Der erwachte Grizzly: EHC verliert Spiel zwei gegen Wolfsburg

München - Dieser Ursus arctos horribilis, der Grizzly (aus Wolfsburg), hat seine Hibernation, seinen Winterschlaf, beendet und ist mit aller Wucht und Macht in diese Halbfinal-Serie gegen die Roten Bullen aus München zurückgekehrt. Die Grizzlys, die beim 2:5 in Spiel 1 beim EHC chancenlos waren, schlugen in der eigenen Höhle am Sonntag zurück. Das Team von Trainer Mike Stewart setzte sich am Ende mit 3:2 gegen den überragenden Hauptrunden-Primus durch.
EHC-Kaptiän Hager nach Niederlage: "In zwei Tagen greifen wir wieder an"
"Es hat einen Grund, warum Wolfsburg in den Top Vier ist. Wir haben ein schlechtes erstes Drittel gespielt, dem sind wir die gesamte Zeit hinterhergelaufen. Wir hatten aber genug Chancen, trotzdem zu gewinnen", sagte EHC-Kapitän Patrick Hager: "In zwei Tagen greifen wir wieder an. Wir geben Gas, spielen hartes Hockey. Alle können sich auf eine Super-Serie freuen."
Es ist immer ein spannendes Duell zwischen München und Wolfsburg – 2016, 2017 (jeweils im Finale) und 2022 im Halbfinale war München jeweils die Endstation für alle Wolfsburger Titelträume, zudem hatte der EHC die letzten sieben Spiele gegen Wolfsburg alle gewonnen. Es sah – auf dem Papier – gar nicht gut aus für die Grizzlys.
Tyler Morley mit Führung für Wolfsburg
"Das ist sicher die letzte Chance für Wolfsburg, sie müssen gewinnen. Denn einen 0:2-Rückstand gegen München noch mal zu drehen, das ist fast nicht machbar", hatte DEL-Legende Sven Felski, der als Experte für den TV-Sender Magenta-Sport arbeitet, vor der Partie gesagt. Die Wolfsburger waren sich dieser prekären Situation mehr als bewusst, anders als in Spiel eins, als die Grizzlys im ersten Drittel im Winterschlaf waren, zeigten sie mehr: Mehr Präsenz, mehr Speed, mehr Physis.
"Sind sind insgesamt aktiver, greifen mehr an, machen es besser", sagte Münchens Andreas Eder, der am Freitag sein erstes Playoff-Tor erzielt hatte. München brauchte, um in die Partie zu kommen. Und gerade, als sie das Spiel in die Hand nahmen, folgte der Schock: Tyler Morley fälschte einen Schuss mit der Brust unhaltbar für EHC-Goalie Mathias Niederberger an – das 1:0 (16. Minute).
EHC kassiert innerhalb von 19 Sekunden zwei Gegentore
Damit nicht genug! Nur 19 Sekunden später klingelte es schon wieder. Niederberger, der bei den beiden Gegentreffern in München schon eine unglückliche Figur gemacht hatte, mit einem kapitalen Bock hinter seinem Tor. Darren Archibald bedankt sich auf seine Weise – 2:0. "Ein perfekter Start. München ist das beste Team der Liga, wir mussten von der ersten Sekunde da sein", sagte Morley in der Pause.
Dann schlug der EHC zurück. 28. Minute: Trevor Parkes, der erfolgreichste Torschütze der Klub-Historie, spielte einen Traumpass, Filip Varejcka hielt die Kelle rein und Grizzly-Goalie Dustin Strahlmeier konnte nur noch den Puck aus dem Netz fischen – 1:2.
Der EHC danach am Drücker, speziell aufgrund mehrerer dummer Wolfsburger Strafen.

Parkes nach Niederlage: "Wer die Zweikämpfe gewinnt, gewinnt das Spiel"
Doch Strahlmeier hatte sein Riesenchancenverhinderer-Abo gelöst. "Wir haben nicht genug Kapital aus diesen Möglichkeiten in Überzahl geschlagen", sagte EHC-Torjäger Parkes: "Wer die Zweikämpfe gewinnt, der gewinnt das Spiel. Am Ende wird erfolgreich sein, wer den Sieg mehr will."
Sie wollten beide. Und plötzlich jubelte München – der Schuss von Konrad Abeltshauser trudelte irgendwie ins Netz. Doch der Freudenschrei wurde vom Schiedsrichter im Keim erstickt, er signalisierte "kein Tor", schickte stattdessen Hager wegen Crosschecks auf die Strafbank. Der Münchner Gifthaferl-König schimpfte wie ein Rohrspatz und ärgerte sich 22 Sekunden später noch viel mehr: Spencer Machacek mit dem 3:1.
Doch angeschlagene Rote Bullen sind gefährlich – und erfolgreich. Hager revanchierte sich für das nicht gegebene Tor, ließ einen regulären Treffer folgen (54.) – 2:3. Es folgte Angriffswelle auf Angriffswelle.
195 Sekunden vor Schluss nahm EHC-Coach Don Jackson seinen Torwart vom Eis, München riskierte alles – doch die Scheibe wollte nicht rein. Der Sieg für die Grizzlys. Spiel drei steigt am Dienstag (19.30 Uhr) in München.