Don Jackson: "Die Siegermentalität in München ist ansteckend"
Mit der Champions League beginnt für den EHC Red Bull am Freitag die neue Saison. Im AZ-Interview spricht Don Jackson über seinen Sommer, die Neuzugänge, Gegner Krakau und Spieler-Träume von der NHL.
Der 60-jährige Don Jackson aus Minneapolis trainiert seit 2014 den EHC Red Bull und gewann zuletzt zwei Meistertitel in Folge.
AZ: Herr Jackson, wie haben Sie den Sommer verbracht?
DON JACKSON: Nach der Weltmeisterschaft mit einem Familienausflug. Wir haben vier Tage in Wisconsin am See verbracht. Dann war ich in Alaska für eine Woche und in der Heimat. Zum Schluss waren wir noch ein paar Tage in Kansas.
Gibt es einen Ort, an dem Sie in München gerne Ihre Zeit verbringen?
Nicht nur einen! Hier gibt es viele schöne Plätze. Ich liebe die Restaurants in der Stadt, gehe gerne essen und trinken. Meine Tochter besucht mich gerade, meine Frau kommt in ein paar Wochen zurück. München ist eine tolle Bleibe.
Zum Sport: Mit Markus Lauridsen, Patrick Hager und Ryan Button gibt es nur drei Neuzugänge beim EHC. Sie mussten also nicht viel ändern im Sommer.
Es gab wenige Veränderungen. Aber wir Trainer müssen das Team jedes Jahr steigern. Im Training ist das Tempo schon sehr hoch. Das freut mich.
Ist es ein gutes Zeichen, dass das Team im Großen und Ganzen gleich geblieben ist?
Ja, keine Frage. Die Spieler, die aus Deutschland neu dazugekommen sind, wissen, wie wir spielen. Das macht es einfacher für sie.
Was tun Sie, um die Motivation in der Mannschaft hochzuhalten?
Für die Spieler und uns Trainer ist es ein tagtäglicher Job. Erfolg ist das Ziel. Gewinnen ist das Ziel. Wir Trainer beobachten alle Spiele, alle Muster. Wir wissen, wie die Spieler ticken.
Wenn das Team bereits zwei Titel gewonnen hat, ist es dann schwieriger, diese Einstellung zu verinnerlichen?
Jedes Spiel ist gleich aufgebaut: Es geht um den Willen, zu gewinnen. Wir wurden zwar Meister letztes Jahr, aber es gab drei oder vier Teams, die das auch schaffen konnten. Das Team muss Vertrauen in sich haben, das gibt den Spielern Selbstvertrauen - und umgekehrt. Spielt das Team gut, hilft das wiederum Spielern, denen es mental oder physisch nicht so gut geht. Die Jungs sind wie eine rechte und eine linke Hand: Eine Hand wäscht die andere.
Am Freitag beginnt für den EHC die Champions League. Statt aus drei Teams bestehen die Gruppen jetzt aus vier Teams.
Alles, was wir wissen müssen, ist: Wir haben ein Spiel am Freitag, und wir müssen gewinnen. Ob drei Teams in einer Gruppe sind, vier oder fünf, die Strategie ist für mich dieselbe: ein Spiel nach dem anderen. Wir starten gegen Krakau, am Sonntag geht es gegen Helsinki.
Was wissen Sie über den heutigen Gegner Krakau und Eishockey in Polen?
Krakau ist polnischer Meister, das Trainerteam hat die Videos studiert. Wir sind gut vorbereitet.
Finnische und schwedische Teams sind international erfolgreicher als deutsche. Was fehlt Ihrem Team, um auf demselben Level zu spielen?
Darüber habe ich schon häufiger nachgedacht. Diese Mannschaften verfügen über ein hohes Tempo und ein aggressives Spiel. Sie lassen es aber nicht zu, dass ihr Gegner Geschwindigkeit aufnimmt. Es geht immer darum: Wie reagiere ich auf diese Situation? Es geht nicht darum, gegen wen man spielt, sondern, was man aus der Situation macht.
Patrick Hager ist einer der Neuen im Team. Was macht ihn aus?
Er ist schnell, geschickt, und er kämpft um jeden Preis. Das sind die Haupteigenschaften. Wenn wir über einen neuen Spieler sprechen, stellen sich bestimmte Fragen: Wie gut ist er? Wie stark ist er? Passt er? Er überzeugt in allen drei Kategorien. Klar muss er sich noch einleben. Als Michael Wolf ins Team kam, traf er zuerst nicht mehr. Das war eine ungewöhnliche Situation für ihn. Da ist es wichtig, dem Spieler zu sagen: Mach dir keine Sorgen! Wenn du hart arbeitest, bist du immer gut genug, um zu treffen. Irgendwann klappt es.
Hager sagte, er spüre schon die Siegermentalität in München.
Oh ja, sie ist ansteckend! Wir mögen das hier. Seine Mitspieler haben zwei Mal in Folge den Titel gewonnen. Wie kann man da nicht dieses Gefühl haben? Wir dürfen das nicht als selbstverständlich sehen. Je näher man an der Spitze ist, desto mehr Teams verfolgen einen.
Zu diesen Siegertypen gehören Dominik Kahun und Konrad Abeltshauser, der schon in der AHL (zweite Eishockey-Liga in den USA, d.Red.) spielte. Was fehlt beiden noch, um in der NHL zu spielen?
Konrad war ja schon fast in der NHL, Dominik träumt vermutlich davon, vor allem, nachdem sein Kumpel Leon Draisaitl so einen unglaublichen Vertrag unterzeichnet hat. Alles ist möglich! Ich habe ihn im Spiel gegen Sparta Prag beobachtet, und mir ist aufgefallen, dass er härter in die Ecken schießt. Er wird schneller und stärker. Wir sind froh, dass beide bei uns unter Vertrag stehen.
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