Der Gordie Howe des EHC

Red-Bulls-Verteidiger Jeremy Dehner glänzt als Torschütze, Vorlagengeber und Faustkämpfer gegen die Mannheim Adler. „Es musste halt mal der Kleine ran.“
AZ: Herr Dehner, wir gratulieren Ihnen, gegen Mannheim haben Sie den Gordie-Howe-Hattrick geschafft. Ein Tor, ein Assist und eine Schlägerei, die mit mindestens fünf Minuten bestraft wird. Dafür war Eishockey-Legende Howe berühmt und berüchtigt.
JEREMY DEHNER: (lacht) Ohja, das war eine Premiere in meiner Karriere. Ich bin ja nicht gerade der Größte und Kräftigste.
Sie sind gerade mal 1,74 Meter groß. Und nicht gerade als ein Fighter wie EHC-Raubein Steven Pinizzotto bekannt.
Ja, der EHC hat einen neuen harten Hund, Steve! Sie können sich vorstellen, dass die Teamkollegen viel Sprüche abgelassen haben. Es war sehr witzig. Aber es war ein hartes, intensives Spiel, da musste halt der Kleine auch mal ran (lacht).
Der 5:2-Erfolg über Mannheim war die wohl beste Saisonleistung des EHC, der bisher eher durch extreme Leistungsschwankungen aufgefallen ist.
Wir haben endlich 60 Minuten durchgehend gutes Eishockey gespielt. Es war eine Saison voller Aufs und Abs. In manchen Momenten zeigen wir unsere Klasse, nur um Sekunden später unerklärliche Fehler zu machen. Wir hatten viel zu viele mentale Totalaussetzer. Und Spiele, wo wir erst dominieren und dann so bedrängt werden, dass wir mit dem Rücken zur Wand stehen.
Trainer Don Jackson sagte, dass es eine harte An- und Aussprache gab.
Klar ist, es musste sich was ändern. Wir sind zu gut, um in der Tabelle irgendwo um Platz zehn herum zu stehen. Gegen Mannheim haben wir allen – und uns selber – gezeigt, was wir können. Das müssen wir aus der Partie mitnehmen. So müssen wir auftreten, so müssen wir spielen. Das muss unsere Identität sein.
Für Sie selber läuft es nach der Seuchensaison im Jahr davor wieder richtig gut. Damals kamen Sie zum EHC und verletzten sich gleich so, dass Sie vier Monate ausfielen.
Das war eine Qual, man fühlt sich so wertlos. Man wird operiert, sitzt rum, hat nichts zu tun, kann nicht einmal seinem Beruf nachgehen. Das sind lange, lange Wochen, da kommen schon mal düstere Gedanken auf. Aber zum Glück habe ich eine Frau, zwei Kinder, die lenken dich sofort wieder davon ab, die lassen gar nicht zu, dass du zu viel grübelst. Familie ist das beste Heilmittel für alles.
Ihre Familie musste 2014 auch mit dem plötzlichen Tod Ihres Onkels Bob Suter fertig werden, der ja ein Teil der berühmten Mannschaft war, die 1980 bei Olympia das Miracle on Ice schaffte. Er wurde nur 57 Jahre alt.
Das war sehr hart. Auch gerade für mich. Er war mein erster Trainer, er hat mich zum Eishockey gebracht, er war der größte Einfluss auf meine Karriere. Er war ein Mensch, der immer die Interessen der anderen vor seine gestellt hat. Ich trage ihm zu Ehren ein Armband, auf dem sein Name steht. Und eigentlich jedes Mal, wenn ich die Schlittschuhe schnüre, denke ich an ihn. Er ist immer bei mir. Immer wenn ich aufs Eis gehe, ist er irgendwie dabei.