Der EHC München zeigt beim Playoff-Sieg gegen die Eisbären Berlin sein wahres Gesicht

Beim 2:1-Sieg des EHC in der Halbfinal-Serie gegen die Eisbären Berlin zeigen die Münchner ihr wahres Gesicht. "Es sind Schlachten. Und wer mehr davon gewinnt, gewinnt auch das Spiel", sagt Don Jackson.
München - A bisserl war der EHC Red Bull München im Dornröschenschlaf gefangen. Im ersten Drittel des zweiten Spiels der Halbfinale-Serie gegen die Eisbären Berlin wirkte der Meister nicht wie er selbst. Symptomatisch das Tor von Julian Talbot zum 0:1. Genialer Pass von Frank Hördler auf Talbot, der sich im Rücken von EHCler Richie Regehr davongeschlichen hatte. Die Münchner, die schon Spiel eins daheim verloren hatten (2:3 nach Verlängerung), wieder hinten. "Wir haben das als Team falsch gespielt", sagte EHC-Coach Don Jackson. Sein verbissener, ja fast verbitterter Gesichtsausdruck sprach Bände.
Steve Pinizzotto als Faktor X
Doch in jedem guten Märchen gibt es einen Helden, der in die Rolle des wachküssenden Prinzen schlüpft. Beim EHC war das ein Mann, der nicht gerade für Romantik steht, der nicht als König der Zarbesaiteten beleumundet ist. Im Gegenteil: Steve Pinizzotto ist das Liga-Raubein, der Hau-Drauf-und-Schluss. Gegen die Eisbären gab der auch so spielstarke Deutsch-Kanadier sein Comeback nach wochenlanger Verletzungspause. Und an den beiden Toren der Münchner, die beim 2:1-Sieg die Wende zum Guten einläuteten (Keith Aucoin in der 28. Minute und Jason Jaffray (30.), war Pinizzotto maßgeblich beteiligt. Das Erweckungserlebnis des EHC! In der Halbfinal-Serie steht es 1:1.
"Pinner war ein ganz großer Faktor in seinem Spiel. Er war extrem physisch. Es ist gut, ihn wieder dabei zu haben", sagte Torschütze Aucoin nach der Partie. Plötzlich kapierten die Münchner, die im Viertelfinale gegen Bremerhaven alle vier Partien relativ eindeutig gewonnen hatten, dass jetzt andere Zeiten angebrochen sind: harte Zeiten Playoff-Zeiten. Und diese werden eben nicht mit Schönspielereien, mit technischer Finesse entschieden, sondern mit hartem Kampf. "Es kann ganz einfach sein. Es sind alles sehr physische Spiele. Diese Partien werden durch Zweikämpfe entschieden", sagte Jackson, "die finden auf dem ganzen Eis statt, nicht nur vor den Toren. Es sind Schlachten. Und wer mehr davon gewinnt, gewinnt auch das Spiel."
"Wir haben uns anders reingehauen"
Ab dem zweiten Drittel warf sich der EHC mit Siegeswillen in diese Schlachten on Ice. "Berlin marschiert ja 60 Minuten durch. Wir haben die Zweikämpfe ganz anders angenommen als im ersten Spiel", sagte Stürmer Dominik Kahun, "wir haben die Schlachten geschlagen – und gewonnen." Stürmer Maximilian Kastner wiederum meinte: "Wir haben uns in Berlin ganz anders reingehauen. Wenn wir unser Spiel durchziehen, unser wahres Gesicht zeigen, dann hat es jede Mannschaft der Liga schwer, mit uns mitzuhalten."
Das wahre Gesicht des EHC? Es ist das einer routinierten, erfahrenen, hochklassigen, aber auch unermüdlich arbeitenden und kämpfenden Mannschaft, die sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt. "Das 0:1 hat uns nicht aus der Fassung gebracht. Wir haben zurückgeschlagen und dann nicht mehr viel zugelassen", sagte Aucoin vor Spiel drei der Halbfinalserie am Dienstag (19.30 Uhr) am heimischen Oberwiesenfeld.
Die Führungsspieler haben zugeschlagen
"Unsere Führungsspieler haben die Partie entschieden", analysierte Coach Jackson, "Sie haben zwei Tore erzielt, das Spiel bestimmt." Gemeint waren die Routiniers Aucoin und Jaffray, dessen Schwester Ashley Bresdon extra für die Playoffs aus Edmonton angereist ist und im Fanbus die Reise nach Berlin mitgemacht hatte. Ein Führungsspieler der anderen Art ist auch Pinizzotto. Der Mann, der mit harter Hand regiert und die Münchner so in die Schlachten führt.
Den Spielbericht zum Sieg finden Sie hier: EHC München: Härte schlägt Müdigkeit