EHC-Crack Seidenberg verrät seine Tricks für die XXL-Saison
München - Die Eishockey-Saison hat kaum begonnen - und schon geht es Schlag auf Schlag. Fünf Spiele in den nächsten elf Tagen stehen für den EHC Red Bull an, für die Don Jacksons Mannschaft Tausende Kilometer auf sich nimmt.
Am Donnerstagabend tritt der EHC bei den Schwenninger Wild Wings an (19.30 Uhr, Magentasport). Nach dem Heimderby am Sonntag, 16.30 Uhr, gegen die Straubing Tigers steht am Mittwoch die Partie bei den harten Iserlohn Roosters an. Nach dem Freitagheimspiel gegen die Düsseldorfer EG geht es dann ans andere Ende der Republik, nach Bremerhaven.
Harte Phase für EHC: Bis Länderspielpause stehen 19 Spiele an
Und das ist erst der Anfang: Bis zur Länderspielpause Anfang November stehen 19 Spiele in 52 Tagen auf der Agenda und in dieser Frequenz geht es in dieser Saison weiter. Gerade für Stars wie Yannic Seidenberg kann die Saison eine richtige Knochenmühle werden. DEL, Champions Hockey League, Nationalmannschaft und die Olympischen Spiele im Februar in Peking - summa summarum stehen für die Eishockey-Asse um die 100 Saisonspiele im Terminplan!
Seidenberg hat schon vor vier Jahren an der 100-Spiele-Marke gekratzt
Zum Vergleich: Die Handballer protestieren seit Jahren, weil die Stars bis zu 80 Saisonspiele im Kalender haben. Und im Fußball meldete sich die Spielervereinigung FIFPRO mit scharfen Statements zu Wort, weil viele Top-Spieler mittlerweile oftmals weniger als fünf Tage Pause zwischen den Spielen haben und 60 Partien überschreiten (Top-Wert 2018/19 zum Beispiel: Heung-Min Son mit 78 Partien).
Seidenberg hat schon vor vier Jahren, als er mit der Nationalmannschaft Silber in Pyeongchang gewann, an der 100-Spiele-Marke gekratzt. Der Verteidiger erinnert sich: "Ich hatte damals 95, 96 Spiele. In der Champions Hockey League bekam ich, wenn ich mich richtig erinnere, ein paar Spiele frei, weil wir schon weiter waren." Sind die 100 Spiele eine Schallmauer? Seidenberg zur AZ: "Man kommt schon langsam ans Limit, zehn Spiele plus oder minus." Aus seiner Sicht sind aber weniger die Duelle auf dem Eis das, was in so einer Marathonsaison zehrt. "Das Anstrengende, das sind die Reisen und das Nicht-zur-Ruhe-kommen."
Der EHC hilft seinen Spielern durch bequemes Reisen: Nach der Busfahrt nach Schwenningen steht vor Ort ein Tageshotel zur Verfügung, nach Iserlohn und Bremerhaven ein Flugzeug bereit. Die Reisezeit verkürzt sich, die Erholungszeit für die Spieler verlängert sich so.
So will Seidenberg die XXL-Spielzeit bestehen
Seidenberg ist darüber glücklich. Er hat auch selbst eine Basis geschaffen, die XXL-Spielzeit erfolgreich zu bestehen. Zum einen durch körperliches Training im Sommer. Er berichtet: "Ich habe einen eigenen Trainer aus den USA, mit dem arbeitete auch mein Bruder (der frühere NHL-Star Dennis Seidenberg, d. Red.) zusammen. Wir setzen viel auf Krafttraining und nicht so viel auf Ausdauer, weil ich da über die Jahre schon eine gute Grundlage geschaffen habe."
Fünf-, sechsmal die Woche arbeitete der Musterathlet an Beinen und Oberkörper. Auch während der Saison gelte es, selbst bei gewisser Müdigkeit Reize zu setzen. Danach stehen den Spielern Massage, Sauna und Eisbad zur Verfügung.
Der 37-Jährige (1.048 DEL-Spiele) verfügt über die Routine, zu wissen, wann er eine Pause braucht. "Zum Glück habe ich meine Frau, dir mir Freiraum gibt, wenn ich mal einen Mittagsschlaf brauche", sagt er. Er hat gelernt, was ihm guttut und was nicht. Auch, was das Mentale angeht.

Der Kopf spielt aus Seidenbergs Sicht eine entscheidende Rolle. Wie man die Dinge sehe. Er nutzt darum auch Atemtechniken und Meditation: "Wenn du nach einem anstrengenden Spiel noch im Fight-Modus bist, kannst du so zur Ruhe kommen." Und in der Ruhe liegt die Kraft.