DEL-Finale, aber kaum jemand merkt's

Die Grizzlys Wolfsburg haben das DEL-Finale gegen Vorrundensieger Red Bull München erreicht. Die Begeisterung hält sich in Grenzen.
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Wolfsburger Spieler feiern den Finaleinzug nach einem 2:1 Sieg in Nürnberg.
dpa Wolfsburger Spieler feiern den Finaleinzug nach einem 2:1 Sieg in Nürnberg.

Nürnberg/Köln - Auf dem langen Weg zurück nach Wolfsburg schwappte im Mannschaftsbus der Grizzlys nicht nur die Stimmung über. "Wir haben Bier aus Bayern mitgenommen - meinen Edelstoff", sagte Sportdirektor Karl-Heinz Fliegauf nach dem entscheidenden 2:1 im sechsten Halbfinale bei den Nürnberg Ice Tigers dem SID. Guten Grund zum Feiern haben die Niedersachsen: Zum zweiten Mal nach 2011 steht der Außenseiter im Finale der Deutschen Eishockey Liga (DEL), nicht nur für Fliegauf "eine Sensation".

Mit einem Etat von 7,7 Millionen Euro gehört Wolfsburg nicht zu den Großen der Liga. Finalgegner Red Bull München, der am Freitag (19.30 Uhr/ServusTV) zum ersten von maximal sieben Endspielen lädt, ist mit geschätzten 12,5 Millionen der Branchenkrösus. "Wir führen", erklärte Fliegauf, "in der Zweiklassengesellschaft die zweite Klasse an." Wirtschaftlich - sportlich dagegen haben sich die Grizzlys in der Spitze etabliert. In den vergangenen sieben Jahren standen sie sechsmal im Halbfinale.

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Der Lohn für die kontinuierliche Arbeit ist jedoch übersichtlich. Zwar begeistert das Team von Trainer Pavel Gross nicht nur Fliegauf mit "richtig geilem Hockey", doch kaum jemand bekommt es mit. Seit Jahren ist Wolfsburg bei den Zuschauerzahlen Schlusslicht der Liga. Auch in dieser Saison kamen in der Vorrunde nur durchschnittlich 2617 Besucher - 10.000 weniger als beim Primus Eisbären Berlin.

In den Play-offs war noch nicht ein Spiel in der Eis Arena im Allerpark ausverkauft, obwohl die Karten die billigsten der Liga sind. "Es ist schwierig", gab Fliegauf zu: "Die Leute sind entweder am Wochenende gar nicht in der Stadt, oder sie arbeiten. Und es gibt kein Hinterland."

Da auch München in der Vorrunde nur durchschnittlich 4603 Besucher anlockte, droht das Finale mit den wenigsten Zuschauern in der DEL-Geschichte. Selbst bei ausverkauften Hallen kämen Wolfsburg und München nur auf einen Schnitt von 5323 Besuchern. 2004, als sich die Frankfurt Lions gegen die Eisbären Berlin durchsetzten, sahen durchschnittlich 5848 zu - bislang Minusrekord in 21 Jahren DEL. Neunmal lag er Schnitt über 10.000, am höchsten 2013, als 16.354 Fans pro Spiel den Triumph der Eisbären gegen die Kölner Haie verfolgten.

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Diese Zahlen beeindrucken Fliegauf nicht. "Viele andere Standorte hätten gerne unseren sportlichen Erfolg", sagte der Sportdirektor und konnte sich einen Seitenhieb auf Thomas Sabo, den Mäzen des unterlegenen Halbfinalgegners Nürnberg, nicht verkneifen: "Er hätte dafür viel Geld ausgegeben."

Wieviel die Wolfsburger in Zukunft ausgeben dürfen, wissen sie noch nicht. Aufgrund der VW-Krise wird der Zuschuss des Hauptsponsors in den nächsten Jahren niedriger ausfallen. Bislang bestreitet der Autobauer laut Fliegauf "70 Prozent des Budgets". Man müsse "den Gürtel enger schnallen", habe VW bereits signalisiert. In den nächsten vier Jahren werde es aber weiter Geld für Eishockey geben. "Ohne den Konzern", so Fliegauf, "sind wir nicht lebensfähig."

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