EHC: Halbzeit auf der Titelmission

Der EHC Red Bull München hat die Meisterschaft anvisiert – dank der Defensive. Die AZ analysiert, warum das Team so wenige Tore kassiert.
München - Halbzeit auf der Titelmission. Zwölf Siege braucht man in den Playoffs, um sich am Ende als Meister feiern lassen zu können. Der EHC Red Bull München im Allgemeinen – und Coach Don Jackson im Speziellen – hat nie einen Hehl draus gemacht, dass dies das Saisonziel ist. Das überzeugende 3:1 am Sonntag am Oberwiesenfeld, das dem EHC die 2:1-Führung in der Halbfinalserie gegen die Kölner Haie bescherte, war der sechste Playoff-Erfolg.
Sechs geschafft, sechs zu schaffen. "Es gibt keine einfachen Siege", sagte Kapitän Michael Wolf vor dem vierten Halbfinalspiel am Mittwoch (19 Uhr) im Revier der Haie, "aber wenn wir da diszipliniert spielen, und nicht gleich am Anfang Tore fressen, können wir definitiv auch dort gewinnen." Und Jackson meinte: "Wenig Chancen zuzulassen, ist für unser Team in meinen Augen der Schlüssel zum Erfolg."
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Die AZ-Analyse der defensiven Schlüssel zum Erfolg, die Verteidigung als Wegbereiter zum Titel – die etwas andere Titelverteidigung.
Torhüter David Leggio: Der Amerikaner erhielt in allen acht Playoff-Spielen den Vorzug vor dem deutschen Nationalkeeper Danny aus den Birken. Sein Gegentorschnitt von 1,37 Treffern pro Spiel bei einer Fangquote von 94,7 Prozent ist überragend. "Leggio hat fantastisch gehalten", sagte Verteidiger Daryl Boyle. Zudem ist der Goalie ein Schlitzohr. Er dreht sich schon mal so geschickt in den gegnerischen Stürmer, dass der eine Strafe erhält. Und er setzt Zeichen. In der Viertelfinalserie gegen Straubing forderte er deren Keeper Matt Climie zum Faustkampf heraus, um zu zeigen: Bei uns lässt sich keiner rumschubsen, wir stehen füreinander ein.
Das Unterzahlspiel: Während es in Überzahl nicht wie gewünscht läuft, ist der EHC mit einem Mann weniger auf dem Eis eine Macht. In der regulären Saison und den Playoffs hatten sie zwischenzeitlich in über 80 Unterzahlsituationen hintereinander keinen Gegentreffer erhalten. In den Playoffs gehen sie in 95,1 Prozent der Unterzahlsituationen ohne Gegentor vom Eis. Liga-Spitzenwert!
Der Einsatz: Alle Stürmer arbeiten in der Defensive mit. "Ein Wolf, der so viele Tore für uns macht, denkt trotzdem erst an die Defensive, er wirft sich in die Schüsse", sagt Verteidiger Toni Söderholm, "wenn wir alle unsere Aufgaben erfüllen, haben die Gegner nicht diese halbe Sekunde mehr, die ihnen die Zeit gibt, einen guten Schuss abzugeben."
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Physis: Der EHC spielt körperlich, aber nicht unfair. Besonders Verteidiger-Koloss Matt Smaby (1,96 m, 112 kg) überzeugt mit gewaltigen Checks. Coach Jackson hat ihn auf die gegnerischen Topstürmer angesetzt. Köln-Superstar Patrick Hager bekam das immer wieder gewaltig und schmerzhaft zu spüren. "Ich denke, dass ich am Besten bin, der Mannschaft am meisten helfen kann, wenn ich eine klare Aufgabe habe, an der ich mich festbeißen kann", sagte Smaby vor den Playoffs.
Disziplin: In Spiel 2 bei den Haien ging diese den Red Bulls verloren, was Jackson zur Weißglut brachte. "Wir müssen von der Strafbank wegbleiben", sagte er. Als Raubein Steve Pinizzotto in Spiel drei die Mannschaft im 2. Drittel durch eine Strafe für einen dummen Stockschlag schwächte, bekam er danach von Jackson nur wenig Eiszeit. Wer nicht hören will, muss (draußen) sitzen.
Spieleröffnung: Die Verteidiger leiten mit langen Pässen die Angriffszüge ein, bestes Beispiel das fantastische Zuspiel von Jeremy Dehner über die halbe Eisfläche zu Frank Mauer, der sich mit dem 3:0 bedankte. "Jeder Scheibenbesitz ist eine potenzielle Angriffssituation", sagte Jackson, "wir müssen defensiv gut stehen. Wie heißt es, Offensive gewinnt Spiele und Zuschauer, aber die Defensive holt Meisterschaften."
Der EHC ist mit seinen erst sechs Playoffsiegen auf halbem Weg dazu, dank der Titelverteidigung, die in acht Spielen nur zwei Mal mehr als ein Gegentor zuließ.