Dr. Jekyll & Mr. Christensen - der Torjäger des EHC

Der Däne ist der erfolgreichste Torschütze beim EHC Red Bull München. Auf dem Eis verwandelt er sich vom schüchternen Kerl zum aggressiven Spieler.  
Matthias Kerber |
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Mads Christensen, der dänische Nationalstürmer des EHC Red Bull München.
GEPA pictures/ho Mads Christensen, der dänische Nationalstürmer des EHC Red Bull München.

Der Däne ist der erfolgreichste Torschütze beim EHC Red Bull München. Auf dem Eis verwandelt er sich vom schüchternen Kerl zum aggressiven Spieler.

AZ: Herr Christensen, zwölf Spiele, acht Tore, darunter auch wieder der Gamewinner gegen Straubing – für Sie läuft es beim EHC München...

MADS CHRISTENSEN: Natürlich freut man sich, wenn es auch persönlich klappt. Als Team braucht man jeden Treffer, die Liga ist so ungemein ausgeglichen, dass man sonst schnell nach hinten durchgereicht wird. Daher zählt jedes Tor – auch meine (lacht).

Anfang der Saison hatten Sie sich an der Schulter verletzt. Die Ärzte sollen nicht so begeistert gewesen sein, dass Sie trotzdem aufs Eis gingen.

Das war nicht so schlimm. Ich hatte erst gedacht, dass es eine schwere Verletzung wäre, aber ich hatte Glück, dass mir das erspart blieb. Da alles nicht so wild war, war es auch nichts Besonderes, was ich gemacht habe. Es ist alles ausgeheilt, ich bin hundertprozentig fit.

Sie gelten als eine Art Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Außerhalb des Eises sind Sie der stille, ruhige, fast schüchterne Mads, kaum auf dem Eis werden Sie zu diesem aggressiven Hochenergie-Spieler, der voller Emotion und Intensität spielt.

(lacht) Ja, da findet eine Verwandlung statt, die ich selber witzig finde. Meine Erklärung dafür ist: Ich hasse es derart, zu verlieren, dass ich eben so werde, wie ich auf dem Eis bin. Ich kann’s nicht ertragen, zu verlieren. Mir ist klar, dass wir nicht alle Partien gewinnen können, aber ich kann zumindest immer alles dafür geben, dass wir siegen, dass ich keine Niederlage erleben muss. Früher war das richtig schlimm. Als Kind habe ich viel Fußball gespielt, wenn wir da verloren haben, dann habe ich vor Wut und Enttäuschung ungelogen zwei Tage nicht geredet. Ich war dermaßen angepisst, dass ich einfach nichts sagen wollte.

Das macht es nicht leicht, in einer Partnerschaft zu leben!

(lacht) Sie sagen es! Ich habe mich da auch ein bisschen gewandelt. Es wäre nicht fair, wenn ich meinen Frust, meine schlechte Laune mit nach Hause nehmen und es sozusagen an meiner Familie auslassen würde. Ich habe mir vorgenommen, all die negativen Gefühle nach einer Niederlage in der Eishalle zu lassen. Aber es ist immer noch so, dass man mich, wenn wir verloren haben, erst mal in Ruhe lässt. Vollkommen in Ruhe.

Wie lange dauert heute Ihre Abkühlphase noch?

Ich sage mal, so eine Stunde brauche ich schon.

Macht wahrscheinlich keinen Spaß, mit Ihnen etwa „Mensch ärgere dich nicht“ zu spielen.

Das ist ja das Witzige: Bei so Familienspielen ist es mir echt vollkommen egal, ob ich gewinne oder verliere. Sobald es aber um Sport, um sportlichen Wettkampf geht, hört bei mir jeder Spaß auf.
Da ähneln Sie Ihrem Coach Don Jackson, auch er hasst es extrem, zu verlieren.

Ja, Don ist ein toller Coach, ein ruhiger Mann, der Eishockey lebt. Ich mag auch seine aggressive Art zu coachen sehr gerne, das liegt mir.

Etwa gegen Nürnberg, als er sieben Minuten vor Schluss den Goalie vom Eis nimmt.

Großartig! So etwas ist ein Signal ans gesamte Team, ein Weckruf! Don sagt, ihr könnt keinen Zweikampf mehr verlieren, ihr müsst alles, wirklich alles geben, er legt den Ausgang des Spieles in unsere Hände. Er zeigt Vertrauen in uns, gibt uns die Verantwortung. Wenn man 1:2 hinten liegt, ist es fast egal, ob es 1:3 endet, aber ein 2:2 zu machen, das ist groß. Und wir haben beim EHC die richtige Truppe. Es wird ja oft gesagt, der Trainer muss alles aus der Mannschaft rausholen. Ich sehe das so: Entweder man hat es – oder eben nicht. Entweder die Mannschaft will hart arbeiten – oder nicht. Charakter kann man nur schwer lehren. Ein Trainer kann das für ein paar Spiele rauskitzeln, aber über eine ganze Saison müssen das die Spieler in sich selbst finden.

Haben Sie schon auf den Ring des Stanley-Cup-Siegers von Jackson neidisch geschaut?

Ich habe ihn mir schon mal deutlich angeschaut. Und natürlich hat man vor einem Coach, der so etwas errungen hat, noch mehr Respekt. Es trägt zur Aura Jacksons bei.

 

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