EHC: Der Don-Faktor

Ab Mittwoch geht es für den EHC Red Bull München um Trainer Don Jackson im Viertelfinale gegen Wolfsburg. David Meckler: „Der Coach ist unser wichtigster Mann!“  
von  Matthias Kerber
Don Jackson, der Trainer des EHC Red Bull München.
Don Jackson, der Trainer des EHC Red Bull München. © Rauchensteiner/Augenklick

Ab Mittwoch geht es für den EHC Red Bull München um Trainer Don Jackson im Viertelfinale gegen Wolfsburg. David Meckler: „Der Coach ist unser wichtigster Mann!“

München - In Mannheim, Nürnberg, Ingolstadt, Wolfsburg, Hamburg, Düsseldorf und Iserlohn sprechen sie von der Playoff-Time. Der Zeit der Playoffs, doch in München, da reden sie von der Don-Time. Denn die Playoffs sind die Zeit von Don Jackson, dem Trainer des EHC Red Bull München, dem erfolgreichsten Coach in der Geschichte der DEL.

Den 58-jährigen Amerikaner umgibt diese magische, fast mythische Aura. Egal, wie schlecht seine Teams in der Hauptrunde gewesen sein mögen, wenn es in die K.o.-Runde geht, wenn das Eishackler-Leben nur noch unter dem Motto „Alles oder Nichts“ steht, wenn es nur „Tod oder Gladiolen“ (Ex-Bayern-Coach Louis van Gaal) gibt, dann sind die Jackson-Teams voll da, dann verbreiten sie in Eishockey-Deutschland Angst und Schrecken.

So wie Jackson mit den Eisbären Berlin. Die führte Jackson, der als Spieler an der Seite von Eishockey-Legende Wayne Gretzky mit den Edmonton Oilers zwei Mal den Stanley-Cup in der NHL gewann, fünf Mal zum DEL-Titel. Nun also München. Im Viertelfinale trifft der EHC ab Mittwoch (19.30 Uhr, Olympia-Eishalle) auf die Wolfsburg Grizzlies. Und Jackson macht keinen Hehl daraus, dass er seine eigene Legende weiter untermauern will. „Es geht darum, Titel zu gewinnen. Klar findet man immer mal auch gute Ansätze, wenn man vorzeitig ausscheidet, aber im Sport geht es schlicht und ergreifend darum, Titel zu holen, um nichts anderes“, sagt Jackson.

In München setzen sie auf den Don-Faktor. „Der Mann scheint eine lebenslange Freundschaft mit dem Erfolg geschlossen zu haben. Seine Aura, sein Wissen, seine Erfahrung sind einzigartig“, sagte Verteidiger Matt Smaby über seinen Coach, „keine Ahnung, vielleicht ist der Erfolg auch in seinen Genen verankert. Der Mann ist ein Phänomen.“

„Don ist vielleicht unser wichtigster Mann. Seine Bedeutung für uns kann man kaum in Worte fassen. Es gibt keine Situation, auf die er keine Antwort hat. Es liegt nur an uns, ob wir sie auch umsetzen“, sagt Stürmer David Meckler. „Wenn ja, werden wir Erfolg haben. Wir werden in den Playoffs noch einen ganz anderen EHC sehen. Da kommen einfach noch andere Faktoren zu unserem Spiel dazu.“ Der Don-Faktor! Jackson ist ein Trainer, der nichts dem Zufall überlässt. Seine Videostudium dauert stundenlang, im Training nimmt er immer wieder die Skatebewegungen seiner Spieler auf dem iPad auf, er analysiert jede Bewegung, zeigt dann alle ineffektiven, unökonomischen oder falschen Abläufe auf.

Zudem wertet er jede Statistik aus, lässt sich mit den neuesten Ergebnissen aus der NHL versorgen. „Ich bin ein Mann der Zahlen“, sagt Jackson, „besser gesagt: Ein Mann der Bedeutungen, die hinter den Zahlen stehen.“ So weiß er etwa, dass die Chance, ein Spiel noch zu gewinnen, bei dem man zehn Minuten vor Schluss mit einem Treffer hinten liegt, bei unter zehn Prozent ist. Da gleichzeitig aber generell die Chance, ein Tor zu erzielen, in Überzahl am größten ist, nimmt er in den letzten zehn Minuten gerne mal den Torhüter vom Eis, wenn der Gegner eine Strafe erhält. „Wenn man die Zahlen kennt, sind solche Entscheidungen nicht mutig, sondern geben einem nur die größte prozentuale Chance, die Partie noch zu gewinnen“, sagt er.

Dieses profunde Wissen gepaart mit der Sieger-Aura Jacksons machen sein Erfolgsrezept aus. Dabei kann Jackson, der in der Öffentlichkeit immer mit leiser Stimme spricht, dabei fast schüchtern ist, in der Kabine extrem laut werden. Seine Ansagen sind klar, eindeutig, unmissverständlich. „Bei ihm weiß jeder, woran er ist, da gibt es kein Versteckspiel“, sagt Co-Trainer Helmut de Raaf, „Don kann die Stimmung in einer Kabine lesen, wie andere Leute ein Buch.“ Und Jackson liest viel. Etwa über Psychologie. „Ein Team ist ein diffiziles Sozial-Geflecht“, sagt Jackson, der vor seiner Trainer-Karriere als Wohnungsmakler tätig war. „Auch als Coach muss man ein guter Verkäufer sein. Man muss den Spielern eine Vision verkaufen, der sie vertrauen, an die sie glauben. Jetzt in den Playoffs trennt sich die Spreu vom Weizen, jeder muss zeigen, ob er ein echter Mann oder nur ein kleiner Junge ist.“

It’s Don-Time!   

 

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