EHC-Appell an die Fans: "Steht hinter uns allen!"

Vor den Pre-Playoffs ist das Verhältnis zwischen  Team und Fans angespannt. Die fordern mit Sprechchören Keeper Joey Vollmer statt Sebastian Elwing.
von  Matthias Kerber
Normalerweise verstehen sich die Stars des EHC München gut mit ihren Fans. Nun aber ist das Verhältnis etwas angespannt.
Normalerweise verstehen sich die Stars des EHC München gut mit ihren Fans. Nun aber ist das Verhältnis etwas angespannt. © sampics/Augenklick

München -  Martin Buchwieser ist kein Mann der großen Sprüche. Wenn er von sich aus in der Öffentlichkeit das Wort ergreift, muss schon einiges passiert sein. Beim letzten Spiel des EHC in der regulären Saison, beim 2:6 gegen den ERC Ingolstadt, da war einiges passiert. Im letzten Drittel schallten plötzlich aus der Nordkurve, der Kurve der Münchner Fans, lautstark hämische „Joey Vollmer”-Sprechchöre. Die Fans forderten die Auswechselung von Stammkeeper Sebastian Elwing und den Einsatz ihres Lieblings.

Ein Affront gegen Stammgoalie Elwing. „Diese Gesänge kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. So etwas geht überhaupt nicht”, sagt Nationalspieler Buchwieser vor dem ersten Spiel der Pre-Playoffs gegen die Kölner Haie (19.30 Uhr, Olympiaeishalle), „wir sind immer noch eine Mannschaft, und der Elle ist ein Teil dieser Mannschaft. Für echte Fans sollte es nicht wichtig sein, wer spielt. Allein die Mannschaft sollte zählen. Was unsere Fans da getan haben, ist schlicht respektlos. Das hat mir gar nicht gefallen.”

Worte der Enttäuschung aus dem Munde eines Mannes, der von den Fans frenetisch gefeiert wird, der neben Joey Vollmer der Publikumsliebling ist, den die Fans regelmäßig bei der Vorstellung und jedem Treffer mit „Buchwieser, Buchwieser, Buchwieser”-Gesängen hochleben lassen. „Mir hat das eben gar nicht gefallen”, sagt der 21-Jährige, „und ich bin mit dieser Meinung nicht allein.”

Die Stimmung in der Kabine war nach der Partie auch extrem gereizt. Mehrere Spieler gingen direkt zu Elwing, machten demonstrativ den Schulterschluss. „Ein Grund, warum wir dort sind, wo wir sind, nämlich in den Playoffs, ist, dass wir einen großartigen Torwart haben”, sagt Kapitän Stéphane Julien, „es waren nicht gerade wenige Spiele, in denen Sebastian Garant des Sieges war.”

Einige der Fans wollten mit der Aktion ein Statement setzen für Publikumsliebling Vollmer, der seit 2002 beim Verein ist und mit dem EHC den Aufstieg von der Bayernliga in die DEL schaffte. Denn nachdem die Verpflichtung von Nationaltorwart Jochen Reimer zu fast 100 Prozent sicher ist, könnte die Ära Vollmer beim EHC bald zu Ende gehen. „Wir haben die Gesänge alle gehört, und sie haben uns alle nicht gefallen”, sagte dann auch Co-Trainer Joseph „Peppi” Heiß der AZ. „Wenn es um mich gegangen wäre, dann wäre ich sehr sauer gewesen, dann hätte ich mich auch ungerecht behandelt gefühlt. Und ich weiß, dass sich auch Elle so gefühlt hat.”

Gerade nun, da der EHC aufgrund seiner extremen Verletztenmisere jede Unterstützung der Fans brauchen würde, stört diese Aktion. „Das waren ein paar Deppen und dann gab es gleich noch ein paar Trittbrettfahrer. Aber das darf eigentlich nicht sein”, sagt Heiß, der als Deutschlands Rekordnationaltorhüter die Psyche eines Keepers bestens kennt. „Die Fans müssen sich schon überlegen, was sie mit sowas eigentlich anrichten. Sie stellen sich gegen einen Teil der Mannschaft und damit gegen die Mannschaft. Spurlos geht sowas an einem Torwart nicht vorbei.”

Einem war diese Aktion ganz besonders unangenehm: Keeper Joey Vollmer selber. „Ich habe mich in diesem Moment wirklich geschämt. Ich habe auch versucht, mich auf der Bank unsichtbar zu machen, damit die, die da geschrien haben, schnell wieder aufhören. Eine solche Aktion gehört sich nicht, das hat der Elle nicht verdient. Das war sicher verletzend”, sagt Vollmer, „ich kann nur an alle Fans appellieren, dass sie uns alle unterstützen. Wir alle da unten auf dem Eis sind der EHC, wir alle brauchen die Unterstützung unserer Fans, die ja auch sonst einfach super sind. Ich hoffe, dass es so eine Aktion nie wieder geben wird.”

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