EHC: „Der Bart bleibt dran!“

Üppige Gesichtsbehaarung hat schon Pharaonen geziert und Karl dem Großen geholfen. Jetzt lassen’s die Spieler des EHC sprießen – damit sie in den Playoffs noch erfolgreicher sind.
von  Abendzeitung
Verwildert-verwegener EHC (v. l.): Mario Jann, Benjamin Barz, Joey Vollmer, David Wrigley, Brandon Dietrich, Martin Schymainski, Austin Wycisk, Dylan Gyori, Mike Kompon.
Verwildert-verwegener EHC (v. l.): Mario Jann, Benjamin Barz, Joey Vollmer, David Wrigley, Brandon Dietrich, Martin Schymainski, Austin Wycisk, Dylan Gyori, Mike Kompon. © AZ

Üppige Gesichtsbehaarung hat schon Pharaonen geziert und Karl dem Großen geholfen. Jetzt lassen’s die Spieler des EHC sprießen – damit sie in den Playoffs noch erfolgreicher sind.

MÜNCHEN Mit Bart liegt man(n) im Moment ja ohnehin im Trend. Brad Pitt hat einen. Sean Penn auch. Beim EHC München haben ihn: alle.

Denn die Stars des Eishockey-Zweitligisten, der ab Freitag (20 Uhr, Olympia-Eishalle) in der Best-of-seven-Serie der Playoffs gegen die Ravensburg Tower Stars um den Finaleinzug kämpfen, haben allesamt das Rasieren aufgegeben – so lange, bis sie ausscheiden. Eine Playoff-Tradition, die bereits in den 30er Jahren im kanadischen Eishockey begründet worden ist.

Wer damals wirklich damit begonnen hat, das ist unter den ganzen Legenden, die sich darum ranken, in Vergessenheit geraten. „Das Team, das dies aus einer Laune heraus gemacht hat, hatte Riesen-Erfolg, deswegen haben das dann alle übernommen“, erklärt Keeper Joey Vollmer.

EHC: "Rasiert werden die anderen"

Der Bart soll auch noch kräftig wachsen, denn der EHC ist noch lange nicht fertig. „Wir haben noch einiges vor“, sagt Kapitän Andreas Raubal, der die Truppe noch einmal auf das Halbfinale eingeschworen hat. Ein Bartschwur quasi. „Der Bart bleibt dran!“, verspricht Vollmer, „wir wollen uns alle noch lange nicht rasieren lassen.“

Auch Co-Kapitän Chris Bahen, den sie wegen seines starken Bartwuchses in Anlehnung an den berüchtigten Piraten „Blackbeard“ nennen, meint: „Der Rasierer ist tabu. Nicht wir werden rasiert, sondern wir werden alles tun, dass der Gegner rasiert wird.“ Das sagt auch Manager Christian Winkler, „Klar, wir wollen ins Finale. Ich hatte überlegt, ob ich den Bart nach jeder Runde abrasiere, aber meine Frau hat gesagt: Entweder du machst es gescheit oder gar nicht.“ Topscorer Mike Kompon drückt es so aus: „Der Bart schweißt uns zusammen. Er gibt uns Kraft.“

In der Geschichte der Menschheit symbolisiert der Bart stets Kraft und Männlichkeit. In Ägypten war er den Pharaonen vorbehalten. In der altgriechischen Mythologie galt er als Sitz der Weisheit und des Lebens. Ein Schwur wurde mit der Hand auf dem Bart abgelegt. Karl der Große ließ, wenn er in die Schlacht zog, seinen Bart – so die Legende – über das Schild hängen, um Macht und Männlichkeit zu demonstrieren. „Der Bart stand in früheren Kulturen für Kraft und Männlichkeit“, sagt Sozial-Psychologe Peter Aikins, „dies wurde aufs Eishockey projiziert. So zeigt man Stärke und dadurch, dass es alle tun, auch kollektive Opferbereitschaft.“

EHC: Auch die Fans lassen's sprießen

Deswegen machen beim Bartschwur gegen die baldige Rasur auch Fans mit. Die Treuesten der Treuen des EHC lassen es momentan ebenfalls wuchern. Oliver Wenner, Präsident des Fanklubverbunds „Siebter Mann“: „Wir sind da mit dabei. Die lachen sich zwar in der Arbeit krank, und den einen oder anderen ,Grattler’-Spruch muss ich mir auch anhören. Aber das macht nix. Das ziehen wir durch.“

Die, die es nicht sprießen lassen können, etwa weil es mit dem Beruf nicht vereinbar ist, haben sich etwas anderes einfallen lassen. Sie haben sich Faschingsbärte besorgt, die sie dann beim Spiel tragen. „Wir haben aus der Klubkasse etwa 20 Bärte verkauft, die tragen wir“, sagt Massimo Ferraro, Vorstand der Munich Supporters. Hauptsache Bart. Und Hauptsache: noch lange.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.