EHC auf Zuschauer-Rekordkurs - zwei Gründe sprechen für den Oberwiesenfeld-Boom

Schon wieder ausverkauft! Der EHC Red Bull München spielt wahrlich nicht seine beste Saison, doch die Fans zieht's zum Eishockey. Auch deshalb, weil Anhänger dem altehrwürdigen Olympia-Eisstadion Servus sagen wollen.
von  Martin Wimösterer
Eishockey boomt: Wie Yasin Ehliz und der EHC in der Olympia-Eishalle verzeichnet auch die gesamte Deutsche Eishockey Liga regen Zulauf auf den Tribünen.
Eishockey boomt: Wie Yasin Ehliz und der EHC in der Olympia-Eishalle verzeichnet auch die gesamte Deutsche Eishockey Liga regen Zulauf auf den Tribünen. © City-Press/ho

München - Hells Bells" verklingt, die Spieler sind auf dem Eis, das Licht geht wieder an. Es wird sofort wieder laut von den Rängen. Abermals volle Hütte am Oberwiesenfeld!

So wird das auch am Donnerstagabend im Derby gegen die Straubing Tigers wieder sein (19.30 Uhr/MagentaSport). Dies, obwohl die Niederbayern in dieser Saison der Angstgegner der Münchner sind und alle drei Vergleiche gewannen. Und obwohl die Derbybilanz des EHC in dieser Saison, gelinde gesagt, ausbaufähig ist.

Nun soll der Umschwung her, zurück zu alter Stärke. Dank Kampfgeist, der in den bayerischen Duellen besonders gefragt ist. "Unsere Hoffnung ist, dass es in den Köpfen der Spieler angekommen ist", sagt Michael Mielich vom Fanklub "Eisgrantler". Dass die Bude mal wieder ausverkauft ist, solle "das i-Tüpfelchen für die Spieler" sein, die letzte Motivationsspritze.

EHC Red Bull München freut sich das siebte ausverkaufte Haus der Saison

An Mielich und den Eisgrantlern in der Nordkurve soll es nicht liegen. Nach dem Ritual des Fanklubs vor jedem Heimspiel - Pizza und Getränke nahe dem Stadion - stimmt die Energie. Er hofft auf den Derby-Sieg seiner Puck-Jäger und baut auf den Joker "Der siebte Mann" - die Fans: "Man merkt schon, dass im Stadion viel los ist."

In der Tat riecht es in der Eishalle nicht nur nach Sterndlwerfer, sondern auch nach dem Besucherrekord. 117.000 Fans waren schon bei den DEL-Spielen in dieser Saison. Durch das ausverkaufte Haus gegen Straubing - zum siebten Mal in dieser Saison - liegt der EHC virtuell schon vor seiner Hauptrundenbestmarke von 5036 Fans pro Partie (Saison 2019/20). Und auch die außerordentliche Spielzeit mit zwei Olympiahallen-Partien (5261 Fans im Schnitt) könnte, trotz zurückgeschraubter Plätze in Folge der Coronazeit, noch geknackt werden. Das Derby gegen den ERC Ingolstadt und der Kracher gegen die Eisbären Berlin stehen ja z. B. noch an.

"Es ist schön, wenn's ausverkauft ist", sagt Franz Feiner. Der Vorsitzende der "Blue Bears" meint mit Blick auf die Derby-Schwäche mit einem scharfsinnigen Augenzwinkern: "An den sportlichen Leistungen kann es derzeit kaum liegen", ist die Saison doch eine Achterbahnfahrt. Wobei Feiner einer ist, der schon seit 1989 kommt, das Münchner Eishockey auch tieferklassig mitgemacht hat - vor spärlich besetzten Rängen. Woher aber der aktuelle Andrang auf den Tribünen kommt - Feiner weiß es nicht genau.

EHC-Boom dank Meistertitel und Abschied von der alten Hallen

Pavlos Keramas ("Bullforce Club") hat da so eine Ahnung. Er bringt die Besucherzahlen zum einen mit der Meisterschaft vor einem Jahr in Verbindung, die in der Stadt für Aufmerksamkeit gesorgt habe. Und zum anderen, sagt er, der für Heimspiele teils sogar vom Studium in Griechenland anreist: "Es ist das letzte Jahr für den EHC am Oberwiesenfeld. Natürlich wollen die Fans da Servus sagen."

"Es sind ganz viele Ehemalige wieder da, die sich sagen: Gehen wir noch mal ins Olympia-Eisstadion", hat auch Mielich beobachtet. Er selbst verbindet Kindheitserlebnisse als "kleiner Bua" an der Seite seines Papas selig mit der altehrwürdigen Halle, jetzt geht er mit seiner Tochter Paula zu den Spielen.

Emotionale Erlebnisse: Michael Mielich geht mit seiner Tochter Paula zum Eishockey - wie er vor Jahren selbst mit seinem Vater.
Emotionale Erlebnisse: Michael Mielich geht mit seiner Tochter Paula zum Eishockey - wie er vor Jahren selbst mit seinem Vater. © privat

Mielich, Feiner und Keramas haben auch schon für die kommende Saison im SAP Garden ihre Dauerkarten beantragt. Feiner, dessen Blue Bears Sitzplätze im Q-Block haben, freut's - weil es in der neuen Arena dann die benötigte Zahl an den gefragten Sitzplätzen geben wird.

Champions Hockey League für den EHC fast futsch

Ehe es ins neue Schmuckstück ans andere Ende des Olympiaparks geht, hofft Feiner auf eine gute Restsaison. Dass der EHC auf einem der zwei Champions-Hockey-League-Plätze einläuft, glaubt er nicht. Während Keramas und Mielich das Prinzip Hoffnung anführen, findet Feiner: "Ziel sollt's sein, dass wir Vierter in der Hauptrunde werden und uns das Heimrecht fürs Viertelfinale holen. Damit wird's schon eng."

Apropos eng werden: Feiner appelliert nun an alle, die noch nicht so oft im Stadion waren, ans griabige Zusammenrutschen auf den Stehplätzen, und Keramas ans um sich greifende Mitsingen der Fanlieder.

Zum Eishockey vor voller Hütte gehört das Kuschlige genauso dazu wie Tore und Checks auf dem Eis und die laute Atmosphäre von den Rängen. Und klappt es dann auch noch mit dem Sieg gegen Angstgegner Straubing, schmeckt Mielichs "Eisgrantlern" auch die entspannte Halbe danach im Bierstüberl garantiert noch mal besser.

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