"Der EHC geht den richtigen Weg"

Einheimische Spieler, Nachhaltigkeit: Hier erklärt Klaus Kathan, wieso Eishockey in München funktioniert – und was falsch läuft.
von  Jochen Schlosser
EHC-Verteidiger Sören Sturm.
EHC-Verteidiger Sören Sturm. © AZ

Einheimische Spieler, Nachhaltigkeit: Hier erklärt Klaus Kathan, wieso Eishockey in München funktioniertm– und was falsch läuft.

AZ: Vier Spiele, drei Siege, Platz vier für den EHC München und zuletzt gegen Nürnberg haben Sie auch noch das Tor zum 2:0 erzielt. Läuft Ihre Rückkehr in die Heimat bislang noch besser als erwartet, Herr Kathan?

KLAUS KATHAN: Ich bin sehr zufrieden – und ja, wir spielen bislang ein bisschen über den Erwartungen. Am Donnerstag kommt Iserlohn und dann haben wir in den nächsten drei Spielen noch zwei Heimspiele. Da müssen wir eine Serie starten und oben dranbleiben. Bislang könnte es nicht besser sein.

Erst recht, weil Sie, ein gebürtiger Tölzer, nach jahrelanger Odyssee durch Eishockey-Deutschland endlich zurück in Ihrer Heimat sind...

Gerade gehe ich hier in Tölz mit meiner kleinen Tochter spazieren: Bayern, die Natur, die Sonne – und nach München sind’s nur ein paar Kilometer. Es ist ein Traum! Endlich bin ich wieder daheim, endlich wohnt die Familie in der Doppelhaushälfte in Tölz, die wir vor drei Jahren gebaut haben. Meine Eltern leben auch hier. Das ist in jeder Hinsicht perfekt. Da ist immer ein Babysitter greifbar. Und mein Vater (Ex-Nationalspieler Peter Kathan, d. Red.) ist auch froh (lacht)...

Warum das denn?

Er musste bei uns immer den Rasen mähen, schließlich waren wir in den letzten Jahren immer acht Monate pro Jahr weg und haben in einer Wohnung gelebt, die vom Verein gestellt wurde. Das ist kein wirkliches Zuhause.


Ihr neues sportliches Zuhause ist der EHC, der nicht nur durch Ihre Verpflichtung immer heimatverbundener wirkt. Gegen Nürnberg traf auch Christian Wichert, ein gebürtiger Münchner. Im Tor steht mit Jochen Reimer ein Allgäuer. Die Liste lässt sich fortsetzen...

Stimmt, und ich denke, dass der EHC genau den richtigen Weg geht, um Eishockey in München zu etablieren. Schließlich hat man hier schon zu oft gesehen, wie ein Verein, der zu schnell nach oben kam, wieder Pleite ging oder verschwand.

Hedos, Maddogs, Barons...

Eben. Das Geld für die großen Stars ist nicht vorhanden und mit den bayerischen Spielern können sich die Fans identifizieren. Es ist wichtig, dass die Zuschauer sehen, dass hier etwas aufgebaut wird. Man muss Geduld haben.

Gleichzeitig ist der Münchner Fan aber in Sachen Erfolg verwöhnt, er will am liebsten Titel feiern.

Klar, das ist das Problem. Aber wichtiger als der schnelle Erfolg ist doch, nachhaltig zu arbeiten. Das ist die Zukunft des Münchner Eishockeys. Ich hoffe, dass die Fans das annehmen.

Die Basketballer des FC Bayern, auch Rivalen um die Zuschauergunst, setzen bei ihrem Projekt auf den schnellen Erfolg. Haben Sie Angst dass die Korbjäger dem EHC Fans abspenstig machen?

Nein, nicht wirklich. Vielleicht zieht das bei ein paar Jüngeren, aber Eishockey hat eine ganz andere Tradition und ist in Oberbayern verwurzelt. Eishockey ist hier in der Region ganz klar die Nummer zwei nach dem Fußball.


Am letzten Sonntag kamen trotz des guten Saisonauftakts nur 2500 Zuschauer in die Eishalle. Woran liegt’s?

Das ist doch kein Münchner Phänomen! Es sind die letzten schönen Tage des Sommers, da will sich noch nicht jeder in eine Eishalle setzen. Ich kann das nachvollziehen, das ändert sich, wenn’s kälter wird. Wir haben 52 Spiele in der Saison – und die Playoffs.


Klingt, als würden Sie selbst auch gerne etwas später in die Saison starten...

Ja, das wäre eine Überlegung wert. Für uns Eishockeyspieler beginnt immer im Hochsommer, im August, die härteste Phase der Saisonvorbereitung – und der August ist meist der schönste Sommermonat. Es wäre vielleicht besser, später anzufangen und dann – wie in der NHL – bis April zu spielen. Aber der internationale Spielplan lässt das nicht zu. Da steht immer die WM an. Es geht eben ums Geld...


Apropos Geld: In der DEL ist der Auf- und Abstieg derzeit ausgeschlossen. Zuletzt durfte Zweitliga-Meister Ravensburg nicht aufsteigen. Was halten Sie davon?

Es gibt Dinge, die man aus Amerika übernehmen kann. Aber dass es keinen Auf- und Absteiger gibt, widerspricht der Tradition. Das gibt es meines Wissens nirgendwo sonst im europäischen Sport. Langfristig sollte sich das ändern.

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