EHC-Ass Keith Aucoin: The Special One on Ice

Das Gesicht von Don Jackson war urplötzlich von einem strahlenden Lächeln erhellt, als die Rede auf Keith Aucoin kam. "Er hat mit seinen zwei Treffern und seinem Assist die Partie für uns entschieden", sagte der Trainer des EHC Red Bull München nach dem hart um- und erkämpften 3:2-Sieg im dritten Spiel des DEL-Viertelfinales gegen Bremerhaven, das dem Meister eine 3:0-Führung in der Best-of-seven-Serie beschert hat. Damit kann der EHC bereits am Mittwoch (19.30 Uhr) beim Aufsteiger den Einzug ins Halbfinale klar machen.
"Keith ist großartig. Er ist ganz spezieller Spieler", sagte Jackson weiter. Aucoin, der Special One – der Besondere, der Einzigartige. Eine Beschreibung, die sonst Star(allüren)-Trainer José Mourinho, Coach der Fußballer von Manchester United, für sich selbst im Anspruch nimmt. "Keith hat dieses unglaubliche Spielverständnis, diese Geduld und Abgeklärtheit", sagte Jackson weiter über den 38-jährigen Ex-NHL-Star, der 2015 zum EHC gewechselt war.
Die 2:1-Führung hatte Aucoin mit einem ausgefuchsten Schuss ins kurze Kreuzeck erzielt, den Siegtreffer dann in Unterzahl nachgelegt. Seine ersten Tore, seine ersten Punkte in diesen Playoffs. "Das war ein sehr wichtiger Sieg für uns, das hat Spaß gemacht", sagte Aucoin lächelnd und entblößte dabei seine stark dezimierte obere Zahnreihe. "Aber jetzt zählt es. Den Sieg zu holen, der eine Serie beendet, ist immer der schwierigste", sagte der Amerikaner, "ich habe das in meiner Karriere immer wieder erfahren müssen."
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Es ist eine wahrhaft illustre Karriere. 165 Spiele in der NHL, der besten Liga der Welt; in der AHL, einer Art 2. Liga, war Aucoin jahrelang einer der Superstars. "Von Spieler wie Aucoin kann man nur lernen. In jeder Beziehung", sagte Münchens Ausnahmetalent Dominik Kahun (21), "die Art, wie sie sich vorbereiten und regelrecht fürs Eishockey leben."
Das tut Aucoin seit Baby-Tagen. Schon als Säugling saß er zusammen mit dem Papa auf der Couch und schaute sich Spiele des väterlichen Lieblingsvereins Boston Bruins an. Mit neun Monaten lernte er laufen, gleich danach stellten ihn die Eltern auf Kufen – und rauf aufs Eis. Auch sonst drehte sich im Hause Aucoin immer alles um Eishockey. So lernte Keith das Alphabet auf seine ureigene Weise. "Ja, die Lehrerin bestellte meine Eltern eines Tages in die Schule, weil sie etwas verwundert war, wie ich das ABC aufgesagt habe", sagte Aucoin, "das B war für mich Boston Bruins, die ja das B auf der Brust tragen. Das L war für mich ein Eishockeyschläger."
Diese Eishockey-Verrücktheit gibt Aucoin bereits an die nächste Generation – seine Söhne Brayden und Nathan – weiter. "Mein Ältester konnte auch kaum laufen, dann habe ich im Schlittschuhe besorgt und los ging’s", sagte Aucoin, "ich habe mir nur gesagt, bei mir hat es geholfen, also kann nichts falsch dran sein. Ich will, dass meine Kinder mit Sport aufwachsen."
So wie Keith selber. Eishockey und Baseball sind da seine großen Leidenschaften. "Wäre ich nicht Eishockey-Profi geworden, würde ich wohl mit Baseball mein Geld verdienen", sagte der 38-Jährige.
Der EHC wird froh sein, dass sich Aucoin, der mit 49 Punkten Topscorer der regulären Saison war, fürs Eishacklerleben entscheiden hat. Schließlich ist er "The Special One on Ice".