Demonstrativer Glaube beim EHC trotz drohendem Aus: "Warum sollen wir es nicht schaffen?"

Dem Titelverteidiger EHC Red Bull München droht das Aus, doch noch gibt sich der Meister um Konrad Abeltshauser nicht auf. Nun braucht es aber drei Siege am Stück gegen Bremerhaven, sonst ist die Playoff-Reise zu Ende.
von  Ruben Stark
Spiel fünf fest im Blick: EHC-Verteidiger Konrad Abeltshauser lässt sich vom 1:3-Rückstand gegen Bremerhaven nicht unterkriegen.
Spiel fünf fest im Blick: EHC-Verteidiger Konrad Abeltshauser lässt sich vom 1:3-Rückstand gegen Bremerhaven nicht unterkriegen. © City-Press GmbH Bildagentur

München - Es war schon weit nach Spielende, das Eis leergefegt, auch die Bremerhavener Anhänger hatten sich nach ihren Jubelgesängen aus der Gäste-Fankurve verzogen und auf den Tribünen sammelten TV-Techniker bereits die Übertragungskabel ein.

In der Nordkurve jedoch standen noch ein paar wackere, unentwegte EHC-Sympathisanten trommelnd und skandierend - fast wie zum Trotz.

Nein, dieses gute Dutzend wollte das altehrwürdige Olympia-Eisstadion einfach nicht verlassen, wer wusste denn schon nach dem bitteren 2:3 in Spiel vier der Halbfinal-Playoffserie gegen die Fischtown Pinguins, ob es überhaupt ein nächstes Mal geben würde. Bleibt nach 57 Jahren der Spielstätte am Oberwiesenfeld als letzter Eindruck eine Partie haften, die zu dem 0:3-Schlafmützenstart ein vergebliches Aufbäumen zu bieten hatte?

Abeltshauser: "Ich schaue in die Kabine und sehe super Eishockey-Spieler"

Wenn es nach EHC-Identifikationsfigur Konrad Abeltshauser geht, dann auf keinen Fall. Der Verteidiger-Hüne strahlte demonstrative Zuversicht aus. Ans Aufgeben denkt trotz des 1:3-Rückstandes nach Siegen weder er, noch sonst irgendeiner in der Kabine des (Noch-)Titelverteidigers.

"Ich schaue in die Kabine und sehe super Eishockey-Spieler", sagte der 31-Jährige, "ich sehe Jungs, die wissen, wie man gewinnt, die immer noch wahnsinnig hungrig sind und die es nicht akzeptieren, dass die Saison jetzt vorbei ist." Ergo: "Es ist nicht die Situation, in der wir sein wollten. Aber warum sollen wir es nicht schaffen?"

Vielleicht, weil der EHC auch in den Playoffs nicht die Konstanz findet, nach der die Mannschaft von Trainer Toni Söderholm die gesamte Hauptrunde über gesucht hatte. Anders erklärbar ist ein Katastrophenstart wie am Sonntag nach einem vorherigen 4:0-Auswärtserfolg ansonsten kaum. Und die Münchner Eishackler werden unbedingt Konstanz brauchen, um den Hauptrundenersten dreimal in Folge zu bezwingen und schließlich doch den gesamten Weg bis zum DEL-Silberpokal zu gehen.

Kadertiefe als EHC-Faustpfand: "Ich weiß, dass es geht"

Andererseits führte Abeltshauser einige Argumente ins Feld, die für sein Team sprechen. "Wir haben einen sehr tiefen Kader, wir können weiterhin Gas geben, das müssen andere Vereine erst einmal über eine lange Serie ausgleichen können." Und er kann zudem aufbauende Beispiele aus dem eigenen Erleben anbringen. In seiner Nordamerika-Zeit, berichtete Abeltshauser, habe er zweimal einen 1:3-Rückstand aufgeholt, einmal gar ein 0:3.

"Es geht immer", stellte Abeltshauser klar, "ich weiß nicht, ob es in der DEL schon einer gemacht hat, aber das ist mir auch ziemlich wurscht." Kleine Amtshilfe: Es waren zuletzt die Kölner Haie in den Playoffs 2018/19, die im Viertelfinale gegen den ERC Ingolstadt ein 1:3 umbogen. "Ich weiß, dass es geht, aber bevor wir Spiel sieben gewinnen, müssen wir erstmal Spiel fünf gewinnen", setzte Abeltshauser hinzu.

"Solche Entscheidungsspiele bringen auch einen gewissen Nervenkitzel mit sich"

Jenes, das am Dienstag (19.30 Uhr/Magenta Sport) in der Seestadt steigt und für den EHC das erste von drei möglichen Jetzt-oder-Nie-Duellen ist. "Solche Entscheidungsspiele bringen auch einen gewissen Nervenkitzel mit sich. Ich freue mich darauf", sagte der gebürtige Tölzer glaubhaft, während Coach Söderholm anmerkte: "Eishockey ist ehrlich genug. Wenn du deine Sachen gut genug erledigst, dann kriegst du auch oft das Resultat."

Wenn nicht, bleibt nach vier Titeln in den letzten acht Jahren das Bild der einsamen Trommler in der Nordkurve als Ende der Ära der Olympia-Eisstadions hängen. Und das soll es aus EHC-Sicht gewiss nicht.

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