EHC im Eiltempo ins Halbfinale, weil "jeder sein Ego mal beiseite stellt"
München - Es war lange eine Playoff-Serie der Führungsspieler. Eine Serie, in der Kapitän Patrick Hager glänzte, Trevor Parkes wieder Trevor-Parkes-Tore schoss, Chris DeSousa präzise zielte und beispielsweise Konrad Abeltshauser hinten aufräumte.
Die vierte Partie aber, die Partie, in der der EHC Red Bull München seinen ersten Matchpuck gegen die Grizzlys Wolfsburg hatte und ihn auch sofort zum Halbfinal-Einzug verwandelte, sie gehörte den Youngstern, sie gehörte Veit Oswald und Filip Varejcka.
Oswald, der DEL-Junior des Jahres und Playoff-Debütant, er traf mit seinem allerersten Endrunden-Tor zum 1:1 (40.) - und Varejcka, der in den Playoffs der Vorsaison auf dem Weg zur Meisterschaft sechs Treffer beigesteuert hatte, er zeigte sich erneut als Experte für die wichtigste Phase der Saison und beförderte die Münchner Eishackler mit seinem Tor zum 2:1-Endstand (46.) in die nächste Runde. "Wir haben jedes einzelne Spiel verdient gewonnen", sagte der 23-Jährige.
EHC München überrennt Wolfsburg dank gelöster Ego-Bremse
Einen mit 4:0-Siegen (6:3, 7:3, 4:3, 2:1) sogenannten "Sweep" gegen die Grizzlys nach dieser Achterbahn-Hauptrunde, diesen Ausgang des Viertelfinals hatten wohl die wenigsten vorhergesehen. Aber der EHC schaffte es tatsächlich, sich für die Playoffs in einen meisterschaftswürdigen Formzustand zu entwickeln.
Das Geheimnis dieser Transformation? Die gelöste Ego-Bremse. "Wir haben genug Klasse im Team", schilderte Varejcka, "wenn jeder alles gibt, wenn jeder sein Ego mal beiseite stellt und alles dafür gibt, dann funktioniert es auch."
Und weil die Top-Leute wie Hager genau diese Haltung vorleben, ziehen auch die Jungen an. "Wir haben das erste Spiel unglaublich gespielt, das zweite auch, dann hatten wir so viel Selbstvertrauen, dann lief auf einmal alles, dann haben wir uns selbst bewiesen, dass es geht, auch wenn man in der Vorrunde bisschen Probleme hat", resümierte Varejcka, der selbst auch zu den Spielern gehörte, die während des 52-Spiele-Playoff-Anlaufs nicht so recht auf Touren kommen wollten.
Söderholm lobt Oswald und Varejcka: "Wir sind froh, wie die Jungen gespielt haben"
Anders war das bei Oswald, der zählte schon in der DEL-Hauptrunde zu den positiven Erscheinungen beim Titelverteidiger. Varejcka findet, es sei deswegen kein Wunder, dass der 19-Jährige auch in der Endrunde aufdreht: "Veit hat klasse gespielt und hat immer mehr Selbstvertrauen bekommen, das hat er mitgenommen in die Playoffs."
Woran auch Cheftrainer Toni Söderholm seinen Anteil hat, weil er den Senkrechtstarter mit dem nötigen Vorschuss ausstattete und auch Varejcka trotz Formtief nicht mit Missachtung strafte.
"Beide haben ihre Aufgabe sehr gut gemacht", urteilte der frühere Bundestrainer über das Duo, "oft gleichen die Top-Spieler einander aus, dann kommt es auf den Schwung oder die Tore der jungen Spieler an. Wir sind froh, wie die Jungen gespielt haben." Zu denen auch noch Stürmer Nikolaus "Klausi" Heigl gehört.
Halbfinal-Gegner? Es könnte (wieder einmal) gegen Bremerhaven gehen
Nachdem dem EHC sich nun also im Eilverfahren dank forscher Jugend durchgesetzt hat, genießt er den Luxus einiger freier Tage, ehe der Gegner für das Halbfinale feststeht.
Nur der Hauptrundenerste Bremerhaven hat sich genauso schnell qualifiziert, die Serien Berlin gegen Mannheim (Stand: 3:1) und Straubing gegen Schwenningen (Stand: 2:2) laufen noch. Was klar ist: Die nächste Runde beginnt am Ostermontag. Offen ist noch der Gegner - läuft alles normal, geht es an die Nordsee.
Das muss kein schlechtes Omen sein. Die Pinguine waren das einzige Spitzenteam, gegen das die Münchner eine positive Bilanz (3:1-Siege) in der Hauptrunde hatten - und: Stand in der Vergangenheit in den Playoffs die Fischtown-Hürde dem EHC im Wege, folgte die Jubelfeier mit dem silbernen DEL-Pokal.
Varejcka ist es vollkommen egal, wer es wird. "Ich habe keinen Wunschgegner, wir machen drei Tage frei und dann schauen wir", sagte er. In der Viertelfinal-Verfassung und ohne Ego-Ballast sind die Aussichten rosig.