„Der EHC – ein Wunder“

Eishockey-Legende Erich Kühnhackl staunt über die Erfolgsgeschichte des DEL-Aufsteigers, lobtdie Verantwortlichen und rät ihnen, Stürmer Schneider zu verpflichten: „Er hilft sofort weiter!“
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Der Superstar des EHC München: Eric Schneider.
Rauchensteiner/Augenklick Der Superstar des EHC München: Eric Schneider.

Eishockey-Legende Erich Kühnhackl staunt über die Erfolgsgeschichte des DEL-Aufsteigers, lobtdie Verantwortlichen und rät ihnen, Stürmer Schneider zu verpflichten: „Er hilft sofort weiter!“

AZ: Herr Kühnhackl, der EHC München versucht alles, um sich mit einem Spieler zu verstärken, den Sie als ehemaliger Sportdirektor der Frankfurt Lions bestens kennen: Eric Schneider.

ERICH KÜHNHACKL: Ja, der Eric, das wäre ein sehr guter Griff für den EHC. Auf allen Ebenen, als Spieler und als Mensch. Er hat ja eine sehr große Familie, fünf Kinder, und ist dadurch sehr bodenständig. Er ist einer, der in jeder Lebenslage Verantwortung übernimmt. Er hat eine vorbildliche Einstellung zum Sport. Er weiß, wie wichtig Disziplin ist. Er lässt Taten sprechen. Nicht umsonst ist er bei den Lions gleich zum Kapitän ernannt worden.

Klingt fast so, als wären Sie ein Schneider-Fan...

Ich hab’s immer genossen, ihn auf dem Eis zu sehen. Er ist nicht nur ein toller Torjäger, sondern ein kompletter Spieler ohne Schwächen. Es gibt nicht viele Spieler, die in allen Zonen – Angriff, Verteidigung und Mittelzone – gleich stark sind. Auch die Zeit in Hannover, als er unter Hans Zach spielte, hat ihn geprägt. Beim Hans spielt keiner, der nicht voll nach hinten arbeitet. Was mir am besten gefällt, ist, dass er nie nach Ausreden sucht – im Gegenteil! Als seine Frau Zwillinge zur Welt brachte, hat er natürlich schlechter geschlafen. Aber das diente ihm nie als Entschuldigung. Nein, er hat das sogar als Motivation benutzt, um sich selber wieder aus dem Tief zu ziehen. Man wird ihn nie jammern hören. Schneider ist ein Spieler, der dem EHC sofort weiter helfen, der das Team auf ein höheres Level heben würde, so, dass man nicht automatisch hinten landen muss.

Erfolg, das ist in München ohnehin schon fast ein Muss...

Ein Muss ist es überall, aber ich denke, dass das Ganze in München schon noch extremer ist. Es wäre für den EHC wichtig, dass die Fans kriegen, was sie wollen – und woran sie nach den so erfolgreichen letzten Jahren gewöhnt sind. Wenn man sich die Vorgeschichte des Eishockeys in München anschaut, dann ist es sehr wichtig, dass man den aktuellen Weg fortsetzt, den Weg der kontinuierlichen Entwicklung. Irgendwelche Spinnereien dürfen nicht passieren, man darf auch nicht wieder Luftschlösser bauen.

Hätten Sie gedacht, dass es acht Jahre nach der Zwangsumsiedlung der München Barons nach Hamburg wieder DEL-Eishockey in München geben würde.

Ganz ehrlich? Nein. Dass man sich in doch relativ kurzer Zeit durch die ganzen Ligen wieder ganz nach oben kämpft, das ist schon ein kleines Wunder – und das spricht für die Führung des EHC, die das ohne große Skandale bewerkstelligt hat. Das muss man jetzt fortführen. Man darf keine finanziellen Irrwege beschreiten. Wenn beispielsweise ein Spieler Schneider sinnvoll gegenfinanziert werden kann, dann muss man ihn holen. Wenn man das aber nicht kann, dann muss man das lassen und lieber junge Spieler aus der Region holen, denn die Ausbildung der Spieler ist in Bayern immer noch am besten. Der EHC muss schauen, dass er die Anlaufstation in Bayern wird, für alle Nachwuchsspieler, die in die DEL wollen. Ich wünsche München alles Gute, denn noch eine Pleite, das würde man wohl kaum verkraften.

Aber die DEL ist selber finanziell schwer angeschlagen. Ihre Frankfurt Lions mussten Insolvenz anmelden, andere Vereine – wie Kassel, Hannover oder Köln – stehen nicht viel besser da. Wie kann der EHC vermeiden, dass ihn das Schicksal bevorsteht, dass etwa die Maddogs in München 1995 ereilte?

Ich kenne den EHC-Geschäftsführer Jürgen Bochanski ganz gut, die müssen da eigentlich nur so weiter machen. Aber klar ist, dass die ganze Liga Probleme hat. Was mir fehlt, ist, dass man wirklich zusammenarbeitet. Das ist doch nicht anders als auf dem Eis. Da stehen auch fünf Spieler und der einzelne kann nicht viel bewirken, wenn die anderen nicht mitziehen. Es muss endlich eine Solidarität über die Vereinsgrenzen hinaus Einzug halten. Der einzelne Verein kann nicht gesunden, wenn die gesamte Liga krankt. Wer immer nur an sich denkt, der denkt zu kurz. Ein Gebäude steht eben nur auf mehreren Pfeilern, nicht nur auf einem. Ich hoffe, dass man endlich gemeinsame Lösungen findet, gemeinsam an einem Strang zieht. Es geht hier schließlich ums ganze Eishockey.

Interview: Matthias Kerber

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