EHC-Kapitän Wolf: "Noch einmal dieses Hochgefühl erleben"

Michael Wolf, Kapitän des EHC Red Bull München, spricht exklusiv in der AZ über den erlösenden ersten Titel, die Ziele für die neue Saison – und warum er sich manchmal wünscht, im Flachland zu leben.
Matthias Kerber |
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So ausgelassen jubelte er im Mai über den Meistertitel: EHC-Kapitän Michael Wolf mit dem Pokal.
Rauchensteiner/augenklick So ausgelassen jubelte er im Mai über den Meistertitel: EHC-Kapitän Michael Wolf mit dem Pokal.

München - Am Freitag (19:30 Uhr) startet der EHC München auswärts bei den Kölner Haien in die neue Saison. Michael Wolf ist Kapitän bei den Münchnern, mit denen er 2016 Deutscher Meister wurde.

AZ: Herr Wolf, nach all den Jahren dürfen wir Sie ja nun endlich mit Meister anreden.

MICHAEL WOLF: (lacht) Ja. Endlich! Zeit is worn! Die Meisterschaft mit dem EHC Red Bull München war ja der erste echte Titel meiner Karriere. Als es dann endlich soweit war, da habe ich richtiggehend gemerkt, wie mir ein tonnenschwerer Felsen von den Schultern gefallen und in tausend Teile zersplittert ist. Der Druck war ja riesig groß. Es war eine echte Befreiung für mich ganz persönlich. Und es war die ersehnte Belohnung für all die Mühen, die Opfer, die Entbehrungen, die man in so einer langen Karriere auf sich nimmt. Und es geht ja nicht nur um einen selber, man darf ja nie vergessen, was das alles auch für die Familie bedeutet, die Belastungen, die das mit sich bringt. Man kann, ja muss, sagen, dass all dies ohne die totale Unterstützung, den Rückhalt meiner Frau nicht möglich gewesen wäre. Da muss ich an dieser Stelle auch einfach mal Danke sagen.

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Man hatte in den Playoffs das Gefühl, dass Sie alles dafür tun, diese einzigartige Chance, den Meistertitel zu holen, auf keinen Fall verstreichen lassen wollen.

Wenn man so lange dabei ist und nie einen Titel geholt hat und mit 35 auch nicht mehr zu den Jüngsten gehört, dann weiß man, dass die Chancen immer weniger werden, also holt man alles aus sich raus, vielleicht auch noch das bisschen, was eigentlich gar nicht mehr da ist. Aber das war bei uns allen so. Ich glaube, wir alle sind auf dem Weg zum Titel über uns hinausgewachsen.

Der Moment, als Sie den Pokal dann endlich in den Händen hatten...

Das war magisch. In dem Moment war ich einfach nur glücklich, aber ich habe es gar nicht richtig registriert, nicht verstanden. Das hat einige Zeit gedauert. Ich hatte dann den Pokal auch einen Tag bei mir zu Hause, den habe ich dann allen gezeigt, wir haben viele Fotos gemacht. Und mein Teamkollege Tobi Wörle und ich haben ihn dann zu unserem Stammitaliener mitgenommen.

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Und viel aus dem Pokal getrunken?

Zu dem Zeitpunkt nicht. Aber direkt nach dem Gewinn wurde sehr viel draus getrunken. Ich wiederhole sehr viel. (lacht)

Jetzt sind Sie und der EHC nicht mehr die Jäger, sondern die Gejagten. Ändert sich dadurch irgendwas?

Nicht so sehr, wie man sich das vorstellt. Wir sind ja schon immer mit einer gewissen Mentalität in die Spiele gegangen und daran hat sich nichts geändert. Wir spielen, um zu gewinnen. Und ich kann allen versichern, wer einmal dieses Hochgefühl erlebt hat, Meister zu sein, der will das immer wieder erleben. Ich will das wieder erleben. Für uns kann es nur ein Ziel geben: den Titel zu verteidigen, da muss man nicht drum herumreden. Wir müssen ein paar Spieler integrieren, das kann ein bisschen dauern. Aber ich bin mir sicher, dass es schneller gehen wird als letzte Saison, als es doch gedauert hat, bis wir richtig in Tritt gekommen sind.

Zwei Mal ist eben besser als ein Mal!

So schaut’s aus.

Oder wie sagt man noch: einmal ist keinmal.

(lacht) Den Satz kann man nur sagen, wenn man zumindest einmal gewonnen hat. Wenn man das Glück nie hatte, man diesem einen Sieg immer vergebens hinterhergelaufen ist, sagt man das sicher nicht. Denn dieses eine Mal ist dann schon das höchste aller Gefühle.

Wie haben Sie sich auf die neue Saison vorbereitet? Wenn man Ihre Teamkollegen so hört, die von Ihrer Fitness schwärmen, sind Sie wohl in den Jungbrunnen gehüpft.

(lacht) Wenn es nur so einfach wäre! Nein, wir haben bei uns im Allgäu seit Jahren eine Trainingsgruppe, denn im Sommer wird der Grundstock für die gesamte Saison gelegt. Wer da schludert, holt das nur schwer auf, wer da gewissenhaft arbeitet, zehrt die Saison davon. Ich fahre extrem viel Mountainbike, das macht mir Spaß. Wenn man schon an den Bergen wohnt, muss man das ausnutzen.

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Sie wohnen...

Direkt an den Bergen, ich trete aus der Tür und bin fast im Gebirge. Ich liebe unsere Natur, das gibt mir sehr viel. Wobei es schon auch mal Tage gibt, wenn man sich gerade wieder mit dem Bike eine Steigung hochquält, da würde man sich wünschen, im Flachland zu wohnen. (lacht)

Einer der Garanten des Erfolgs ist Coach Don Jackson. Was macht ihn aus, warum hat er überall Erfolg, wo er hingeht?

Man merkt ihm in jeder Sekunde an, wie sehr er den Erfolg liebt, wie sehr er den Sport liebt. Und er wird dieser Liebe nie müde. Ich habe in meiner gesamten Karriere noch nie einen Trainer erlebt, der so viel Wert auf jedes Detail legt, der so unglaublich viele Kleinigkeiten in jeder Spielsituation sieht. Und er hat immer das große Ganze im Blick. Wenn man verliert, ist bei ihm nicht alles schlecht, und wenn man gewinnt, nicht alles gut. Er ist ein Perfektionist, der weiß, dass der Weg zum Erfolg aus harter Arbeit besteht, aus dem Willen, immer das Letzte herauszuholen. Denn viele Kleinigkeiten, an denen es mangelt, summieren sich zu einem großen Problem. Don hat in der DEL jetzt sechs Titel geholt. Eigentlich muss man dazu gar nicht viel mehr sagen. Er hat es einfach drauf.

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