Der Schneider-Schwur

Der kanadische EHC-Superstar ist von seinem Arbeitgeber begeistert: „Ich will den Rest meiner Karriere in München verbringen!“
AZ: Herr Schneider, vor einem Monat, als Sie beim EHC unterschrieben haben, waren Sie verbittert darüber, dass andere Klubs Ihnen keinen Vertrag geben wollten, weil Sie fünf Kinder haben. Damals kündigten Sie in der AZ an, wir würden nach den Spielen wissen, welche Klubs es waren, weil Sie es denen heimzahlen würden. Meister Hannover haben Sie beim 4:3 am Sonntag fast im Alleingang abgeschossen...
ERIC SCHNEIDER: (lacht) Ich war extrem heiß darauf, gegen Hannover zu spielen, aber die Scorpions waren keiner der Vereine, die nur den Spieler, nicht aber den Familienvater Eric Schneider wollten. Ich habe einige Jahre in Hannover gespielt, daher brannte ich darauf, gegen meinen Ex-Verein nochmal alles zu zeigen. Es hat definitiv sehr viel Spaß gemacht, an alter Wirkungsstätte in der Verlängerung den Siegtreffer zu erzielen. Es war ganz sicher ein sehr spezieller Tag für mich.
Ihr Ärger über die Absagen, die Sie als diskriminierend empfanden, ist aber immer noch nicht verflogen?
Ich habe es verarbeitet. Damals war ich sehr verbittert darüber. Ich haben nach dem Interview auch viele Anrufe gekriegt: Leute, die mir versichert haben, dass meine Kinder nicht der Grund für die Absagen gewesen seien. Sollen sie sich ihre eigenen Wahrheiten schaffen. Eishockey ist eine ganz kleine Welt, ich habe Freunde in allen Vereinen. Ich erfahre, was abgeht. Und ich weiß, dass meine Kinder der Grund waren. Weil ich als fünffacher Familienvater eben Dinge brauche, die ein alleinstehender Spieler nicht braucht. Aber ich will mich damit nicht weiter aufhalten. Ich empfinde es inzwischen als Segen, dass es so gelaufen ist. Nur so bin ich in München gelandet. Und hier fühle ich mich richtig wohl.
Das merkt man Ihnen auf dem Eis auch an.
Das stimmt. Einer der Hauptgründe, warum ich hier unterschrieben habe, war, dass sich Manager Winkler im Speziellen, aber auch der ganze EHC mehr als nur ein Bein ausgerissen haben, um es mir und meiner Familie hier so schön und einfach als möglich zu machen. Nehmen Sie die letzten zwei Wochen: Das war das pure Chaos. Wir mussten die Kinder einschulen, mussten sie in den verschiedenen Sportvereinen unterbringen. Meine älteste Tochter geht in Karate, eines meiner Zwillingsmädchen hat jetzt mit Eishockey angefangen, die andere macht Eiskunstlauf. Und die Jungs, die noch Babys sind, haben nur eine Aufgabe: Die Eltern auf Trab zu halten. Und darin sind sie unschlagbar. Ich war von sieben Uhr früh bis neun Uhr abends pausenlos beschäftigt. Der EHC ist mir bei allen möglichen Dingen behilflich. Es läuft hier wirklich sehr gut. Ich bin mit meiner Entscheidung sehr zufrieden.
Dann entscheiden Sie sich doch nochmal – und bleiben gleich länger beim EHC.
Ich freue mich auf die Zukunft hier. Denn eines steht für mich fest: Ich würde sehr gerne den Rest meiner Karriere in München verbringen.
Na, also.
Ja, ich denke, dass Eishockey in München auch eine große Zukunft hat. Ich hoffe, dass dieses Jahr hier mit dem EHC in der DEL der endgültige Durchbruch geschafft wird. Fünf von sechs Punkten an diesem Wochenende, Siege gegen die Kölner Haie und den Meister Hannover – das hätte man nicht besser als Drehbuch schreiben können.
So wie auch Ihre Karriere: Sie kamen 2004 in die 2. Liga nach Crimmitschau, wurden Torschützenkönig, wechselten in die DEL nach Hannover und Frankfurt, waren jeweils Topscorer – und Sie spielten sogar schon in der kanadischen Nationalmannschaft. Woher kommt das Talent?
Keine Ahnung, sicher nicht von meinem Eltern. Keiner in meiner Familie war sehr sportlich, ich bin da sozusagen das schwarze Schaf der Familie. Aber meine Mutter ist mein größter Fan. Sie hat all meine Trikots gerahmt im Keller ihres Hauses hängen. Das ist fast ein Eric-Schneider-Schrein. Sie hat auch schon gesagt, ich soll ihr jetzt mein Trikot vom EHC schicken, sie hätte schon einen Platz dafür. Eines Tages, wenn ich nicht mehr spiele, werde ich das Gesammelte vielleicht in mein Haus transferieren. Aber noch will ich lange spielen.
Beim EHC?
Am liebsten.
Interview:Matthias Kerber