EHC: Der Verein der Scharfschützen

Der EHC München, einst die Schießbude der Liga, ist nun plötzlich das offensivstärkste Team der DEL. „Wir sind aggressiv und offensiv, dabei aber geduldig und verantwortungsvoll“, sagt der Coach.
von  Matthias Kerber
Der EHC Red Bull München besiegte Iserlohn.
Der EHC Red Bull München besiegte Iserlohn. © Rauchensteiner/Augenklick

München - Von der Schießbude zum Scharfschützenverein. Der EHC Red Bull München hat in dieser Saison schon so manch wundersame Wandlung durchgemacht. So ist das Team von Trainer Pierre Pagé, das zwischenzeitlich die schlechteste Defensive der DEL hatte, nun plötzlich zum Tormagnet mutiert.

102 Tore (bei 92 Gegentreffern) hat der EHC vor dem Spiel gegen Erzrivalen Augsburg erzielt und ist damit zum Liga-Primus aufgestiegen. „Unsere offensiven Qualitäten sind enorm, wenn wir richtig ins Rollen kommen, sind wir nicht leicht zu stoppen. Obwohl wir sicher noch nicht da sind, wo wir sein wollen“, sagte Nationalverteidiger Felix Petermann, einer der Kapitäne des EHC. Wie sehr das Münchner Offensivfeuerwerk mittlerweile gefürchtet ist, hat Petermann etwa während des Deutschland-Cups erfahren. Die Nationalspieler des EHC – Alex Barta, Yannic Seidenberg, Uli Maurer und Petermann – bekamen immer wieder zu hören, wie viel Respekt die Konkurrenz vor dem EHC hat. „Das tut gut, wenn die besten Spieler Deutschlands sagen, dass wir eine brandgefährliche Mannschaft sind“, bestätigte Petermann.

Speziell Nationalmannschaftskollege Barta überzeugt auf ganzer Linie. Mit 12 Toren und 21 Assists ist er Topscorer des EHC und auf Platz sechs der DEL-Bestenliste. Bei dem als Superstar geholten Darren Haydar, der sich zu Saisonbeginn als Dauerladegehemmter hervorgetan hat, ist der Knoten geplatzt, mit neun Toren und 16 Vorlagen rollt er die Konkurrenz nun von hinten auf. Schade nur für den EHC, dass Haydar ins Team Kanada beim prestigeträchtigen Spengler-Cup berufen wurde und bis Neujahr dem EHC nicht mehr zur Verfügung steht. „Das ist eine große Auszeichnung für ihn“, sagte Trainer Pagé, „wir werden seinen Ausfall kompensieren.“

Daniel Sparre (10 Tore bei 12 Assists), Uli Maurer (8 Tore bei 11 Vorlagen) und Nick Palmieri (10 Tore bei sieben Assists) sind die weiteren Toptorschützen beim EHC. „Offensiv sind wir eine Macht und defensiv haben wir endlich zueinander gefunden, das sieht schon viel besser aus“, sagte Ausnahmekeeper Jochen Reimer, der zu Saisonbeginn in trauriger Regelmäßigkeit von seinen Vorderleuten vollkommen im Stich gelassen wurde und auf dem Eis angesichts der Alleingänge der Gegner oft ein Eremitendasein im eigenen Drittel führte.

„Wir haben viel dazugelernt“, sagt Pagé, „wir haben das Schiff auf Kurs gekriegt. Wir haben unsere Mentalität geändert, wir sind aggressiv und offensiv, dabei aber geduldig und verantwortungsvoll. Das ist eine gute Kombination“, sagt Pagé, „wir wollen gewinnen, das ist das Wichtigste, aber wir sind auch dafür da, unsere tollen Fans zu unterhalten.“ Bei bereits 102 Jubelschreiben in dieser Saison wird den Fans einiges geboten.

 

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