noch nicht gezeigt. Wenn man eben doch viele neue Spieler hat, dauert es ein bisschen, bis alles perfekt harmoniert und zusammenwächst.

So richtig können Sie, der Kapitän, der Torjäger, mit Ihrer Ausbeute bisher nicht zufrieden sein. Fünf Tore in 20 Spielen, das sind nicht unbedingt Michael-Wolf-Statistiken.

Das ist richtig. Natürlich will man auch selber seinen Ansprüchen genügen. Gerade, wenn man zu einem neuen Verein kommt, dann will man ja auch allen zeigen, was man draufhat. Und man muss nicht drumherum reden, ich habe in dieser Saison bisher sicher mehr Großchancen liegenlassen als reingemacht. Das ärgert mich selbst am meisten. Aber ich bin lange genug im Geschäft, um mich davon nicht verrückt machen zu lassen. Wenn ich jetzt ins Grübeln geraten würde, dann würde es nur noch schlimmer. Man kann nur geduldig sein, an allen Kleinigkeiten arbeiten, dann wird der Puck auch mal wieder ins Tor springen und nicht an den Pfosten oder sonst wohin. Und da das Team ja Erfolg hat, wurmt mich das nicht so. Solange wir gewinnen, ist es egal, wer die Tore macht. Aber keine Frage, ich will sicher mehr Tore schießen.

Wie viele Sorgen machen Sie sich denn um das deutsche Eishockey? Das neue Präsidium um Franz Reindl hat verkündet, dass, wenn es jetzt keine Radikalreform gibt, 2018 die Lichter ausgehen könnten?

Das war ein Schock für alle. Es darf nicht passieren, dass Deutschland vielleicht irgendwann keine Nationalmannschaft mehr stellt, weil die Gelder fehlen. Wir als Spieler können nur alles tun, damit wir sportlich für positive Erlebnisse, wie etwa beim Gewinn des Deutschland-Cups, sorgen. Ansonsten bin ich froh, dass die Zahlen jetzt auf dem Tisch sind. Ich weiß nicht, ob früher was verheimlicht wurde oder ob es die Verantwortlichen selber nicht wussten, aber jetzt weiß jeder, wie ernst die Lage ist.

Haben Sie Angst ums deutsche Eishockey?

Ich versuche, daran nicht zu denken, wenn ich das täte, dann könnte man schon Angst haben.

 

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