Die verrückte EHC-Familie

Fan-Vorstand Oliver Wenner über die EHC-Anhänger, deren letztes Hemd und die Aktion „Volle Hütte“.
von  Abendzeitung
Elvis Beslagic, Brandon Dietrich und Niklas Hede (mit Sohn) feiern den vierten Sieg des EHC München hintereinander.
Elvis Beslagic, Brandon Dietrich und Niklas Hede (mit Sohn) feiern den vierten Sieg des EHC München hintereinander. © Rauchensteiner/Augenklick

Fan-Vorstand Oliver Wenner über die EHC-Anhänger, deren letztes Hemd und die Aktion „Volle Hütte“.

AZ: Herr Wenner, Sie haben mit Ihrer Aktion „volle Hütte“, als Sie organisierten, dass die Fans selber Tickets für das Derby des EHC gegen Bad Tölz verkauften, für Furore gesorgt. Wie kamen Sie auf die Idee?

OLIVER WENNER, Vorstand des Fanklub-Verbands „Siebter Mann“: Mei, ich bin halt auch Sechzger-Fan und da hat man ja ähnliche Aktionen schon gemacht. Mit Erfolg. Und da sagte ich mir: Warum soll das beim Eishockey in München nicht auch klappen? Und wir können ja wirklich jeden Fan brauchen, denn irgendwie tut sich nicht so viel. Es gibt zwar nicht mehr diese Ausreißer nach unten, wenn es gegen Grottengegner geht, aber auch ganz sicher ist noch viel Platz nach oben.

Was zeichnet denn in Ihren Augen den Eishockeyfan aus?

Als Fan, da muss man grundsätzlich einen Schuss Wahnsinn mitbringen, man muss verrückt sein. Ich selber bin jetzt seit 20 Jahren mit Herzblut dabei. Wir sind hier einfach eine kleine Familie, man kennt sich, man hat ja auch schon viel zusammen erlebt, viel zusammen gelitten. Und als Eishockey-Fan in München, da muss man, wenn man sich die Geschichte mit seinen Pleiten ansieht, sicher besonders leidensfähig sein. Aber das schweißt zusammen. Wir sind eben – wie gesagt – eine kleine Familie, aber sie muss ja nicht so klein bleiben. Wir sind zu vielen Adoptionen bereit und hätten gerne noch einige mehr Brüder und Schwestern. Und wir haben ja auch viel zu bieten. Eishockey, das ist einfach emotionsgeladen, intensiv. Da ist Stimmung, da wird gesungen, getrommelt, da geht was ab. Das kann man nicht mit Fußball vergleichen. Die Stimmung ist bei uns, selbst wenn nur wenige da sind, viel besser. Und die jetzige Mannschaft macht es auch leicht, ihr Fan zu sein.

Wie würden Sie den EHC in dieser Saison charakterisieren?

Sie geben nie auf. Selbst, wenn sie 0:3 hintenliegen, wie gerade in Heilbronn, sind sie in der Lage ein Spiel noch zu drehen. Die spielen mit Herzblut und das überträgt sich auf die Fans. Die Mannschaft ist auch sehr sympathisch, sucht den Kontakt zu den Fans. Sie ist nicht so arrogant wie die Truppe in der vergangenen Saison. Da waren schon ein paar Stinkstiefel dabei. Der Galbraith etwa, der war a Kasperl, aber kein Profi. Dass die jetzige Mannschaft so ist, wie sie ist, das ist definitiv das Verdienst von Trainer Pat Cortina, der ihnen das schon einbläut. Der allein ist schon ein Show, wenn man dem und seinem Temperament einfach zuschaut. Und auch ein Markus Jocher, der Sheriff, der ja leider gegen Tölz gesperrt ist, der ist wichtig. Der langt mal dazwischen und schlagt auch mal zu. Wir waren in den letzten Jahren vielleicht ein bisserl zu brav. Aber jetzt brennt die Hütte. Für mich ist das ein riesiges Amüsement und da gehört auch ein Jocher dazu.

Wie eng die Bindung der Fans zu ihrem EHC ist, bewiesen sie vor zwei Jahren, als sie eine Spendenaktion starteten, um Geld in die leeren Kassen zu spülen und dafür auch echte Fan-Devotionalien verkauften.

Ja, da haben wir allen Spöttern gezeigt, dass es in München nicht nur Erfolgsfans gibt. Einige haben echt ihre Schätze, etwa Trikots von Spielern verkauft, um Geld zusammenzubekommen. Das war Wahnsinn. Ich sag ja, zum Fansein, da gehört ein Schuss Verrücktsein dazu. Auch gerade in München.

Interview: Matthias Kerber

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