Denken unerwünscht

Weshalb Stürmer Martin Schymainski so gut ankommt beim EHC München. Manager Christian Winkler vergleicht ihn mit Lukas Podolski.
von  Abendzeitung
Entwickelt sich in den Playoffs endgültig zum Goalgetter: EHC-Stürmer Martin Schymainski.
Entwickelt sich in den Playoffs endgültig zum Goalgetter: EHC-Stürmer Martin Schymainski. © Rauchensteiner/Augenklick

Weshalb Stürmer Martin Schymainski so gut ankommt beim EHC München. Manager Christian Winkler vergleicht ihn mit Lukas Podolski.

MÜNCHEN Unter Fußballern ist es so etwas wie ein Naturgesetz, dass Nachdenken beim Toreschießen eher hinderlich ist. Ein Grundsatz, der aufs Eishockey locker übertragbar ist, weshalb sie bei Zweitligist EHC München ein Ritual daraus gemacht haben.

Jeden Tag, wenn sich Christian Winkler und Martin Schymainski begegnen, fragt der Manager den Spieler: „Na, Schymmi, was darf ein guter Stürmer auf keinen Fall tun? Was ist Gift für jeden Stürmer?“ Und der Gefragte antwortet stets: „Denken!“ Gern tippt er sich dabei an die Stirn. Und Winkler sagt dann: „Richtig, Schymmi, nur nicht denken, dann triffst' auch weiter.“

Derlei Gedankenlosigkeit ist offenbar erfolgversprechend. In beiden ersten Viertelfinal-Playoffspielen gegen Bremerhaven, dem 5:2 daheim und dem 7:4 auswärts, war der 23-Jährige jeweils mit einem Doppelpack zur Stelle. „Vielleicht sollte ich ihm die Frage zwei Mal am Tag stellen, womöglich trifft er dann vier Mal", ulkte Winkler vor dem dritten Playoffspiel in der Best-of-seven-Serie gegen Bremerhaven.

In der regulären Saison hatte Schymainski, der unter der Saison vom DEL-Klub Augsburg Panther geholt worden war und bereits für die nächste Saison in München unterschrieben hat, 13 Mal getroffen. „Ich mache das, was dem Team am meisten hilft. Ich bin nicht so der Filigrane, ich bin der Kämpfer, der dahin geht, wo es weh tut. Und das mache ich auch gerne“, sagt Schymainski, der genau wie der legendäre Fernseh-Tatort-Kommissar Horst Schimanski (gespielt von Götz George) aus Duisburg stammt. Der Münchner Schymmi sagt: „Ich habe selten ,Tatort’ gesehen, das kam immer zu Zeiten, in denen ich Eishockey spielte.“

Auch Trainer Pat Cortina ist ein Fan des kompakten Stürmer (1,68 Meter, 82 Kilo), den Winkler gerne mit dem Slogan „quadratisch, praktisch, gut“ bezeichnet. Cortina: „Schymmi kämpft wie ein Wilder, gibt immer alles, er ist witzig, und dazu trifft er auch noch. Wie könnte man so einen Kerl nicht mögen?“

Allein Schymainskis notorische Unpünktlichkeit kommt bei seinen Chefs nicht so gut an. Manager Winkler: „Irgendwann wird auch Martin lernen, wann auf der Strecke von Augsburg, wo er noch wohnt, Rushhour ist. Man kann fast darauf wetten, dass morgens der aufgeregte Anruf von ihm kommt: ,Hallo, ich stehe gerade im Stau.’ Wenn er das mal lernt, würde das seinem Geldbeutel gut tun – und unserer Mannschaftskasse sehr schlecht.“

Aber Winkler ist dem Stürmer nicht gram. Auch weil der so ein sonniges Gemüt hat. Der Manager: „Martin ist quasi unser Lukas Podolski in dessen besten Zeiten, in Köln und im Nationalteam.“ Auf der Neun-Stunden-Busfahrt nach Bremerhaven schauten sich die EHCler den Film „Sommermärchen“ von der Fußball-WM 2006 an. Winkler: „Immer wenn der Podolski zu sehen war, dachte ich, das ist der Schymmi. Ihre Art ist fast identisch. Beide haben auch noch polnische Wurzeln. Und unser Martin Buchwieser ist der Schweini. Die haben auch nur Unsinn im Kopf.“ Auf dem Eis freilich empfiehlt es sich, den Denkapparat abzustellen.

Matthias Kerber

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