Der Wolf und die Gold-Frage

Der EHC Red Bull München verschläft regelmäßig den Start in die Partien. Die AZ sprach mit Kapitän Michael Wolf über das Problem und Shooting-Star Dominik Kahun.  
Matthias Kerber |
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Michael Wolf, der Kapitän des EHC Red Bull München.
Rauchensteiner/Augenklick Michael Wolf, der Kapitän des EHC Red Bull München.

Der EHC Red Bull München verschläft regelmäßig den Start in die Partien. Die AZ sprach mit Kapitän Michael Wolf über das Problem und Shooting-Star Dominik Kahun.

AZ: Herr Wolf, was ist mit den Red Bulls los? In den letzten vier Spielen hat der EHC jeweils den Start mal so richtig verpennt und lag gleich mit mindestens zwei Toren zurück. Herbstmüdigkeit? Mangelnde Einstellung? Woran liegt es? Was sagt der Kapitän?

MICHAEL WOLF: Der Kapitän sagt, dass es sicher noch nicht wirklich rund läuft. Das Komische ist, dass wir in allen Partien teilweise richtig gutes Eishockey gezeigt haben, dass wir bewiesen haben, zu was wir eigentlich fähig sind. Aber im Moment kriegen wir es nicht auf die Reihe, unser Potenzial – und das haben wir ganz zweifelsfrei – über 60 Minuten abrufen zu können. Das ist ärgerlich, das müssen wir abstellen. Man kann nicht jedes Mal schon fast mit einem Rückstand ins Spiel gehen, da kann man mal eine Aufholjagd starten, aber das gelingt einem sicher nicht regelmäßig.

Eine richtige Analyse, aber haben Sie auch eine Erklärung?

Ganz offen: nein. Wenn wir eine Erklärung dafür hätten, dann würde es sicher nicht dauernd wieder passieren, dann würden wir da sicher nicht zu Wiederholungstätern im negativen Sinne werden. Die Erklärung, das ist im Moment die goldene Frage. Aber die Antwort, die werden wir uns erarbeiten müssen. Die einfache und – meist richtige – Antwort ist, dass man sich Erfolg einfach hart erarbeiten muss, dann kommt er auch von ganz alleine. Zu viel Grübeln bringt da oft auch gar nichts.

Bei Ihnen selber läuft es bisher sehr gut. Sie waren der Münchner Topscorer in der Champions League, haben in der Liga auch schon fünf Tore und fünf Assists.

Ja, aber es geht immer besser und es ist nicht so, dass ich nicht auch schon ein paar Tore hab’ liegenlassen.

Mit zu viel Lob und öffentlicher Aufmerksamkeit kann der Michi Wolf eben nicht so gut umgehen.

(lacht) Ich bin sicher einer, der die Öffentlichkeit nicht sucht, das stimmt.

Dann wird das jetzt zur echten Qual für Sie. Trainer Don Jackson erklärte, dass für ihn echte Champions immer das Richtige machen. Nicht nur einmal oder oft, sondern immer. Und er meinte: Michael Wolf ist so ein Champion.

Das höre ich jetzt zum ersten Mal. Aber eines steht auf jeden Fall fest, ich mache nicht immer das Richtige. Ich mache sicher viele Fehler. Ich versuche immer alles, damit ich dem Team bestmöglich helfen kann. Und deswegen versuche ich sicher, wenige Fehler zu machen. Mein Spiel ist deswegen auch nicht das risikofreudigste, ich bevorzuge es, effektiv zu sein. Wenn ich dem Team helfen kann, dann bin ich zufrieden. Und natürlich ist es schön, wenn der Trainer einem so ein Kompliment macht. Das hört man ja auch nicht alle Tage.

Sie spielen im Moment in der Oldie-but-Goldie-Reihe mit Jason Jaffray, der 34 ist, und Keith Aucoin, der 36 Jahre auf dem Eishackler-Buckel hat.

Das stimmt, ich glaube, wir sind sogar die älteste Sturmreihe in der ganzen Liga. Aber es läuft gut, Jason ist ein sehr guter Läufer, der auch sehr torgefährlich ist, und Keith ist ein Spieler, der unglaubliche Pässe spielen kann.

Da sind bisweilen Geniestreiche dabei, die selbst die Mitspieler manchmal richtig verblüffen.

Definitiv, Aucoin hat schon  manchmal was Geniales in seinen Händen. Wir harmonieren, glaube ich, sehr gut. Wir haben sehr viel Erfahrung, haben schon sehr viel im Eishockey erlebt.

Vize-Kapitän Toni Söderholm meinte, dass er mit seinen 37 Jahren jetzt Eishockey noch viel mehr genießen kann als früher, weil er weiß, dass er im Spätherbst der Karriere ist. Wie sieht es bei Ihnen aus?

Der Toni ist ja auch viel älter als ich. Da ist das ganz anders. Nein, Spaß beiseite: Ich habe noch wahnsinnig viel Spaß am Eishockey, sonst würde ich auch nicht mehr spielen. Das würde man merken, wenn bei einem der Spaß am Spiel abhandengekommen ist. Und ja, auch ich bin mir bewusst, dass meine Karriere nicht noch ewig gehen wird. Aber ich denke, ich habe noch die Berechtigung, auf dem Eis zu stehen. Und dann entscheide ich von Jahr zu Jahr. Aber darüber mache ich mir im Moment nicht so viele Gedanken.

Einer, der am Anfang seiner Karriere steht, sorgt in München für großes Aufsehen.

Dominik Kahun!

Genau, Sie haben ihm schon vor einem Jahr eine große Zukunft vorhergesagt.

Dominik ist einer der talentiertesten Spieler überhaupt. Und das weiß er auch. Er hat einen Lauf. Es macht mir einfach Spaß, ihm zuzuschauen. Er hat sicher eine große Zukunft vor sich. Aber es wird auch wieder andere Zeiten geben, dessen muss er sich bewusst sein, dessen ist er sich bewusst. Man muss auch immer durch Täler durch. Aber er wird seinen Weg gehen, da bin ich mir mehr als sicher.

Er ist definitiv ein Mann für die Nationalmannschaft.

Absolut! Man wird ihn ja auch schon beim Deutschland-Cup im November in Augsburg bewundern können. Darauf Freude ich mich.

Für Sie geht es mit dem EHC am Freitag daheim und am Sonntag auswärts jeweils gegen die Düsseldorfer EG. Mit deren Superstar Daniel Kreutzer liefern Sie sich ja ein packendes Duell um den Platz des besten Torschützen in der DEL-Geschichte.

Daniel ist einer der besten deutschen Eishockeyspieler, die es gab. Er spielt seit ewigen Zeiten auf höchstem Niveau, war immer eine der Führungspersönlichkeiten im Verein, im deutschen Eishockey. Es ist ja kein Zufall, dass er im Moment der beste Torjäger ist. Er wird ja auch wohl noch ein paar Jahre spielen und noch so manches Tor erzielen. Auch ich habe schon vor, den einen oder anderen Treffer beizusteuern.

Sie setzen sich ja vor jeder Saison ein persönliches Ziel. Stand da die Eroberung des Toptorjäger-Titels auch auf dem Wunschzettel?

Wenn es klappen sollte, nehme ich es natürlich gerne mit, aber man kann sowas nicht erzwingen. Ich mache mir da auch nicht zu viele Gedanken unter der Saison darüber. Das sind Spielereien, die sind passend, wenn eine Saison beendet ist. Oder eine Karriere. Aber wer weiß, von hinten kommen ja auch noch einige tolle Stürmer daher, Patrick Reimer etwa. Wenn ich jemals Toptorjäger werden sollte, schön. Topscorer werde ich sicher nicht. Mein Spiel ist nicht so auf Vorlagen ausgelegt. Vielleicht kann man in einigen Jahren den Dominik Kahun da ganz weit vorne finden. Wenn alles gut für ihn läuft.

 

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