Denken verboten!
MÜNCHEN - Erst Tölz, nun auch Riessersee? Wie Erfolgs-Coach Pat Cortina die EHC-Stars für die Derbys fit macht.
Ein 4:1-Triumph über den Tabellenführer aus Tölz vor der neuen Rekordkulisse von 6012 Zuschauern, dazu Platz drei in der Tabelle mit stolzen 53 Punkten. Beim EHC München ist die Eishockey-Welt derzeit in Ordnung. „Dieser Tag war ein Highlight“, sagt Trainer und Erfolgsgarant Pat Cortina, „einer der schönsten Tage, seit ich beim EHC bin". Und Manager Christian Winkler, als gebürtiger Garmischer von jeher dem Gegner Tölz in inniger Abneigung verbunden, meint: „Das Spiel gegen Tölz in dieser vollen Hütte, da habe ich jede Sekunde genossen."
Was aber ist das Erfolgsrezept der Sekunden-Genießer? Cortina, der stimmgewaltige Dolomiten-Vulkan, hat dafür eine simple Erklärung: das von ihm verhängte Denkverbot auf dem Eis. „Ich habe die Spieler zuletzt im Training sehr hart rangenommen. Und als ich gemerkt habe, dass sie müde wurden, habe ich sie zusammenkommen lassen und ihnen eingebläut: Ihr müsst Euch selber verbieten, überhaupt daran zu denken, dass ihr müde sein könntet! Denn wer den Gedanken zulässt, der lässt die Müdigkeit schon zu. Also hört auf, an Müdigkeit zu denken. Das könnt ihr nach dem Spiel tun, wenn ihr alles gegeben habt. Dann habt ihr jedes Recht dazu, aber nicht während eines Spiels“, sagt Cortina. Seine Erkenntnis? „Ich habe nicht einen müden Spieler auf dem Eis gesehen", behauptet der Coach, der Silvester „bei einem guten Essen und einem Glas guten Rotwein" mit seiner Familie verbrachte.
Und auch für das Derby am Freitag in Garmisch beim SC Riessersee (20 Uhr) hat Cortina wieder eine Denksperre verhängt. „Keine Gedanken an Müdigkeit, dazu simples Eishockey spielen, klug spielen, die Kräfte richtig einsetzen, das erwarte ich. Und wenn sie meine Erwartungen erfüllen, dann werden sie auch ihre eigenen Erwartungen erfüllen", glaubt der Coach.
Das Spiel gegen Garmisch ist für Manager Winkler selbstverständlich ein ganz besonderes, schließlich lebt er immer noch dort, pendelt täglich nach München. Und jahrelang haben er und SCR-Manager Ralph Bader eine intensive Antipathie gepflegt, da kamen regelmäßig aus Garmisch Giftpfeile angeflogen. „Unser Verhältnis hat sich normalisiert. Was war, das war, was ist, das ist", übt sich Winkler als Eis-Konfuzius, „wir verstehen uns eigentlich jetzt ganz gut.“ Was aber einer klaren Kampfansage nicht entgegensteht. „Ende November, da hat uns der SC Riessersee zwei Punkte aus unserer Halle entführt, die wollen wir jetzt an diesem Freitag zurück“, sagt Winkler. Am liebsten natürlich mit Zins und Zinseszins in Form eines Dreiers.
Matthias Kerber
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