Die Eis-Meister
Beim Feiern nach dem Sieg gegen Schwenningen beweisen Coach Cortina und seine Stars, dass sie erstklassig sind – mit Polka, Bierduschen und Striptease. Nun soll’s weiter hoch gehen – in die DEL.
SCHWENNINGEN Ja, Fußballer können es bei Meisterfeiern auch krachen lassen, doch im Vergleich zu den harten Eishacklern, sind sie in dieser Kategorie nur Lehrbuben. Die Meistersause des EHC München nach dem 3:1-Triumph im dritten Finalspiel bei den Schwenninger Wild Wings in deren Halle hatte es in sich.
Stürmer Martin Schymainski drehte um den Mittelpunkt seine Kreise. Dauergrinsend und mit einer Siegerzigarre im Mund absolvierte der 24-Jährige dann tatsächlich einen Striptease on ice. Angefeuert von „Ausziehen! Ausziehen!“-Sprechchören seiner Teamkameraden, die sich mit dem biergefüllten Meisterpokal auf der Zuschauertribüne breit gemacht hatten, tänzelte er übers Eis. Eine professionelle Go-Go-Tänzerin hätte es nicht besser gemacht. „Meister, das ist sowas von geil“, brüllte Schymmi den EHC-Fans zu, die die Eisfläche gestürmt hatten. Später analysierte er vollkommen richtig: „Ich bin voll wie ein Eimer.“
Während sich Schymainski seiner Kleidung Stück um Stück entledigte, raste sein Busenfreund Kevin Lavallee (Manager Christian Winkler: „Die Zwei teilen echt alles“) in aberwitzigem Tempo übers Eis und fing die Klamotten auf. Als dann Schymmi nur noch in Unterhose und Suspensorium dastand, packte er sich Lavallee und riss dem die Hosen runter. Da schritt Co-Trainer Joseph Heiß ein und verpasste den Fast-Entkleideten verbal ein Feigenblatt: „Wer in zehn Minuten nicht im Bus ist, kann schauen, wie er heimkommt!“
Die zehn Minuten schafften sie zwar nicht, dafür dauerten die Siegesgesänge und -tänze unter der Dusche zu lange, den Bus erwischten dann aber doch alle. 120 Minuten lang hatten die EHCler, nachdem um 22.15 Uhr der größte Erfolg der Klubgeschichte festgestanden hatte, den rutschigen Untergrund zur Jubelbühne gemacht. Champagner und Bier flossen in Kehlen, über Köpfe und natürlich auch in den Meisterpokal. Es ging rund – mit Siegerzigarren, Meister-Shirts und Meister-Kappen.
Auch Trainer Pat Cortina, der eine unfreiwillige Bierdusche abbekommen hatte, machte mit, als der EHC eine Siegerpolka um den Pokal tanzte. „Das ist ein wunderbarer Abend“, meinte Cortina, der sich auch einen kräftigen Schluck bayerischen Zaubertranks aus dem Meisterpokal gönnte. Manager Winkler, der gleich nach der Schlusssirene mit Cortina und Co-Trainer Heiß ein Hüpf-Jubel-Trio auf der Bank gebildet hatte, meinte mit Freudentränen in den Augen: „Das ist der glücklichste Moment, den ich im Sport je erlebt habe.“ Und Präsident Jürgen Bochanski ergänzte: „Die Bayern müssen sich anstrengen, dass sie uns noch toppen. Das Double – Meisterschaft und Pokal – das haben wir schon!“
Stürmer Wrigley, der mit seinen beiden Toren zum Matchwinner avanciert war, sagte: „Das sind Momente, von denen ich noch meinen Kindern und Enkeln erzählen werde – und jedem, der es hören will!“
Auch bei Keeper Joey Vollmer, der in der Finalserie Sebastian Elwing im EHC-Kasten hatte Platz machen müssen, standen die Augen leicht unter Wasser. „Ich glaub’s nicht! Hier in Schwenningen, in dieser Halle, habe ich als Kind, ich war so zehn Jahre alt, bei einem Juniorenturnier mit Ratingen so die Hucke voll gekriegt. Ich habe bei jedem Gegentreffer geheult. Bis unser Coach meinte: ,Jetzt hör’ endlich auf zu flennen!’ Und nun kann ich hier die Meisterschaft feiern!“
Und damit auch die Chance, in die DEL aufzusteigen. Der Feiermarathon – der Teambus war bestens mit Bier aufgerüstet worden – ging bei der Ankunft in München weiter. Schließlich hatten sich vor der Olympia-Eishalle um vier Uhr morgens über 100 Fans des neuen Meisters versammelt, um ihre müden Helden hoch leben zu lassen. Und so gab es Stärkung für den Meister: 150 Weißwürste, 150 Brezn und 30 Paar Wiener – und natürlich viel Gerstensaft – wurden serviert. Mike Kompon und Co. schlugen auch da kräftig zu. „Wir haben wirklich die besten Fans der Welt“, Freude sich Coach Cortina. Nach fünf Uhr morgens trollten sich die Titelträger dann. „Wir müssen etwas Kraft tanken, denn die Feier wird sicher noch Tage dauern“, versprach Vollmer.
Denn Eishackler lassen es eben krachen, Eis-Meister erst recht.
Matthias Kerber
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