EHC: Cortina kommt als Retter!
Geplant hatten sie ein rauschendes Fest: Zehn Jahre EHC München, dazu ein Allstar-Game als Zuckerl für die Fans. Und obendrein wurde Präsident Jürgen Bochanski an diesem vermeintlichen Jubeltag 54 Jahre alt. Doch dann kamen die Partykiller auf's Eis. . .
MÜNCHEN Die Zweitliga-Truppe von Trainer Doug Bradley ließ sich beim 1:4 von den Gästen aus Ravensburg vorführen, lächerlich machen.
Dermaßen, dass die 1800 Fans sich in den letzten 15 Minuten gegen das eigene Team stellten. Lautstark und wütend. "Wir sind München und ihr nicht", skandierten sie. "Wir ham die Schnauze voll!" "Bis auf Joey (EHC-Rekordspieler Vollmer, d.Red.) könnt ihr alle gehen!" Und: "Starbulls" (Rosenheim, die eine Liga tiefer spielen, d. Red.), "wir kommen!" Für ihre Aktionen bekamen die EHC-Spieler Pfiffe zu hören, sogar Stinkefinger gezeigt.
"Ich glaube nicht, dass es viele Spiele in der Geschichte des EHC gab, die schlechter waren. Das ist der Tiefpunkt. Das war definitiv mein traurigster Geburtstag", sagte Klubchef Bochanski. Und Manager Christian Winkler, der während des Spiels immer wieder die Hände vors Gesicht schlug, meinte: "Das war so, als ob dir einer die Geburtstagstorte ins Gesicht wirft."
Geworfen von der eigenen Mannschaft, den eigenen Profis. Bezahlte Cracks, die dilettierten wie Freizeitspieler.
Krisengipfel bis 3 Uhr nachts
Durch die neuerliche Blamage (auch noch gegen einen direkten Konkurrenten) und das neuerliche Null-Punkte-Wochenende ist das Saisonziel Playoff-Teilnahme mit sechs Punkten Rückstand wohl endgültig zur Utopie geworden.
Realität hingegen ist, dass die Ära Doug Bradley beim EHC beendet ist. Direkt nach dem Spiel setzten sich Bochanski, der Beiratsvorsitzende Detlef Dörrié, Manager Winkler und Vorstandsberater Harald Birk zu einem Gespräch zusammen. Bis drei Uhr nachts tagte der Krisengipfel.
"Wir müssen reagieren. Nichts zu tun, wäre der größte Fehler. Wichtig ist, dass wir das Richtige tun. So ein guter Fachmann Bradley auch ist, er findet nicht den Zugang zum Team. Er ist lieb und nett, aber die Mannschaft macht, was sie will. Wir können nun aber nicht die ganze Mannschaft austauschen", sagt Bochanski.
Der Retter stellt Bedingungen
Die Mannschaft nicht aber eben den Trainer. Und der neue Mann steht auch schon parat. Es ist auch der alte. Pat Cortina, der den EHC 2007 sensationell ins Playoff-Halbfinale geführt hatte, bevor er aufgrund der Finanzkrise des EHC nach Innsbruck gewechselt war. Cortina kommt zurück als Retter. Er soll das Unmögliche wahr machen und dem EHC mit einer Siegesserie vielleicht doch noch die Playoff-Teilnahme sichern, zumindest aber den Abstieg verhindern.
Cortina war am Samstag im Stadion, trainierte die All-Stars beim Jubiläumsspiel. Schon da wurde er von den Fans mit Pat Cortina -Sprechchören minutenlang gefeiert. Beim Spiel des EHC gegen Ravensburg machte er sich auf der Tribüne viele Notizen. "Ich mag München, ich mag den EHC. Ich habe nur die besten Erinnerungen. Dass mich der EHC als Aufgabe reizt, ist richtig", sagte Cortina, der einen EHC-Schal um den Hals hatte, der AZ.
Am Sonntagmorgen gab es Informationsgespräche mit Cortina. Danach düste der Italo-Kanadier zu seiner Familie, um sich dort das Okay zu holen. Doch Cortina stellt Bedingungen: Er will einen Assistenztrainer. Im Gespräch ist übrigens Ex-EHC-Trainer Peter Slapke. Matthias Kerber
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