Der Mr. Lederhosn beim EHC

Ty Morris spielt seit 2012 in München – der bayerischen Tradition fühlt er sich seit Jahren verbunden. Er wurde sogar bei einem Volksfest in Schongau als Vorzeige-Bajuware geehrt.
von  Matthias Kerber
Blitzegenesung nach seinem Innenbandriss im Knie: Stürmer Ty Morris.
Blitzegenesung nach seinem Innenbandriss im Knie: Stürmer Ty Morris. © Rauchensteiner/AK

München - Echte Bayern, die auch die bajuwarische Sprache und das Brauchtum genüsslich hegen und pflegen, gibt es ja nicht wenige im Team des EHC Red Bull München. Da wären die Garmischer Uli Maurer und Martin Buchwieser, Kapitän Felix Petermann aus Füssen, die Münchner Christian Wichert und Martin Hinterstocker, der Ur-Tölzer Klaus Kathan und Nationalkeeper Jochen Reimer, ein Mindelheimer.

Doch ausgezeichnet und geehrt als Vorzeigebayer wurde ausgerechnet einer, von dem es wohl keiner erwartet hat: Ty Morris. Der EHC-Stürmer, der gerade erst sein Comeback nach einem Innenbandriss im Knie gefeiert hat, ist der Mr. Lederhosn des EHC. 2010 wurde der Deutsch-Kanadier, der im kanadischen Millet geboren wurde, bei einem Volksfest in Schongau im Allgäu aus „Mr. Lederhosn” gewählt.

„Mein Schwiegervater hat mich überredet, mitzumachen. Da es eine schöne Reise nach Österreich mit Frau und Kind zu gewinnen gab, habe ich teilgenommen. Und gewonnen”, erinnert sich Morris vor dem bayerischen Derby am Freitag gegen Nürnberg(19.30 Uhr, Olympia-Eishalle). „Er hat mir auch in meinem ersten Jahr in Deutschland die Lederhosn besorgt. Er hat gesagt: Kauf dir keine, ich besorg’ dir eine gescheite, alte Originale”, sagte der 29-Jährige, „die Lederhosn ist wahrscheinlich älter als ich.”

Morris kann sich sehr gut an sein erstes Volksfest in Bayern erinnern: „Das war der Wahnsinn! Ich hatte so etwas noch nie gesehen. Bei uns in Kanada gibt es so etwas nicht, da trifft man sich vielleicht bei Rodeos, aber so was? Das hat Spaß gemacht.”

2006 war Morris, dessen Urgroßmutter Deutsche war, in die Oberliga zum EC Peiting gewechselt. Dort war er, der 2003 in der vierten Runde von den Vancouver Canucks in der NHL gedraftet wurde, aber dort nie ein Spiel bestritt, Torschützenkönig. Nach Stationen in Bad Nauheim, Landsberg, Miesbach und Bietigheim heuerte Morris 2012 beim EHC an, dort erzielte er in der DEL bisher zwei Tore und machte fünf Assists.

Morris ist mit seinen langen Haaren und dem buschigen Bart eine Erscheinung. „Er schaut aus, als sei er einem Trucker-Magazin entsprungen”, sagt Keeper Reimer. Morris will auf jeden Fall in Deutschland bleiben, hier hat er sein Glück, seine große Liebe gefunden. Verena mit der er seit 2009 verheiratet ist und mit der er die Tochter Leni hat. Im Juni wird es weiteren Familienzuwachs geben. Wie sehr Morris in Bayern heimisch ist, zeigte sich auch bei der Hochzeit, als man einem alten Brauch folgend die Brautschuhe mit Pfennigen bezahlen wollte. 20 Jahre hatte Verena Pfennige gesammelt, da ihre Oma ihr die Geschichte von den Brautschuhen erzählt hatte. 14 Kilo wog der Eimer, mit dem sie loszog, um die Schuhe zu kaufen, 3098 Pfennige, 2610 Zweipfennig-Stücke – machte 42,53 Euro. „Es war nicht leicht, einen Laden zu finden, der das Geld annahm und den Brauch am Leben erhalten wollte,” sagt Morris, der 2012 eingebürgert wurde, „aber die Tradition ist uns wichtig.” 

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