Die Ladegehemmten

Eishockey, das ist das Spiel der harten Checks, schnellen Konter und vielen Tore. Außer man war zuletzt beim EHC München. Der Truppe von Trainer Pat Cortina gelang in den letzten drei Spielen, in den letzten 185 Minuten, gerade mal ein einziges Törchen. Eine Ausbeute, die selbst im Fußball als mager gelten würde. Nach der O:2-Heimpleite gegen die Kölner Haie, siegte man zwar gegen Straubing mit 2:1 nach Penaltyschießen, doch in der regulären Spielzeit und der fünfminütigen Verlängerung gelang dem EHC nur ein Tor. Und beim Derby bei den Augsburg Panthern stand wieder die Null – auf der Habenseite. 0:2 geriet man beim Erzrivalen unter die Kufen. Der EHC – die Ladegehemmten.
„Dass man im Eishockey in 185 Minuten nur ein Mal trifft, ist ungewöhnlich“, sagt dann auch Manager Christian Winkler vor dem Spiel des EHC gegen die Krefeld Pinguine (19.30 Uhr, Olympia-Eishalle). „Noch ungewöhnlicher ist aber, dass man damit trotzdem zwei Punkte holt.“
Coach Cortina, dem nun auch wieder die zuletzt verletzten Stürmer David Wrigley, Jason Ulmer, Bryan Adams und Uli Maurer zur Verfügung stehen, wird auf jeden Fall die Sturmreihen etwas durcheinander würfeln, um wieder mehr Torgefährlichkeit zu erreichen. „Wir wollen ein bisschen frischen Wind hineinbringen“, sagt Cortina, „zuletzt wollten wir einfach zu viel. Wir haben uns zu sehr auf das Ergebnis konzentriert, aber darüber den Weg dorthin vergessen. Am liebsten ist es mir, dass die Jungs 60 Minuten den Kopf runter nehmen und erst nach der Schlusssirene die Häupter heben und nach oben auf die Anzeigentafel schauen, wie es steht.“
Hängende Köpfe als Erfolgsrezept. Klar ist, dass der EHC zuletzt nicht so als Team aufgetreten ist, wie es in der vergangenen Saison üblich war. „Gerade im Augsburg-Spiel hatte man das Gefühl, dass da lauter Einzelkämpfer auf dem Eis sind. Zu viele haben versucht, das Spiel allein zu retten. Aber allein hat man nie Erfolg, die Spieler wollten zu viel“, analysiert Winkler, „Erfolg hat man im Eishockey nur im Kollektiv.“
Dass noch nicht alle Spieler ihr Potenzial voll ausgeschöpft haben, ist offensichtlich. Toptorjäger Eric Schneider (3 Treffer) fehlt seine alte Zielgenauigkeit, Neuzugang Noah Clarke spielt mit viel Feuer, aber nicht gerade mit viel Köpfchen, Brandon Dietrich ist zu scheibenverliebt und Shootingstar Martin Buchwieser (3 Treffer) hat auch noch nicht die Effektivität der Vorsaison. „Noah hat Luft nach oben, keine Frage. Schneider spielt stark wie immer, hat aber das große Glück und der Martel spielt natürlich mit dem Riesenrucksack der unglaublichen Vorsaison“, sagt Winkler, „aber ich sage allen: lasst den Buam in Ruh! Der hat ein unglaubliches erstes Jahr, aber der ist noch in der Lehre. Ein tolles Jahr macht ihn noch nicht zum Meister.“
Aber zum Nationalspieler. Wie die AZ exklusiv erfuhr, wird beim Krefeld-Spiel Neu-Bundestrainer Jakob Kölliker im Stadion weilen. Er wird Buchwieser, Keeper Jochen Reimer, Verteidiger Felix Petermann und Stürmer Martin Schymainski beobachten. Die Ladegehemmten, sie sind beim Bundestrainer weiter hoch im Kurs.